Schwäbische Zeitung (Biberach)
Das unmögliche Spielgerät
Spielplätze gelten gemeinhin als ungefährliche Orte. Doch gerade hier lauern juristischen Fallen: wie zum Beispiel auf dem Warthauser Spielplatz „Müllerweg“nahe der Kita Kindervilla Schlossgut. Dort steht seit Kurzem ein Spielgerät, das selbst den gewieftesten Juristen vor Abgründe stellt. Die Benutzung der Spielgeräte ist ausschließlich für Kinder bis zum Alter von zwölf Jahren erlaubt. Auf diese Vorschrift weist eine prominent platzierte Tafel am Eingang des Platzes hin.
Seit Neuestem steht auf diesem Platz aber ein Crosstrainer, der eigentlich erst für Nutzer ab 14 Jahren und einer Körpergröße von 1,40 Meter zugelassen ist.
Manch älteres Kind mag sich denken: „Prima, endlich mal ein neues Spielgerät auf dem Platz.“Im Verbotenen steckt ja bekanntlich ein besonderer Reiz. Und der belesene Beobachter mag sich an ein Gedicht von Christian Morgenstern erinnern, der einst über die „unmögliche Tatsache“schrieb. So könnte man auch in Warthausen die Frage stellen: Ist die Staatskunst anzuklagen in Bezug auf Spielplatzfragen? Gab die ungeles’ne Rechtsvorschrift hier dem Schultes freie Trift?
Der Warthauser Gemeinderat zeigte sich in seiner vergangenen Sitzung genau an dieser Frage interessiert, auch wenn Christian Morgenstern dabei völlig außer Acht gelassen wurde. Bürgermeister Wolfgang Jautz vermochte dennoch eine Erklärung
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abzugeben. „Es handelt sich bei dem Crosstrainer um ein Spielgerät, das von der Bürgerstiftung Warthausen gekauft worden war“, berichtete er. Vorsitzender der Bürgerstiftung ist Jautz selbst. „Ich habe die Aufstellung veranlasst“, sagte er. Der Bauhof habe das Gerät dann aufgebaut. Dieses sei im Wesentlichen für Senioren gedacht.
Nun mag man spotten können, dass das Charleston-Seniorenzentrum Luftlinie nur ein paar Krückstockwürfe entfernt liegt und manch einer der Auffassung vertreten, dass Bewegung noch immer die beste Beschäftigung für Senioren und müde Mütter ist. Doch den Gemeinderäten war ganz offensichtlich nicht nach Spott zumute. Stattdessen hakte Peter Maier nach: „Wer hält den Kopf dafür hin, wenn auf dem Spielplatz was passiert? Stellen sie sich vor, ein Kind wird glatt erschlagen, wenn es am Gerät vorbeiläuft.“Zwar weist das Kleingedruckte am Gerät auch daraufhin, dass die Benutzung des Geräts auf eigene Gefahr erfolgt. Doch Jautz sagte, dass er die Verantwortung dafür trage. Zudem erklärte er, dass der Spielplatz künftig auch für Senioren geöffnet werden könnte. Das Schild am Eingang solle dafür geändert werden.
Vielleicht laufen im Rathaus ja auch die Vorbereitungen für den nächsten medialen Supercoup: der erste Mehrgenerationenspielplatz für Kinder und Erwachsene von drei bis 99 Jahren.