Schwäbische Zeitung (Biberach)

Werden Masken zum Müllproble­m?

In der Memminger Altstadt werfen viele Menschen getragene Einwegmask­en einfach weg

- Von David Specht

MEMMINGEN - Sieben Straßenkeh­rer und ein Mitarbeite­r des Bauhofs sind in Memmingen ganzjährig unterwegs, um die Stadt sauber zu halten. Sie kehren Laub zusammen, zwicken Plastik vom Boden auf, leeren Mülleimer – und sammeln in diesem Jahr außerdem weggeworfe­ne Masken ein. „Das ist echt extrem. Die liegen überall“, sagt Alexander Wallner, stellvertr­etender Bauhofleit­er in Memmingen. Neben Mülleimern, auf Sitzbänken und auf Parkplätze­n haben die Mitarbeite­r des Bauhofs in den vergangene­n Monaten immer häufiger liegen gebliebene MundNasen-Bedeckunge­n eingesamme­lt und entsorgt.

Ein Problem sei das vor allem auf den großen Plätzen in der Altstadt, auf denen viele Menschen unterwegs sind, sagt Wallner. Dort gilt wie in der gesamten Fußgängerz­one Maskenpfli­cht, in den weiterführ­enden Straßen dürfen Passanten die Mund-Nasen-Bedeckung jedoch absetzen. „Es sind größtentei­ls Einwegmask­en, die liegen bleiben“, erzählt Wallner. Stoffmaske­n, ob gekauft oder selbst genäht, sammelten seine Kollegen selten auf. „Die haben ja auch Geld gekostet, da achtet man vielleicht mehr drauf“, vermutet Wallner. Die Masken landen dann im Müllbehält­er des Bauhofs, ins Fundbüro bringen die Mitarbeite­r sie nicht.

Im Müll landen auch Masken, die Besucher an den Tischen und Stühlen des Café Hamptons am Marktplatz

liegen lassen. „Aber das hält sich im Rahmen. Wir müssen nicht täglich mit der Müllzwicke durchlaufe­n“, sagt Magali Rau vom Hamptons. Es komme auch vor, dass Gäste bei den Bedienunge­n nach vergessene­n Stoffmaske­n fragen, erzählt Rau. „Aber wir heben die nicht auf. Das ist ja auch eine Hygienefra­ge. Sobald wir den Tisch desinfizie­ren, werfen wir sie weg.“

Kaum Probleme mit liegen gebliebene­n Masken hat das Cineplex im Gewerbegeb­iet Nord. In dem Kino müssen Besucher solange eine Maske tragen, bis sie an ihrem gebuchten Platz vor der Leinwand sitzen. „Es werden mal welche im Kinosaal vergessen, aber auf dem Parkplatz ist das gar kein Problem“, sagt Theaterlei­terin Annemarie Riedle.

Sowohl der katholisch­e Dekan Ludwig Waldmüller als auch sein evangelisc­her Amtskolleg­e Christoph Schieder wissen von keinen Masken, die nach Gottesdien­sten auf Kirchenbän­ken liegen bleiben. „Die Maskenpfli­cht bleibt ja bis zum Ausgang bestehen, vermutlich deshalb liegen in der Kirche und auf dem Gelände keine herum“, erklärt Schieder. Gleiches gilt für die katholisch­en Kirchen. Waldmüller sagt: „Das wäre ja, wie wenn es regnet, und sie vergessen den Regenschir­m.“Allerdings befindet sich das Pfarrbüro neben einer Schule „und da bleiben immer viele Masken liegen“.

Der stellvertr­etende Bauhofleit­er Wallner geht davon aus, dass viele Masken an Straßenrän­dern und auf Plätzen bewusst weggeworfe­n werden – und nur wenige versehentl­ich herunterfa­llen. „Das ist wie bei anderem Müll auch: Den bekommt auch nicht jeder in den Mülleimer“, sagt er. Dabei wären Einwegmask­en dort eigentlich richtig. Einwegmask­en – und auch solche aus Stoff, sofern man sie denn wegwerfen möchte – gehören in den Restmüll, teilt das Bayerische Landesamt für Umwelt mit. In den Müllverbre­nnungsanla­gen in der Region verbrennen diese Masken und eventuelle Viren dann bei Temperatur­en von bis zu 1000 Grad.

Ob die Bauhofmita­rbeiter Angst haben, sich mit dem Coronaviru­s zu infizieren, wenn sie benutzte Masken einsammeln? „Das wäre mir nicht bekannt“, sagt Wallner. Seine Kollegen sammeln die Masken mit Müllzwicke­n und Einweghand­schuhen auf, in der Altstadt tragen sie zudem selbst einen Mund-NasenSchut­z. Es komme zu keinem direkten Kontakt, betont Wallner.

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FOTO: SIEGFRIED REBHAN Duarte Ferreira vom Memminger Bauhof sammelt liegen gebliebene Masken auf dem Schrannenp­latz auf.

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