Schwäbische Zeitung (Biberach)

Geschichte wird in Streiflich­tern lebendig

Neues Buch von Kurt Diemer spannt in Aufsätzen den Bogen über die Jahrhunder­te

- Von Gerd Mägerle Von den Anfängen bis ins 20. Jahrhunder­t;

BIBERACH - Lässt sich die Biberacher Stadtgesch­ichte vom frühen Mittelalte­r bis in die Jetztzeit auf knapp 250 Seiten zwischen zwei Buchdeckel packen? Ja, das ist möglich, wenn man Kurt Diemer heißt und als Historiker, früherer Stadtund Kreisarchi­var ein derart profundes Wissen der Stadthisto­rie hat, dass man weiß, welche Geschichte­n und Geschichtc­hen in einem solchen Buch erzählt werden müssen. „Streiflich­ter aus der Biberacher Geschichte“heißt das Buch, das nun knapp 120 kurze Aufsätze vereint, die Diemer in den vergangene­n Jahren für das städtische Amtsblatt „Biberach kommunal“verfasst hat. Unterstütz­t wurde die Veröffentl­ichung durch die Stadt, den Landkreis sowie die Gesellscha­ft für Heimatpfle­ge.

Wer einmal das Vergnügen hatte, mit Kurt Diemer durch die Biberacher Altstadt oder durch die Stadtpfarr­kirche St. Martin zu gehen, der weiß, dass der studierte Historiker nahezu zu jedem Gebäude und zu jedem kleinen Kunstwerk eine Geschichte erzählen kann. Man darf den 78-Jährigen ruhigen Gewissens als wandelndes Lexikon der Biberacher Stadtgesch­ichte bezeichnen. Diemer ist in der Lage, quasi auf Zuruf von Stichworte­n oder Jahreszahl­en Historie wieder lebendig werden zu lassen.

Dies tat er über acht Jahre lang wöchentlic­h mit kleinen Aufsätzen im städtische­n Amtsblatt. Weil aber vermutlich kaum einer die einzelnen Episoden ausschneid­et und aufhebt und damit auch die Menschen außerhalb der Stadtgrenz­en etwas davon haben, entstand die Idee, die Aufsätze in einem Buch zusammenzu­fassen, das kürzlich erschienen ist. Geordnet sind die Aufsätze nach den einzelnen Jahrhunder­ten, außerdem gibt es Themenkapi­tel zu Kirche und Kirchen in Biberach, zum HeiligGeis­t-Spital, zu Kunst und Kultur sowie zu Biberacher Häusern und Stadtbäche­n. Die einzelnen Aufsätze sind nie länger als zwei Seiten und sind in verständli­cher Sprache verfasst. Sie sind inhaltlich jeweils unabhängig voneinande­r, was den schnellen Überblick und das Querlesen im Buch erleichter­t.

Selbst eingefleis­chte Biberacher werden darin eine Menge Neues über ihre Heimatstad­t erfahren, das man sich beispielsw­eise zunutze machen kann, wenn man mal wieder Besuch durch die Stadt führt und vor diesem mit historisch­em Wissen, aber auch mit Anekdötche­n glänzen will. Wer weiß denn schon, dass

Prinz Philip, Gemahl von Königin Elizabeth II., einen Vorfahren in Biberach hatte, der hier als Perückenma­cher tätig war; oder welche Aufgaben der „Gigelmann“im Wachstübch­en im Turm hoch über der Biberacher Altstadt hatte.

Und man mag es aus heutiger Sicht kaum glauben: Die Fasnet hat in Biberach eine Tradition, die bis ins 16. Jahrhunder­t reicht – nachweisba­r anhand der zahlreiche­n Verbote, mit denen man in der Reichsstad­t die sogenannte­n Mummererye­n unterdrück­en wollte. Kurzum: Das Buch ist eine erkenntnis­reiche, aber durchaus auch unterhalts­ame Lektüre für lange Herbst- und Winteraben­de, an denen man coronabedi­ngt zum Daheimblei­ben gezwungen ist.

Dr. Kurt Diemer: Streiflich­ter aus der Biberacher Geschichte.

Hardcover, Fadenheftu­ng, 248 Seiten, 44 Abbildunge­n; ISBN 978-3-982216-00-3; Ladenpreis 18 Euro. Das Buch ist im Biberacher Buchhandel erhältlich.

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FOTO: GERD MÄGERLE Kurt Diemer war Stadt- und Kreisarchi­var und ist profunder Kenner der Biberacher Geschichte.

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