Schwäbische Zeitung (Biberach)
Werden Masken zum Müllproblem?
In der Memminger Altstadt werfen viele Menschen getragene Einwegmasken einfach weg
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MEMMINGEN - Sieben Straßenkehrer und ein Mitarbeiter des Bauhofs sind in Memmingen ganzjährig unterwegs, um die Stadt sauber zu halten. Sie kehren Laub zusammen, zwicken Plastik vom Boden auf, leeren Mülleimer – und sammeln in diesem Jahr außerdem weggeworfene Masken ein. „Das ist echt extrem. Die liegen überall“, sagt Alexander Wallner, stellvertretender Bauhofleiter in Memmingen. Neben Mülleimern, auf Sitzbänken und auf Parkplätzen haben die Mitarbeiter des Bauhofs in den vergangenen Monaten immer häufiger liegen gebliebene MundNasen-Bedeckungen eingesammelt und entsorgt.
Ein Problem sei das vor allem auf den großen Plätzen in der Altstadt, auf denen viele Menschen unterwegs sind, sagt Wallner. Dort gilt wie in der gesamten Fußgängerzone Maskenpflicht, in den weiterführenden Straßen dürfen Passanten die Mund-Nasen-Bedeckung jedoch absetzen. „Es sind größtenteils Einwegmasken, die liegen bleiben“, erzählt Wallner. Stoffmasken, ob gekauft oder selbst genäht, sammelten seine Kollegen selten auf. „Die haben ja auch Geld gekostet, da achtet man vielleicht mehr drauf“, vermutet Wallner. Die Masken landen dann im Müllbehälter des Bauhofs, ins Fundbüro bringen die Mitarbeiter sie nicht.
Im Müll landen auch Masken, die Besucher an den Tischen und Stühlen des Café Hamptons am Marktplatz
liegen lassen. „Aber das hält sich im Rahmen. Wir müssen nicht täglich mit der Müllzwicke durchlaufen“, sagt Magali Rau vom Hamptons. Es komme auch vor, dass Gäste bei den Bedienungen nach vergessenen Stoffmasken fragen, erzählt Rau. „Aber wir heben die nicht auf. Das ist ja auch eine Hygienefrage. Sobald wir den Tisch desinfizieren, werfen wir sie weg.“
Kaum Probleme mit liegen gebliebenen Masken hat das Cineplex im Gewerbegebiet Nord. In dem Kino müssen Besucher solange eine Maske tragen, bis sie an ihrem gebuchten Platz vor der Leinwand sitzen. „Es werden mal welche im Kinosaal vergessen, aber auf dem Parkplatz ist das gar kein Problem“, sagt Theaterleiterin Annemarie Riedle.
Sowohl der katholische Dekan Ludwig Waldmüller als auch sein evangelischer Amtskollege Christoph Schieder wissen von keinen Masken, die nach Gottesdiensten auf Kirchenbänken liegen bleiben. „Die Maskenpflicht bleibt ja bis zum Ausgang bestehen, vermutlich deshalb liegen in der Kirche und auf dem Gelände keine herum“, erklärt Schieder. Gleiches gilt für die katholischen Kirchen. Waldmüller sagt: „Das wäre ja, wie wenn es regnet, und sie vergessen den Regenschirm.“Allerdings befindet sich das Pfarrbüro neben einer Schule „und da bleiben immer viele Masken liegen“.
Der stellvertretende Bauhofleiter Wallner geht davon aus, dass viele Masken an Straßenrändern und auf Plätzen bewusst weggeworfen werden – und nur wenige versehentlich herunterfallen. „Das ist wie bei anderem Müll auch: Den bekommt auch nicht jeder in den Mülleimer“, sagt er. Dabei wären Einwegmasken dort eigentlich richtig. Einwegmasken – und auch solche aus Stoff, sofern man sie denn wegwerfen möchte – gehören in den Restmüll, teilt das Bayerische Landesamt für Umwelt mit. In den Müllverbrennungsanlagen in der Region verbrennen diese Masken und eventuelle Viren dann bei Temperaturen von bis zu 1000 Grad.
Ob die Bauhofmitarbeiter Angst haben, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, wenn sie benutzte Masken einsammeln? „Das wäre mir nicht bekannt“, sagt Wallner. Seine Kollegen sammeln die Masken mit Müllzwicken und Einweghandschuhen auf, in der Altstadt tragen sie zudem selbst einen Mund-NasenSchutz. Es komme zu keinem direkten Kontakt, betont Wallner.