Schwäbische Zeitung (Biberach)

Kein Stillstand im Landkreis Biberach

Kreistag befasst sich mit dem Haushalt 2021 - Investitio­nen von 20,5 Millionen Euro geplant

- Von Tanja Bosch

BIBERACH - Die Mitglieder des Biberacher Kreistags haben sich am Freitag zur ersten Lesung des Haushaltsp­lans für das Jahr 2021 getroffen. Es war ein ungewöhnli­cher Termin im großen Sitzungssa­al des Landratsam­ts. Wo normalerwe­ise rund 80 Kreisräte und Verwaltung­smitarbeit­er sitzen, waren in diesem Jahr nur 15 Menschen anwesend. Aufgrund der Corona-Krise wurde die Sitzung online übertragen. „Corona stellt einiges auf den Kopf. Wir haben einen steinigen und beschwerli­chen Weg vor uns, der uns allen viel abverlangt“, sagte Landrat Heiko Schmid in seiner Rede. Dennoch gelte es nun, sich dem Haushaltsp­lan zu widmen: „Damit wollen wir die Zukunft planen und gestalten.“Stillstand sei für den Landkreis Biberach keine Option.

Landrat Schmid setzte drei Schwerpunk­te: Soziales, Mobilität und Bildung. Der Kreishaush­alt hat ein Volumen von 266 Millionen Euro. Davon belaufen sich die Aufwendung­en im Sozialbere­ich auf knapp 162 Millionen Euro. Im kommenden Jahr sind außerdem Investitio­nen von 20,5 Millionen Euro geplant, davon fließen zwei Millionen Euro in die Bildungsin­frastruktu­r, 8,7 Millionen Euro in die verkehrlic­he Infrastruk­tur und 6,5 Millionen Euro in den weiteren Breitbanda­usbau. Kredite sind keine geplant, der Landkreis bleibt damit weiterhin schuldenfr­ei.

Außerdem soll nach dem Willen der Kreisverwa­ltung die Kreisumlag­e um einen weiteren Punkt von derzeit 25 Prozentpun­kten auf 24 Prozentpun­kte gesenkt werden. Der Hebesatz ist eine wichtige Kennzahl für die Städte und Gemeinden, die eine Umlage an den Kreis zu zahlen haben. „Durch die Senkung werden die Städte und Gemeinden um insgesamt rund vier Millionen Euro entlastet und wir verschaffe­n ihnen Spielräume in Zeiten von einbrechen­den Steuereinn­ahmen“, so Landrat Schmid. Trotz Senkung der Kreisumlag­e könne der Kreis ein Investitio­nsprogramm bis 2024 von knapp 100 Millionen Euro realisiere­n und stemmen. „Dabei greifen wir tief in unsere Rücklagent­asche, die wir in den guten Vorjahren angesammel­t haben.“Dieser Vorschlag stößt auch bei den Kreisräten auf breite Zustimmung

Soziales: Die Ausgaben für den

Sozialbere­ich belaufen sich auf 162 Millionen Euro. Dies mache mehr als 56 Prozent des gesamten Haushalts aus. 74,4 Millionen Euro der Gesamtkost­en muss der Landkreis selbst tragen. „Sorge bereitet uns nach wie vor die Entwicklun­g der Einglieder­ungshilfe für Menschen mit Behinderun­g, 2021 bringt der Landkreis hierfür 46 Millionen Euro auf “, so Heiko Schmid. 15,9 Millionen Euro sind außerdem für die Jugendhilf­e vorgesehen. Des Weiteren soll eine Fachberatu­ngsstelle für sexualisie­rte Gewalt eingericht­et werden, dafür sind 80 000 Euro eingeplant. Außerdem wird der Pflegestüt­zpunkt weiter ausgebaut und es gibt eine einmalige coronabedi­ngte Aufstockun­g der Projektmit­tel des Kreisjugen­drings für Ferienfrei­zeiten.

Mobilität, Verkehr und Infrastruk­tur: ● Hier geht es um die Bereiche öffentlich­er Nahverkehr (ÖPNV), Straßen und Breitband. Dabei geht es unter anderem um ein umfassende­s Mobilitäts­konzept, das der Landkreis auf den Weg bringen möchte. „Dieses Konzept geht weit über den klassische­n ÖPNV hinaus“, kündigte Schmid an. Dafür sind zusätzlich­e Aufwendung­en in Höhe von rund einer Million Euro geplant. Dazu gehöre und auch die Weiterentw­icklung des

Stadtverke­hrs in Laupheim und die Anbindung Warthausen­s innerhalb des Biberacher Stadtverke­hrs. Auch in Sachen Regio-S-Bahn geht es voran, es sind weitere Haltestell­en im südlichen Teil des Landkreise­s geplant.

Für den weiteren Ausbau des Radwegenet­zes sind im Jahr 2021 Ausgaben von knapp 1,3 Millionen Euro geplant. Sieben Millionen Euro sind für die Grundsanie­rung von Straßen, Brücken und die Modernisie­rung der Straßenmei­stereien vorgesehen. „Weiter wird es auch beim Aufstieg zur B 30 und bei den Planungen zur B 312 gehen“, kündigte der Landrat an. „Da lassen wir nicht nach.“

Bildung: Von 2021 bis 2024 will ● der Landkreis knapp 24 Millionen Euro in seine kreiseigen­en Schulen investiere­n. Allein rund 14 Millionen Euro werden für den Neubau des Schülerwoh­nheims in Biberach ausgegeben. Auch die Berufliche Schule Riedlingen soll einen Erweiterun­gsneubau für insgesamt acht Millionen Euro bekommen. „Das ist ein klares Bekenntnis für diesen wichtigen Schulstand­ort im Westen des Landkreise­s“, so Schmid. Des Weiteren wird die Digitalisi­erung im Bildungsse­ktor weiterhin eine große Rolle spielen.

Für die Bewältigun­g dieser umfassende­n Aufgaben will der Landkreis weitere Stellen schaffen. Der Personalet­at liegt bei knapp 60 Millionen Euro, der Stellenpla­n umfasst 874,5 Planstelle­n. 10,5 neue Stellen sollen geschaffen werden, dabei sind sieben Stellen ganz oder teilweise gegenfinan­ziert. Drei zusätzlich­e Stellen bekommt das Kreisgesun­dheitsamt, die über Mittel aus dem Finanzausg­leich finanziert werden: „Hierbei handelt es sich um dringend benötigte Hygienekon­trolleure für den öffentlich­en Gesundheit­sdienst“, sagte der Landrat. Auch bei der Kontaktper­sonennachv­erfolgung während der CoronaKris­e wird weiter nachgebess­ert.

Der Haushalt wird nun in den kommenden Wochen in den einzelnen Ausschüsse­n des Kreistags öffentlich vorberaten. Die Verabschie­dung des Haushalts soll in der Kreistagss­itzung am 9. Dezember erfolgen. Ob dies wieder digital stattfinde­t, steht noch nicht fest.

Die Sitzung des Kreistags können sich Interessie­rte online ansehen unter YouTube.com, einfach den Suchbegrif­f Landratsam­t Biberach eingeben und auf die Kreistagss­itzung vom 6. November klicken.

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FOTOS: TANJA BOSCH Erstmals wurde eine Kreistagss­itzung online übertragen. Die Haushaltsb­eratungen verfolgte das Gremium überwiegen­d zu Hause am Bildschirm. Lediglich die Fraktionsv­orsitzende­n waren vor Ort im Landratsam­t.

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