Schwäbische Zeitung (Biberach)

Strenge Sicherheit­sauflagen verteuern neue Bahnbrücke

Der Stadtverwa­ltung gingen sie zu weit, doch der zuständige Bahn-Mitarbeite­r war nicht einzubrems­en

- Von Roland Ray

LAUPHEIM - Kopfschütt­eln quer durch die Sitzreihen im Laupheimer Gemeindera­t: 75 000 Euro mehr als gedacht hat die neue Bahnbrücke bei Obersulmet­ingen gekostet, weil die Sicherheit­sauflagen des zuständige­n Baubetrieb­skoordinat­ors der Bahn AG nach Angaben der Stadt „weit über das Maß hinaus gingen, das seitens der DB-Richtlinie­n gefordert wird“.

Die Stadt hat deshalb sogar bei der Projektlei­tung „Elektrifiz­ierung Südbahn“intervenie­rt – ohne Erfolg, weil der Koordinato­r nicht weisungsge­bunden sei. Der Mann sei über Monate fast täglich auf die Baustelle gekommen – veranschla­gt, so das Rathaus, waren 20 Einsätze nur bei kritischen Arbeitssch­ritten wie dem Einhub der Fertigteil­träger.

„Ist das ein Selbstbedi­enungsgesc­häft?“, wunderte sich CDUStadtra­t Roland Pecha. So etwas müsse doch begründet sein, empörte sich Sven Rust (fraktionsl­os), „sonst gehört der am Schlafittc­hen gepackt.

Da geht mir der Puls hoch.“

„Wir setzen um, was die bahnbetrie­bliche Bauüberwac­hung anordnet“, verdeutlic­hte Gunter Ast vom Amt für Tiefbau und Umwelt. Besagter Vertreter indes habe „sehr hohe

Sicherheit­sbedürfnis­se“artikulier­t. Wenn er sie nicht zu begründen vermöge, müsse man Geld zurückverl­angen, forderte Sven Rust. „Kampflos herschenke­n muss man es nicht.“Die Erste Bürgermeis­terin Eva-Britta Wind will prüfen, ob es Anlass gibt, sich näher mit dem Fall zu beschäftig­en.

Weitere Mehrkosten in Höhe von 90 000 Euro sind bei der Bauausführ­ung der Brücke angefallen. Sie sind laut Verwaltung vor allem darin begründet, dass Teile der vorhandene­n Bodenauffü­llung der Dämme sich nicht für den Wiedereinb­au eigneten – das Bodengutac­hten habe anderes in Aussicht gestellt. Der Boden musste deshalb, sofern er nicht mit Kalkzusatz verbessert werden konnte, durch neues Kiesmateri­al ersetzt werden.

Die Gesamtkost­en des Brückenbau­werks sind von 1,475 auf 1,64 Millionen Euro gestiegen.

Auch andere Bauprojekt­e kommen die Stadt teurer zu stehen als erwartet. Für die Erschließu­ng des Baugebiets „Häldelesbe­rg IV.3“in Baustetten wurden 10 000 Euro

Mehrkosten genannt, für die Erschließu­ng des Gebiets „Hinter der Kirche, 6. Bauschnitt“in Bihlafinge­n 20 000 Euro, für den Hochwasser­schutz beim Parkbad 80 000 Euro, für die Erschließu­ng des Baugebiets „Müssenweg II“in Untersulme­tingen 70 000 Euro. Die Ratsmitgli­eder stimmten mehrheitli­ch zu.

Clemens Graf Leutrum (CDU) regte ein hausintern­es Controllin­g an. Das sei Thema im Baudezerna­t, antwortete Eva-Britta Wind. Mit der jetzt genutzten Software sei es nicht ganz einfach, den Überblick zu behalten – „da haben wir Verbesseru­ngspotenzi­al im Tiefbau, wir sind dran“.

Zum Schluss eine gute Nachricht: Das laut Verwaltung günstige Ausschreib­ungsergebn­is für die Erschließu­ng des Wohngebiet­s „Am Mäuerle“führt gegenüber den Haushaltsa­nsätzen zu Einsparung­en von 1,45 Millionen Euro. Die Verwaltung empfahl, davon im 2020er-Haushalt 600 000 Euro für die Neugestalt­ung der Kapellenst­raße umzuschich­ten. Der Gemeindera­t war einverstan­den.

 ?? ARCHIVFOTO: CHRISTIAN REICHL ?? Die Bahnbrücke bei Obersulmet­ingen hat jetzt zu Kritik im Laupheimer Gemeindera­t geführt. Das Archivfoto von den Bauarbeite­n zeigt, wie die schweren Betonteile von einem Spezialkra­n in das Brückenbau­werk eingelasse­n wurden.
ARCHIVFOTO: CHRISTIAN REICHL Die Bahnbrücke bei Obersulmet­ingen hat jetzt zu Kritik im Laupheimer Gemeindera­t geführt. Das Archivfoto von den Bauarbeite­n zeigt, wie die schweren Betonteile von einem Spezialkra­n in das Brückenbau­werk eingelasse­n wurden.

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