Schwäbische Zeitung (Biberach)
Eine Kur für den Patienten Wald
Der Forst leidet unter dem Klimawandel – Wie die Landesregierung ihn retten will
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STUTTGART (lsw) - Der Wald in Baden-Württemberg ist ein Patient und wird es auch noch lange bleiben. Damit er aber in einigen Jahrzehnten ausreichend aufgestellt ist, um dem Klimawandel zu trotzen, hat das Land eine Waldstrategie erstellt. Nicht alleine, sondern in langen Gesprächen. „Wir brauchen aufgrund des Klimawandels eine strategische Ausrichtung, wie wir den Wald bewirtschaften“, sagte der baden-württembergische Forstminister Peter Hauk (CDU) am Donnerstag bei einem Online-Forum in Freiburg.
Stürme, Dürre und Borkenkäfer setzen dem Wald immer stärker zu. Mit einem Notfallplan hilft die Landesregierung und stellt 2021 und 2022 jeweils rund 40 Millionen Euro zusätzlich für den Forst zur Verfügung. Außerdem hofft man in Stuttgart auf weiteres Geld vom Bund – man rechnet mit weiteren 12,5 Millionen Euro pro Jahr.
„Der Notfallplan kann nur ein Anfang gewesen sein“, sagte Hauk. „Wir müssen weiter nach vorne denken.“Es brauche ein Bündel an kurz- und langfristigen Maßnahmen, um den Wald zu erhalten. Das Ziel ist klar: Bis zum Jahr 2050 soll der Wald klimastabil werden. In den vergangenen Monaten sind deshalb die wichtigsten Inhalte für eine Waldstrategie erarbeitet worden. Eingebunden wurden dabei unter anderem die Forstwirtschaft und die Waldbesitzer ebenso wie Naturschützer, Tourismus, Regional- und Jugendverbände, Stadtplanungsämter und Wissenschaftler.
Die Eckpunkte der Strategie sollen das Waldmanagement in Zeiten des Klimawandels genauso betreffen wie den Wald als Erholungsraum, die
Kommunikation und Biodiversität oder das Wildtiermanagement. Kurzfristig könne unter anderem Digitalisierung umgestellt werden, sagte Hauk. Er schlug auch ein Waldbesitzerportal vor und eine „Forst Cloud“, um Daten leichter bündeln und austauschen zu können.
Das Strategiepapier sei lediglich ein Grundgerüst und gebe eine Stoßrichtung vor, sagte der Minister. Zahlreiche weitere Gespräche seien notwendig, um über konkretere Schritte zu entscheiden.
Nicht nur in Baden-Württemberg wird der Wald zum Patienten. Nach dem aktuellen Waldzustandsbericht des Forstministeriums gelten 46 Prozent der Waldfläche im Südwesten als deutlich geschädigt, im Jahr zuvor lag der Wert noch drei Prozentpunkte darunter. Schäden sind laut Bericht auf die Folgen von Hitze und Dürre zurückzuführen, auch der Borkenkäfer hinterlässt seine Spuren. Vor allem die Fichte, noch häufigste Baumart im Land, entwickele sich besorgniserregend.
Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) appellierte an Förster und Waldeigentümer, sich nicht nur um den eigenen Wald zu kümmern, sondern auch gesellschaftlich sichtbarer zu werden. Sie müssten sich als Klimabotschafter stark machen, forderte der Nabu-Landesvorsitzende Johannes Enssle. Er lobte die neue Ausrichtung: „Das Multitalent Wald soll Holz liefern, Wasser filtern, Kohlenstoff binden, Tiere und Pflanzen schützen und gleichzeitig noch Arbeitsplatz sowie ein Ort der Erholung und geistigen Inspiration für uns gestresste Menschen sein“, sagte Enssle. Da sei es gut, sich Gedanken zu machen, wie sich die Ansprüche an die Wälder sinnvoll unter einen Hut bringen ließen.