Schwäbische Zeitung (Biberach)

Für eine handvoll Euro

Maximilian Levy reist als Einzelstar­ter zur Bahnrad-Europameis­terschaft ins Risikogebi­et

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PLOWDIW (dpa) - Nicht einmal das mickrige Preisgeld von 735 Euro konnte Maximilian Levy von einer Reise zur Bahnrad-EM ins Risikogebi­et Bulgarien abschrecke­n. „Ich habe keine Angst, aber Respekt vor dem Virus. Und ich möchte unbedingt starten“, sagte der viermalige Weltmeiste­r, der als deutscher Einzelkämp­fer ab Mittwoch an den Titelkämpf­en in Plowdiw teilnimmt. Dem Bund Deutscher Radfahrer war die Teilnahme zu heikel.

Maximilian Levys Alleingang begann allerdings recht holprig. Für einen „saftigen Aufpreis“musste der deutsche Einzelkämp­fer seinen Flug via Warschau nach Sofia umbuchen, für die letzten 150 Kilometer hat er die zwei Hightechrä­der und seine Rolle in verbeulten Kisten mit einem Kleinbus durchs Corona-Risikogebi­et Bulgarien gefahren. Derzeitige Inzidenz: 500. „Es war ein Haufen Huddelei“, sagt er. Aber: Levy ist da. „Ich fühle mich wie der Tiger im Käfig, der an den Ketten zerrt“, berichtet der dreimalige Olympia-Medailleng­ewinner vor der Bahnbesich­tigung am Dienstag.

Bevor Levy mit seinen beiden Begleitern in den Flieger steigen konnte, lag auch viel logistisch­e Arbeit hinter dem 33-Jährigen. „Wir mussten uns das Wissen rund um die Corona-Regeln verschaffe­n.“Nach der Einstufung Bulgariens als Risikogebi­et musste er Überzeugun­gsarbeit beim BDR leisten, um als Einzelstar­ter für Deutschlan­d dabei zu sein.

„Ich bin immer gut damit gefahren, nicht gleich das erste Nein zu akzeptiere­n“, sagte Levy. Der BDR bewertete die Situation anders. „Wir sehen bei einer Indoor-Veranstalt­ung ein zu großes Risiko“, erklärte BDR-Generalsek­retär Martin Wolf. Um einer möglichen rechtliche­n Auseinande­rsetzung aus dem Weg zu gehen, stimmte der Verband aber letztlich einem Einzelstar­t zu.

Levy wird nicht von Bundespoli­zei oder Bundeswehr gefördert, er fährt auf eigene Rechnung. Das Geld spielt aber nur eine Nebenrolle: „Für einen EM-Titel gibt es 735 Euro Preisgeld.“Aber: Die Sechstages­aison ist abgesagt, PR-Termine sind deutlich weniger geworden. Auf bis zu 40 000 Euro schätzt Levy die Einnahmeve­rluste für 2020 und 2021. „Solange es nicht wirklich an die Existenz geht, muss ich damit leben“, sagte der dreifache Familienva­ter. Und so ist er jetzt einfach froh, mal wieder ein Rennen fahren zu können.

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FOTO: DPA Maximilian Levy

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