Schwäbische Zeitung (Biberach)
Schwieriger Transport von Corona-Impfdosen
Logistiker wie die Deutsche Post sind in Krisen wie dieser gefragt – Konzern bereitet sich auf Milliardenauslieferung vor
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FRANKFURT - Bei der Deutschen Post/DHL steht nicht nur das Weihnachtsgeschäft vor der Tür. Möglicherweise müssen Post und Frachtunternehmen auch bald einen Impfstoff gegen das Coronavirus weltweit an die Menschen ausliefern. „Wir fühlen uns gut gerüstet, sicherzustellen, dass wenn es einen Impfstoff gibt, der dann auch die jeweiligen Länder erreichen kann“, sagte Deutsche-Post-Chef Frank Appel bei der Präsentation der Quartalsbilanz seines Konzerns.
Das Mainzer Unternehmen Biontech und der amerikanische Pharmariese Pfizer hatten am Montag einen Durchbruch in Sachen Corona-Impfstoff gemeldet und angekündigt, in den USA eine Notfallgenehmigung dafür zu beantragen. Beide Unternehmen
erwarten in diesem Jahr bis zu 50 Millionen Dosen weltweit auszuliefern, im kommenden Jahr 1,3 Milliarden. Allerdings erfordert dieser
Impfstoff beim Verfrachten extreme Kühlung. „Wir werden den Impfstoff bei minus 70 Grad verschiffen, er wird dann bei minus 70 Grad gelagert“, sagte Biontech-Chef Ugur Sahin. „Und wenn er dann zur Anwendung kommt, kann er dann fünf Tage im Kühlschrank gehalten werden oder bei Kühlschranktemperatur transportiert werden".
Man kenne diese Anforderungen und könne sie auch erfüllen, sagte der Post-Chef. Größere Investitionen seien für diese Herausforderung nicht nötig. Weltweit betreibe die Post 180 Standorte, die auf die speziellen Bedürfnisse der Pharmaindustrie zugeschnitten seien. Mit seinen Kunden aus dem Pharmabereich befinde sich die Post seit Längerem in Gesprächen zur Vorbereitung der Verteilung eines Impfstoffes. „Da werden sicher noch ein paar Kühlschränke besorgt werden müssen, und da sind wir auch schon dabei. Und ich glaube auch, es wird die größte Herausforderung sein, wie wir genügend schnell Impfstoff produziert kriegen. Es wird dann sicher nicht an der Logistik, um es in die Länder zu bringen, scheitern“, so Appel.
Ob sich die Verteilung in weiter steigenden Gewinnen bei der Post bemerkbar machen würde, darauf wollte sich Appel nicht festlegen, das sei aber auch nicht wichtig. Die Post sehe sich hier nicht im Wettstreit mit Konkurrenten, es gehe in erster Linie darum, einen möglichen Impfstoff so schnell wie möglich zu den Menschen zu bringen. Stattdessen konzentriere man sich weiter darauf, die eigene Logistik und Dienstleistung generell zu verbessern, wie man das auch in der Vergangenheit generell gemacht habe.
Diese bisherige Konzentration jedenfalls hat sich einmal mehr für den Bonner Konzern ausgezahlt: Im abgelaufenen dritten Quartal hat die Deutsche Post/DHL allein in Deutschland knapp 370 Millionen Pakete verschickt – ein Zuwachs von fast zwölf Prozent. So konnte die Post auch Schwächen in anderen Bereichen ausgleichen, etwa bei der Zustellung von Briefen und Werbesendungen. Während nämlich im Verlauf der Pandemie die Menschen privat immer mehr online bestellen, abwickeln und versenden, halten Firmen verstärkt ihr Geld zusammen. Das lässt das Volumen an Briefen und Werbesendungen schrumpfen.
Der Gesamtumsatz des Konzerns stieg im abgelaufenen Quartal um knapp 4,4 Prozent auf 16,2 Milliarden Euro. Der Nettogewinn lag bei 851 Millionen Euro.