Schwäbische Zeitung (Biberach)
Hürbler Kindergarten hat zu wenig Platz
180 Quadratmeter Fläche fehlen seit Jahren – Anbau scheitert an fehlenden Zuschüssen
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HÜRBEL - Der katholische Kindergarten Don Bosco hat seine Heimat seit fast 20 Jahren im Hürbler Gemeindehaus. Während die Räumlichkeiten im ersten Obergeschoss in den Anfangsjahren den pädagogischen Anforderungen genügten, fehlt es in Zeiten der Ganztagsbetreuung an Platz. Leiterin Andrea Mohr spricht von 180 Quadratmetern, die die Einrichtung zusätzlich benötigt. Und das seit Jahren. Zwar gibt es Pläne für einen Anbau, doch deren Umsetzung scheiterten bislang am begrenzten finanziellen Spielraum der Gemeinde GutenzellHürbel und den fehlenden Zuschüssen. Die Bürgermeisterin macht auch wenig Hoffnung, dass sich an dieser Ausgangslage in absehbarer Zeit etwas ändert.
Eine Elternumfrage der Universität Darmstadt, an der sich der Kindergarten Don Bosco jüngst beteiligt hatte, dokumentierte das Dilemma einmal mehr schwarz auf weiß. Während der Kindergarten in Hürbel in allen pädagogischen und organisatorischen Bereichen weit über dem Durchschnitt der 78 teilgenommenen Einrichtungen liegt, gilt für die räumliche Situation genau das Gegenteil: Die Eltern beklagten, dass der Kindergarten über zu wenig Platz verfügt.
Für Kindergartenleiterin Andrea Mohr keine Überraschung, ist sie mit der Problematik doch seit Jahren vertraut. Nachdem 2006 erstmals unter Dreijährige aufgenommen werden, wird ab 2008 eine Ganztagsbetreuung angeboten. Ende 2011, Anfang 2012 geht an die Gemeinde ein Antrag für eine Betriebserlaubnis einer Krippengruppe. „Es kamen vermehrt Anfragen für Kinder ab einem Jahr“, berichtet Andrea Mohr.
Doch der Gemeinderat von Gutenzell-Hürbel entscheidet im November 2012, dass die Krippe in Gutenzell angebaut werden soll. Andrea Mohr erinnert sich bis heute ungern an jenen Abend, an dem sie erstmals ein wenig resigniert habe. „Das war ein herber Rückschlag, seither kämpfen wir für mehr Platz.“Zwar wird dem Hürbler Kindergarten damals zugestanden, im Gemeindehaus den Gemeindesaal und die Küche mitnutzen zu können. Für Andrea
Mohr aber keine dauerhaft zufriedenstellende Lösung, müsse aufgrund der anderen Nutzer doch jeden Abend ebenso wie im Bewegungsraum im Keller alles wieder aufgeräumt werden.
„Über die Jahre hat sich die Situation immer weiter verschärft“, erzählt die Leiterin. „Es wurden immer mehr Mitarbeiter, es kamen immer neue Handlungsfelder hinzu.“Da sich die räumliche Situation aber nicht verändert habe, fehlten derzeit ein Schlafraum, ein Essensraum („zehn bis zwölf Kinder können in unserem Vesperstüble essen, unsere Ganztagsgruppe hat aber 20 Kinder“), eine separate Küche, ein Funktionsraum und ein Pflege- und Wickelraum. Außerdem sei das Personalzimmer für acht Mitarbeiter zugleich Umkleide-, Pausen- und Elternsprechraum. „Uns fehlen 180 Quadratmeter, und das seit zwölf Jahren“, fasst die Leiterin zusammen.
Gespräche und Vor-Ort-Termine habe es in den vergangenen Jahren diesbezüglich zuhauf gegeben. Mit der Kirchengemeinde, der bürgerlichen Gemeinde, dem Landesverband katholische Kindertagesstätten, Architekten. Claudia Schad, Gemeinderätin in Gutenzell-Hürbel und zweite gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats Hürbel, bestätigt: Es habe immer wieder Momente gegeben, in denen die Hoffnung groß gewesen sei, dass jetzt Bewegung in die Sache komme. Nicht zuletzt, als Ex-Bürgermeister Andreas Merkle in den Jahren 2014 und 2015 vor der Bürgermeisterwahl das Projekt in den Haushalt aufgenommen hatte. 400 000 Euro seien in der mittelfristigen Finanzplanung damals berücksichtigt gewesen, bestätigt Bürgermeisterin Wieland. Auch Pläne für einen Anbau, der das Problem lösen könnte, gibt es seit geraumer Zeit. „Aber aktuell herrscht wieder Stillstand“, sagt Claudia Schad. Leidtragende seien die Erzieherinnen.
Sowohl Claudia Schad als auch Andrea Mohr wissen, dass die finanziellen Möglichkeiten von Gutenzell-Hürbel überschaubar sind. Darauf
verweist auch die Bürgermeisterin. „Natürlich können die Gemeinderäte und ich den Wunsch nach mehr Platz absolut nachvollziehen“, sagt Monika Wieland. „Aber leider haben wir die Mittel nicht, wir könnten eine Erweiterung finanziell nicht stemmen.“Zumal die Gemeinde nicht mit Zuschüssen rechnen könne, da der Bedarf derzeit gedeckt sei. Die Zahlen von Andrea Mohr belegen dies. Von 45 Plätzen seien im Moment 33 belegt, im Laufe des Kindergartenjahres steige die Zahl voraussichtlich auf 38. Und ohne Zuschüsse kann Bürgermeisterin Wieland wenig Hoffnung machen.
Was Andrea Mohr weder zufriedenstellen noch überraschen dürfte. Auch wenn das Thema sie schon viele Tränen und schlaflose Nächte gekostet habe, wolle sie die Hoffnung nach all den Jahren noch nicht aufgeben. Doch was macht ihr noch Hoffnung? „Ich weiß es nicht, aber es muss doch irgendeine Möglichkeit geben, mit der uns geholfen werden kann.“