Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Das Todesurteil ist gesprochen“
Zum Artikel „Das wird Biberachs spannendstes Baugebiet“vom 14. Oktober erreichte die Redaktion folgender Leserbrief:
Ein 100 000 Quadratmeter neues Baugebiet, mit reichem Baumbewuchs „geschenkt“zu bekommen, das ist für Verwaltung und Gemeinderat der Stadt Biberach sehr verlockend. Da kann man drauflos planen und dann auch bauen und damit die Nachfrage nach knappen Baugrundstücken befriedigen. So weit , so gut – oder vielleicht schlecht?
Dort, auf dem Hirschberg, steht ein Gebäudekomplex – das Krankenhaus und ein zehnstöckiges Schwesternwohnheim – das der Planung und Bebauung im Wege steht. Deshalb wird beides abgerissen, denn das Schwesternwohnheim – so Stimmen aus dem Gemeinderat – sei zu marode, um es zu erhalten. Weg damit – sagt uns unsere moderne Wegwerfmentalität – wir wollen etwas Neues, denn Neues ist immer besser und schöner als Bestehendes. Zwar gibt es Überlegungen der Verwaltung, „einzelne“Gebäude zu erhalten, trotzdem muss ich glauben, dass für das Krankenhaus und das
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Schwesternwohnheim schon das Todesurteil gesprochen ist.
In Biberachs Altstadt stehen einige mehrhundertjährige Gebäude, die zu aller Zufriedenheit bestehen und wichtige Aufgaben erfüllen: die beiden Rathäuser, die beiden Schrannen, der Spital, das Kleeblatt, der Salzstadel, die Stadtbücherei, das Klösterle und viele andere Häuser aus alter Zeit. Dort wird hart gearbeitet, gut gelebt und gerne gewohnt. Ich frage mich, wie Gemeinderäte auf die Idee kommen können, ein Schwesternwohnheim, das nur wenige Jahrzehnte besteht, als „zu marode“zum Erhalt zu bezeichnen.
Es gibt eine Leserzuschrift die vorschlägt, das abzubrechende Gebäude als Studentenwohnheim zu nutzen. Ich schlage vor, die Krankenhausgebäude für das Bauamt zu nutzen. Damit wäre der Bauverwaltung aus beengten Verhältnissen im Spital geholfen und gleichzeitig Platz gemacht für eine eventuelle Erweiterung des Museums. Die verbleibende Restfläche des Hirschberges bliebe immer noch ein „spannendes“Baugebiet.
Horst Gutermann, Biberach