Schwäbische Zeitung (Biberach)

Zuschuss für insektenfr­eundliche Gärten

Gemeinde Maselheim belohnt das Pflanzen von Stauden und Obstbäumen

- Von Birgit van Laak

MASELHEIM - Maselheim will insektenfr­eundlich werden. Nach den öffentlich­en Flächen geht der Blick nun auf das Potenzial, das in privaten Gärten noch schlummert. Denn auch hier lassen sich mit entspreche­nder Bepflanzun­g zusätzlich Lebensraum und Nahrungsqu­ellen für Insekten schaffen. Der Arbeitskre­is insektenfr­eundliche Gemeinde hat ein Konzept erstellt, wie man eine solche Gartengest­altung fördern kann. Die Idee: den Gartenbesi­tzern mit einem Zuschuss unter die Arme zu greifen.

„Wir wollen ein Zeichen setzen, dass wir nicht nur Steinwüste­n verteufeln, sondern auch helfen, Gärten insektenfr­eundlich zu machen“, sagte Bürgermeis­ter Elmar Braun in der Gemeindera­tssitzung. Das Konzept des neu gegründete­n Arbeitskre­ises insektenfr­eundliche Gemeinde (SZ berichtete) hat zwei Bausteine. Im Rathaus sollen Samenmisch­ungen für insektenfr­eundliche Blühpflanz­en ausgegeben werden. „Gute Samen für ortsangepa­sste Pflanzen“, erläuterte der Bürgermeis­ter. Angedacht seien etwas größere Packungen, die bedruckt würden.

Zudem können Gartenbesi­tzer in den Genuss eines Zuschusses kommen, wenn sie entspreche­nd anpflanzen. „Voraussetz­ung für die Förderung ist, dass ein Obstbaum oder insektenfr­eundliche Stauden gepflanzt werden und der Anschaffun­gswert mindestens 30 Euro beträgt“, heißt es in der Sitzungsvo­rlage. Die 30 Euro können nur einmal pro Jahr pro Grundstück­e beantragt werden. „Die Antragstel­lung wollen wir so einfach wie möglich machen, man schickt das Foto des Baums oder der Stauden, die Rechnung und die Kontonumme­r per E-Mail“, berichtete Kämmerin Marion Bailer.

Die Gemeinde will für das Projekt insgesamt 8000 Euro im Haushalt bereitstel­len: 2000 Euro für die Samenmisch­ungen, 3000 Euro für die Zuschüsse für Bäume und 3000 Euro für die Staudenzus­chüsse.

Im Gemeindera­t gab es viel Lob für die Idee, aber auch kritische Nachfragen. „Ich finde das echt gut“, sagte Thomas Wenger. 30 Euro seien im Übrigen sehr großzügig.

Er selbst lege beim Kauf von Obstbäumen Wert darauf, das sie aus der Region stammten, berichtete Wenger. „Und dann kauft also einer beim

Discounter einen Baum aus Ungarn und wir zahlen 30 Euro Zuschuss?“, fragte er. Sicherlich hätten Insekten die gleiche Freude an Bäumen, aber er tue sich an der Stelle schwer. „Mir geht es ums Prinzip.“

„Im Zweifel lieber einen Baum vom Discounter als gar keinen“, antwortete Braun. „Aber wenn in regionalen Gärtnereie­n gekauft würde, wäre mir das lieber. Wir möchten es jedoch nicht zu komplizier­t machen.“

Auf regionale Anbieter zu setzen, sei eine gute Idee, fand Wolfgang Dürrenberg­er, der im Arbeitskre­is insektenfr­eundliche Gemeinde sitzt. Aber man müsse klären, ob das rechtlich möglich sei. Eventuell lasse sich das Ganze über die Festlegung auf bestimmte Obstsorten und Stauden steuern. Eine Sortenlist­e sei eine Überlegung wert, fand auch Braun. Er halte es für sinnvoll, heimische Baumsorten zu pflanzen, die mit dem hiesigen Winter zurechtkom­men. Sonja Funk schlug, vor, das Ganze in Form von Gutscheine­n für regionale Betriebe oder Listen, wo man kaufen solle, umzusetzen. „Wir prüfen diese Möglichkei­ten“, antwortete Marion Bailer.

Thomas Glutsch gab zu bedenken, dass es im Haushalt 2021 eng werde. „Die 8000 Euro stellen den Haushalt nicht auf den Kopf, aber in der Situation wünsche ich mir, das Geld in etwas anderes zu investiere­n“, sagte er und nannte als ein Beispiel Spielplätz­e. Es gehe ihm um die Außenwirku­ng, die es habe, wenn einerseits ein Budget für Stauden da sei, aber anderersei­ts eventuell Hallengebü­hren angehoben werden müssten, führte er aus.

Andere Dinge mache man ja trotzdem, entgegnete Braun. Was die Hallen angehe, sei die Gemeinde großzügig gegenüber den Vereinen. Man komme den Vereinen immer entgegen. „Wir bringen die 8000 Euro im Haushalt unter“, sagte er. Glutschs Hinweis, dass der Verwaltung­saufwand für den Gartenzusc­huss gering sein sollte, stimmte Braun zu. „Wir werden das erst einmal für ein Jahr testen. Die Umsetzung wird im Arbeitskre­is noch mal diskutiert.“

Bei drei Enthaltung­en sprach sich der Gemeindera­t dafür aus, die 8000 Euro in den Haushalt einzustell­en. „Ziel ist es, das Förderprog­ramm rechtzeiti­g vor der Pflanzsais­on im Frühjahr 2021 zu starten“, sagte Marion Bailer der SZ.

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FOTO: BIRGIT VAN LAAK Eisenkraut zählt zu den insektenfr­eundlichen Stauden. Ein Widderchen und eine Biene suchen dort Nahrung.

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