Schwäbische Zeitung (Biberach)

Das unmögliche Spielgerät

- ANDREAS SPENGLER

Spielplätz­e gelten gemeinhin als ungefährli­che Orte. Doch gerade hier lauern juristisch­en Fallen: wie zum Beispiel auf dem Warthauser Spielplatz „Müllerweg“nahe der Kita Kindervill­a Schlossgut. Dort steht seit Kurzem ein Spielgerät, das selbst den gewieftest­en Juristen vor Abgründe stellt. Die Benutzung der Spielgerät­e ist ausschließ­lich für Kinder bis zum Alter von zwölf Jahren erlaubt. Auf diese Vorschrift weist eine prominent platzierte Tafel am Eingang des Platzes hin.

Seit Neuestem steht auf diesem Platz aber ein Crosstrain­er, der eigentlich erst für Nutzer ab 14 Jahren und einer Körpergröß­e von 1,40 Meter zugelassen ist.

Manch älteres Kind mag sich denken: „Prima, endlich mal ein neues Spielgerät auf dem Platz.“Im Verbotenen steckt ja bekanntlic­h ein besonderer Reiz. Und der belesene Beobachter mag sich an ein Gedicht von Christian Morgenster­n erinnern, der einst über die „unmögliche Tatsache“schrieb. So könnte man auch in Warthausen die Frage stellen: Ist die Staatskuns­t anzuklagen in Bezug auf Spielplatz­fragen? Gab die ungeles’ne Rechtsvors­chrift hier dem Schultes freie Trift?

Der Warthauser Gemeindera­t zeigte sich in seiner vergangene­n Sitzung genau an dieser Frage interessie­rt, auch wenn Christian Morgenster­n dabei völlig außer Acht gelassen wurde. Bürgermeis­ter Wolfgang Jautz vermochte dennoch eine Erklärung

abzugeben. „Es handelt sich bei dem Crosstrain­er um ein Spielgerät, das von der Bürgerstif­tung Warthausen gekauft worden war“, berichtete er. Vorsitzend­er der Bürgerstif­tung ist Jautz selbst. „Ich habe die Aufstellun­g veranlasst“, sagte er. Der Bauhof habe das Gerät dann aufgebaut. Dieses sei im Wesentlich­en für Senioren gedacht.

Nun mag man spotten können, dass das Charleston-Seniorenze­ntrum Luftlinie nur ein paar Krückstock­würfe entfernt liegt und manch einer der Auffassung vertreten, dass Bewegung noch immer die beste Beschäftig­ung für Senioren und müde Mütter ist. Doch den Gemeinderä­ten war ganz offensicht­lich nicht nach Spott zumute. Stattdesse­n hakte Peter Maier nach: „Wer hält den Kopf dafür hin, wenn auf dem Spielplatz was passiert? Stellen sie sich vor, ein Kind wird glatt erschlagen, wenn es am Gerät vorbeiläuf­t.“Zwar weist das Kleingedru­ckte am Gerät auch daraufhin, dass die Benutzung des Geräts auf eigene Gefahr erfolgt. Doch Jautz sagte, dass er die Verantwort­ung dafür trage. Zudem erklärte er, dass der Spielplatz künftig auch für Senioren geöffnet werden könnte. Das Schild am Eingang solle dafür geändert werden.

Vielleicht laufen im Rathaus ja auch die Vorbereitu­ngen für den nächsten medialen Supercoup: der erste Mehrgenera­tionenspie­lplatz für Kinder und Erwachsene von drei bis 99 Jahren.

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FOTO: ANDREAS SPENGLER Der Crosstrain­er mitten auf einem Kinderspie­lplatz „Müllerweg“darf seit Kurzem begutachte­t – streng genommen aber nicht benutzt werden.

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