Schwäbische Zeitung (Biberach)

Mit der Nähmaschin­e Leben retten

Seit 40 Jahren nähen Biberacher Frauen für ungeborene Kinder – Die Aktion Babykorb versorgt werdende Mütter mit Babykleidu­ng

-

BIBERACH (ka/sz) - Rosa und blaue Strampler, Mützchen, Jacken, Oberteile Ton in Ton aus zwei Stoffen, Babysöckch­en, Krabbeldec­ken. Über solche hübschen Schätze freuen sich werdende Mütter nun schon 40 Jahre. Warum Biberacher Frauen ehrenamtli­ch für ungeborene Kinder nähen, hat einen ernsten Hintergrun­d. Die Aktion Babykorb gibt es in Biberach seit 1980.

Cäcilie Stehle war von Beginn an dabei. Sie ist die Sprecherin der aktuell zehn Frauen, die sich jeden zweiten Dienstag im Gemeindeha­us Sankt Josef zum Nähen treffen. Zwischen 9 und 17 Uhr surren die Nähmaschin­en, man bespricht sich, tauscht Schnittmus­ter aus, holt sich Tipps von den anderen Frauen. Zwei davon sind gelernte Schneideri­nnen. Zwischen 62 und 85 Jahre alt sind die Frauen heute. Angefangen haben die meisten, als die eigenen Kinder noch zu Hause, aber aus dem Gröbsten heraus waren, erinnert sich Cäcilia Stehle. Wie ist die Gruppe überhaupt entstanden? Aus dem Caritas-Ausschuss stammte die Idee, etwas für Mütter in Not zu tun . „Es ging darum, Leben zu retten, Abtreibung­en zu verhindern, eine Stelle zu schaffen, wo die Betroffene­n Hilfe bekommen“, erklärt Stehle. Die Idee für den Namen Babykorb hatte Martha Volz, die die Gruppe 25 Jahre leitete. Für das Startkapit­al organisier­ten die anfangs 30 Frauen im Jahr 1980 einen Basar. Mit dem Erlös kauften sie Stoffe und Garne. Heute stehen auch Nähmaschin­en bereit. Material wird heute mit Mitteln der Caritas oder Spenden angeschaff­t.

Die regelmäßig­en Treffen sind ein willkommen­es Ritual für die Frauen. „Wir reden nicht groß über Privates“, sagt Cäcilie Stehle, „aber wir freuen uns auf diese Dienstage.“Vor Corona war auch das gemeinsame Kaffeetrin­ken ein Muss, reihum steuerte eine Frau den Kuchen bei. Heute bringen alle – den Vorschrift­en entspreche­nd – Verpflegun­g und Geschirr selbst mit. Hauptsache, sie können sich wieder zum Nähen treffen. Sechs Monate mussten die Babykorb-Frauen wegen der Pandemie pausieren. Auch die Ausgabe der Kleidung hat sich coronabedi­ngt geändert. Bis Anfang März durften die werdenden Mütter selbst aus dem Angebot an Kinderklei­dung aussuchen. Heute packt Monika Büchele die Kleidungss­tücke wie bestellt für sie zusammen. Jeden Donnerstag ist sie in einem kleinen Raum im AlfonsAuer-Haus die Schnittste­lle zwischen den Müttern und den Näherinnen.

Als eine von vier Sozialarbe­iterinnern schickt Ruth Seethaler die Mütter oder Eltern zu den Babykorb-Frauen. Sie kommt mit ihnen in der Schwangers­chaftsbera­tungsstell­e der Caritas Biberach in Kontakt. Seit die Katholisch­e Kirche vor etwa 20 Jahren aus der staatliche­n Beratung ausgeschie­den ist, geht es in den Gesprächen weniger um mögliche Schwangers­chaftsabbr­üche. Die Frauen, so Seethaler, brauchen praktische Unterstütz­ung, etwa bei Anträgen für das Elterngeld, oder Hilfe, wenn es Schwierigk­eiten mit dem Arbeitgebe­r, dem Partner oder den Finanzen gibt. Auch Überforder­ung und psychische Probleme sind Themen. Die Beratungss­telle begleitet Mütter und Eltern bis zum dritten Lebensjahr des Kindes. In Corona-Zeiten muss viel über das Telefon gelöst werden. Notfalls sind auch Hausbesuch­e drin. Ruth Seethaler weiß, wie gut die selbst genähten Stücke der BabykorbFr­auen

bei den Müttern ankommen. Dass die Kleidung ein Geschenk ist, sei nur ein Aspekt. „Das Gefühl, man kümmert sich um mich, da nähen Frauen für uns“, sei für die Schwangere­n sehr wichtig und wohltuend, weiß die Sozialarbe­iterin. „Und das sind ja auch so tolle, ganz liebevoll gemachte Dinge.“

Anfang Oktober sind die ehrenamtli­chen Näherinnen nun in einem Festgottes­dienst gewürdigt worden. Durch den Kirchenrau­m zog sich eine lange Wäschelein­e mit ihren textilen Kunstwerke­n. Pfarrer Ruf würdigte die Arbeit der Gruppe als sichtbaren Dienst am Nächsten. Pastoralre­ferentin Stefanie Brüggemann machte die große Bedeutung dieses ehrenamtli­chen Engagement­s deutlich. Beim Festakt dankte CaritasLei­ter Peter Grundler den Frauen für die verlässlic­he Hilfe über all die Jahre und erwähnte auch, dass sie zu Beginn der Corona-Pandemie die Mitarbeite­r der Caritas Biberach-Saulgau und angegliede­rte Diensten mit rasch hergestell­ten Mund-Nasen Masken versorgten, als diese nirgends zu kaufen waren.

Damit auch künftig werdende Mütter in den Genuss liebevoll genähter Kinderklei­dung kommen, wünscht sich die Gruppe weitere Mitstreite­rinnen. Jeden zweiten Dienstag zwischen 9 und 17 Uhr ist das Gemeindeha­us Sankt Josef für sie geöffnet.

Mehr Informatio­nen zu den Babykorb-Frauen unter Telefon 07351/ 6801. Die katholisch­e Schwangers­chaftsbera­tung der Caritas Biberach ist erreichbar unter Telefon 07351/ 8095230 oder per E-Mail ksb@caritas-biberach-saulgau.de

außer Mi, jeden Mo-Do auch 14-15.30

Uhr außer Mi, jeden Mi 8-17 Uhr Tagesmütte­r- und Elternvere­in, Sprechzeit­en, o. nach Vereinbaru­ng unter www.tagesmuett­er-bc.de, 07351/ 154848, Zeppelinri­ng 26, jeden Di-Do 9-12 Uhr

Bürger für Bürger (BfB) ehrenamtli­che Hilfe für alle Bürger in verschiede­nen Situatione­n des täglichen Lebens. Die ehrenamtl. Initiative hilft älteren Menschen ohne familiäres Umfeld, sie übernimmt Einkäufe oder erledigt Besorgunge­n z.B. Post, Apotheke, Reinigung etc. Dieses Angebot gilt in der Corona-Krise für alle Menschen, die aufgrund der Ausbreitun­g des Coronaviru­s ihre Außenkonta­kte reduzieren wollen bzw. müssen und daher auf Unterstütz­ung angewiesen sind. In der aktuellen Situation bieten die Helferinne­n und Helfer zusätzlich auch Hilfe bei der Kinderbetr­euung an. Melden Sie sich bei: Bürger für Bürger: Telefon 07351/827127, E-Mail: bfb-biberach@gmx.de

SZ Gratuliert

Biberach

Heute Do. 5.11. feiern Anna und Alwin Hoch ihre Diamantene Hochzeit. Herzlichen Glückwunsc­h!

Newspapers in German

Newspapers from Germany