Schwäbische Zeitung (Biberach)
Stadt plant wichtigen Lückenschluss im Radwegenetz
Zwei Baumaßnahmen im Bereich der innerstädtischen B 312 eröffnen Chancen – Wie Biberach diese nutzen will
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BIBERACH - Die Gunst der Stunde will die Stadt Biberach nutzen, um die Situation für Radfahrer im Bereich der innerstädtisch verlaufenden B 312Trasse mittelfristig entscheidend zu verbessern. Wichtige Lücken im innerstädtischen Radwegenetz würden damit geschlossen, wie eine im Bauausschuss vorgestellte Projektstudie aufzeigte, die nun weiterverfolgt werden soll.
Zwei Maßnahmen sind es, die der Stadt die Chance geben, konkrete Maßnahmen zu planen. Zum einen ergibt sich durch die baulichen Veränderungen auf dem früheren KundrathAreal die Gelegenheit, dass die Stadt eine kleine Fläche zur Saulgauer Straße hin erwerben kann, um dort einen Radfahrstreifen anzulegen. Zum anderen plant der Bund eine Sanierung der Straßendecke des innerstädtisch verlaufenden B 312-Abschnitts in diesem Bereich. „Weil der Bund das sehr zügig erledigen will, wollen wir damit einhergehend Verbesserungen für den Radverkehr schaffen“, so Baubürgermeister Christian Kuhlmann. Denn so ließen sich im Bereich Kolpingstraße, Theaterstraße, Riedlinger Straße, Felsengartenstraße und Saulgauer Straße einige der wichtigsten Lücken im städtischen Radwegenetz schließen sowie bislang unzulänglich gelöste Radwegsituationen verbessern.
Was ist geplant? In der Kolpingstraße soll ab der Einmündung Waldseer Straße in Fahrtrichtung Norden ein etwa 1,85 Meter Radfahrstreifen angelegt werden, der über die Theaterstraße weiter in die Riedlinger Straße führt. In diesem Bereich gebe es aktuell noch kein Angebot für Radfahrer, so Stadtplanungsamtsleiter Roman Adler. Nachteile: Am Beginn der Kolpingstraße fallen zwei Parkplätze weg, die Abbiegespur in die Raustraße entfällt, auch die Mittelinsel am Zebrastreifen bei der Hochschule muss entfernt werden, ebenso die Einfädelspur zur Tiefgarage Stadthalle. Denn der Platz wird für den Radfahrstreifen gebraucht. Dort sollen auch einige Bäume gepflanzt werden.
Entlang der Riedlinger Straße in südlicher Fahrtrichtung soll es ebenfalls einen 1,85 Meter breiten Radfahrstreifen geben, der durch die Felsengartenstraße in die Saulgauer Straße führt. Dort gibt es bisher nur einen mangelhaften, ein Meter breiten Bordsteinradweg. Entscheidende Änderung hierbei: In beiden Straßen soll es für den motorisierten Verkehr dann nur noch eine statt wie bisher zwei Fahrspuren geben, weil der Platz für den Radfahrstreifen gebraucht wird. Lediglich vor der Einmündung in die Kolpingstraße teilt sich die Saulgauer Straße dann wieder in zwei Abbiegespuren. Für linksabbiegende Radfahrer soll es dort in der Fahrbahnmitte einen Schutzstreifen geben.
In der Kolpingstraße wird es in südlicher Fahrtrichtung keinen Radfahrstreifen geben, weil der Platz nicht ausreicht. Hier sollen Radfahrer den Gehweg mitbenutzen dürfen. Alternativ bietet sich die Route über die Karlstraße/Martinstraße an.
Baubürgermeister Kuhlmann betonte, dass es sich bei den vorgestellten Überlegungen noch nicht um einen fertigen Planentwurf handele. „Erst wenn Sie dieser Studie zustimmen, werden wir einen Entwurf im Detail ausarbeiten.“
Die Stadträte stimmten einmütig für die Projektstudie, hatten aber doch einige kritische Anmerkungen. „Wir wollen Verbesserungen für die Radfahrer, aber der gesamte Bereich wird noch für einige Jahre als Bundesstraße klassifiziert sein, mit dem entsprechenden Schwerverkehr“, sagte Friedrich Kolesch (CDU). Deswegen sei wichtig, dass der Verkehr in den betreffenden Abschnitten fließen könne. „Ein Stop-and-Go sorgt für noch mehr Lärm und Abgase.“Außerdem sei auch der Linienbusverkehr auf dieser Strecke unterwegs. Er befürchte, dass es durch den Wegfall der Einfädelspuren in die Raustraße und zur StadthalleTiefgarage
zu Staus in Kolping- und Theaterstraße komme. Auch die Einspurigkeit in der Saulgauer Straße bereite ihm aus diesem Grund Sorge. Im Übrigen solle der Bund bei der Straßendeckensanierung lärmmindernden Asphalt verwenden, regte Kolesch an.
Josef Weber (Grüne) begrüßte die Pläne. Er wünsche sich auf dem gesamten B-312-Abschnitt auch tagsüber Tempo 30. Allerdings gefalle ihm nicht, dass selbst nach der baulichen Verbesserung für die Radfahrer immer noch Schwerlastverkehr durch die Stadt rolle. Dieser solle baldmöglichst auf die Nordwest-Umfahrung geleitet werden.
Auch Magdalena Bopp (Freie Wähler) signalisierte Zustimmung, äußerte aber ihre Bedenken, Felsengartenstraße und Saulgauer Straße auf eine Fahrspur zu verengen, so lange noch Schwerlastverkehr durch die Stadt rolle. Wie Kolesch befürchtet sie mehr Staus. Auch den Wegfall einzelner Stellplätze in Kolpingstraße und Riedlinger Straße empfinde sie als „nicht glücklich“.
Man könne nicht alles haben, sagte Heidrun Drews (SPD). Ihrer Fraktion liege ein sicherer Radverkehr am Herzen, „gerne mit Tempo 30 und lärmminderndem Asphalt“. Der motorisierte Verkehr werde in diesem Bereich mittelfristig nicht signifikant zurückgehen, „aber der Radverkehr wird zunehmen“, so Drews. Neben vereinzelten Verbesserungen wünsche sie sich noch eine Stellungnahme von Elternbeiräten und Verkehrsschule zu den Plänen.
Man werde alle Anregungen und Kritikpunkte prüfen, sicherte Kuhlmann zu. Die Reduzierung der Fahrspuren in Felsengartenstraße und Saulgauer Straße werde man diskutieren müssen. Das Regierungspräsidium (RP) habe sich vorab damit einverstanden erklärt. „Wir können keinen Radfahrstreifen anlegen, ohne Fahrspuren oder Parkplätze zu reduzieren. Diesem Konflikt müssen wir uns stellen“, so Kuhlmann.
Alles wäre einfacher, wenn man die Nordwest-Umfahrung bereits vorab zur Bundesstraße hochgestuft hätte, meinte Alfred Braig (FDP). Das RP habe das für die Zeit nach 2022 auf dem Schirm, antwortete Kuhlmann, „deshalb ist es mit unseren jetzigen Planungen ja vermutlich auch einverstanden.“Am 16. November soll der Gemeinderat beschließen, die Projektstudie für den Radverkehr weiterzuverfolgen.