Schwäbische Zeitung (Biberach)

Der Bart muss ab

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

In einem Menschenge­sicht kann vieles hängen bleiben. Entsetzen, Ekstase, Staubkörne­r, die von buschigen Augenbraue­n vor dem Absturz gerettet werden, oder Nudeln, was für die Kommunikat­ion schlimme Folgen hat, wie wir von Loriot wissen. Extrem wird die Lage, wenn Vollbärte im Spiel sind, alles kann ja in Manneszier­den landen: Fusseln, Algen, Suppenrest­e, Bierschaum, Tabakkrüme­l. Es gibt Männer, die ihren Bart als Tasche benutzen und ihr Handy darin aufbewahre­n, Alpenbewoh­ner wurden dabei beobachtet, wie sie ihre Ski darin festtauten.

Weil Vollbärte allerdings auch Auffangbec­ken für gefährlich­en Unrat sind – Aerosole, Bakterien, Viren – schlägt die Schweiz jetzt Alarm. Angestellt­e der Parlaments­wache dürfen seit 1. November maximal fünf Zentimeter lange Bärte tragen. Wenn sie sie nicht stutzen, etwa, weil sie überzeugte Hipster oder Waldschrat­e sind, werden sie versetzt. Schuld daran hat natürlich Corona, der Bart gefährde das korrekte Tragen des Mund-Nasen-Schutzes, sagt der Ständerats­präsident mit dem enorm helvetisch­en Namen Hans Stöckli. Prinzipiel­l solle der Vollbart

● ans Messer geliefert werden: „Rein sicherheit­stechnisch ist ein langer Bart eine Schwachste­lle, wenn es zu einer körperlich­en Auseinande­rsetzung mit einem Angreifer kommt“, sagt das Schweizer Bundesamt für Polizei. Familien können das bestätigen. Wie viele Väter wurden schon erfolgreic­h am Bart gezogen, weil die Kinder Gummibärch­en wollten? Und wie viele Nikoläuse wurden auf diese Art enttarnt, weil die Kleinen ihre Echtheit prüften? Zeit, dass die Bärte abkommen. (zak)

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FOTO: DPA

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