Schwäbische Zeitung (Biberach)
Überflieger beobachten am Federsee
Im Herbst ziehen Greifvögel gen Süden
BAD BUCHAU (sz) - In diesen Tagen erreicht der Vogelzug seinen Höhepunkt. Greifvögel aus Nordeuropa passieren Baden-Württemberg in südwestlicher Richtung. Wer die imposanten Flieger beobachten möchte, hat jetzt etwa am Federsee noch gute Chancen.
Die Reiselust packt auch viele Greifvögel aus Baden-Württemberg, aber nicht alle. Mit dem Klimawandel verändert sich außerdem das ganze Vogelzugsystem. Immer mehr Zugvögel bleiben bis tief in den November oder Dezember hier, verlassen das Land erst, wenn es gar keine Nahrung mehr für sie gibt, oder bleiben sogar ganz da.
Bei den Rotmilanen überwintert ein kleiner Teil hier und sogar Hunderte bleiben im Schweizer Mittelland und sparen sich den weiten Weg. Doch die meisten zieht es in wärmere Gefilde, bis nach Südfrankreich und Spanien. Zusätzlich zieht der gesamte Rotmilan-Brutbestand Schwedens über Deutschland hinweg. Auch die Sperber aus BadenWürttemberg brechen Richtung Südeuropa auf und machen Platz für
Jungsperber aus Skandinavien. Während Turmfalken bis auf die Iberische Halbinsel und nach Nordafrika fliegen, belassen es Mäusebussarde bei Südfrankreich. Dennoch überwintern zahlreiche Mäusebussarde aus Schweden, Finnland und dem Baltikum im Land. Die Rohrweihe reist bis nach Nordafrika und teilweise bis südlich der Sahara – hat aber auch am Federsee und in anderen
Schilfgebieten eine Heimat. Für viele Greifvögel ist die Herbstwanderung eine gefährliche und oft tödliche Reise. Vor allem Arten wie Baumfalke, Rohr- und Wiesenweihe, die Südeuropa und den Mittelmeerraum kreuzen und bis nach Afrika ziehen, werden dort noch immer als Freizeitvergnügen abgeschossen. Neben der direkten Verfolgung kommen sie mitunter an Stromleitungen und
Windenergieanlagen zu Tode. Bei ohnehin seltenen Arten können diese Verluste die Bestände gefährden, zusätzlich zu den Lebensraumverlusten in den hiesigen Brutgebieten.
In Baden-Württemberg brüten acht Greifvogel- und drei Falkenarten. Die häufigsten sind Mäusebussarde, zu den sehr seltenen gehören die Wiesenweihen. Das Federseemoor bietet mit seinem einzigartigen Mosaik aus Schilfröhrichten, Seggenrieden, Moorwäldern und offener Wasserfläche mehr als 270 Vogelarten eine Heimat, darunter auch seltenen Greifvögeln wie der Rohrweihe.
Der Nabu ruft erstmals die Bevölkerung dazu auf, den „Vogel des Jahres“selbst zu wählen. Bis zum 15. Dezember kann jeder den eigenen Lieblingsvogel aus 307 Arten nominieren. Die zehn meistnominierten Vogelarten gehen ab dem 18. Januar ins finale Rennen um den Titel. Alle Vögel werden in Porträts vorgestellt. Alles zur Wahl unter www.vogeldesjahres.de