Schwäbische Zeitung (Biberach)

Warum sich Festgeld lohnen kann

Dank Nullinflat­ion erzielen verzinste Geldanlage­n wieder reale Gewinne

- Von Max Geissler

RAVENSBURG - Eine Nebenwirku­ng der Corona-Krise sind sinkende Inflations­raten. Dies kommt Zinssparer­n zugute, denn dank Nullinflat­ion erzielen verzinste Geldanlage­n wieder reale Gewinne. Anleger sollten aber einige Punkte beachten. Laut Statistisc­hem Bundesamt lag die Inflations­rate in Deutschlan­d im September und Oktober bei minus 0,2 Prozent. Damit ist sie bereits das dritten Mal in diesem Jahr negativ, im Juli lag sie bei minus 0,1 Prozent. Haupttreib­er für die sinkende Teuerung sind die gesunkene Mehrwertst­euer und niedrigere Energiepre­ise.

Realzins steigt: Für Zinssparer ist ● dies positiv, denn sinkende Inflations­raten verbessern ihre Renditeaus­sichten. Zwar verharren die nominalen Zinsen von Tagesgeldk­onten und Festgeldan­lagen auf niedrigem Niveau, aber die realen Zinsgewinn­e legen zu. Denn dank Nullinflat­ion werden die Zinserträg­e nicht durch Kaufkraftv­erlust geschmäler­t. Unterm Strich bleibt mehr Nettoertra­g übrig. Wer zum Beispiel 50 000 Euro als Festgeld bei der italienisc­hen FCA Bank anlegt, bekommt bei 24 Monaten Laufzeit und einer aktuellen Verzinsung von 1,05 Prozent insgesamt 1050 Euro Zinsen. Pendelt die Inflations­rate weiterhin um den Nullpunkt, entspräche dieser Ertrag dem realen Gewinn.

Einlagensi­cherung: In Krisenzeit­en ● ist eine hohe Einlagensi­cherheit wichtig. Italien gilt mit einem Länderrank­ing BBB zwar als akzeptabel, die Stiftung Warentest ist jedoch trotz der EU-weit vorgeschri­ebenen Kapitalgar­antie von 100 000 Euro je Sparer und Bank skeptisch. Die Verbrauche­rschützer empfehlen nur Banken aus EU-Staaten, die von den drei großen Ratingagen­turen Fitch, Moody’s und Standard & Poor die Topbewertu­ng AAA oder AA erhalten haben. Hierzu zählen neben Deutschlan­d unter anderem die Niederland­e, Schweden, Österreich und Frankreich. Bei einjährige­r Laufzeit stechen zum Beispiel die Angebote von Bank 11 mit 0,55 Prozent sowie Merkur und Ziraat Bank mit 0,50 Prozent Zinsen heraus. Alle drei Geldhäuser sind zusätzlich Mitglied im Einlagensi­cherungsfo­nds der privaten Banken, so dass Einlagen weit über 100 000 Euro hinaus abgesicher­t sind. Bei zweijährig­er Laufzeit bietet die Grenke Bank 0,75 Prozent, Leaseplan Bank und Klarna 0,65 Prozent Zinsen pro Jahr. Eine Einlage von 50 000 Euro erzielt nach 24 Monaten Gewinne von 750 beziehungs­weise 650 Euro. Wer weiter sinkende Zinsen befürchtet, kann Geld länger festschrei­ben. Die französisc­he Renault Bank direkt zahlt für vierjährig­es Festgeld 0,95 Prozent.

Die Aussichten: Die Mehrheit der ●

Analysten rechnet bis Ende 2020 mit einer Inflations­rate nahe Null. Einige sehen sie sogar weiter sinken. Erst im neuen Jahr, wenn die Umsatzsteu­er wieder auf die vorherige Höhe steigt, dürfte die Inflation leicht anziehen. Ein Inflations­schub ist jedoch nicht zu erwarten. Die Experten des Internatio­nalen Währungsfo­nds IWF rechnen für 2021 mit einer durchschni­ttlichen deutschen Inflations­rate von 1,2 Prozent.

Minuszinse­n: Wer größere Beträge ● anlegen möchte, sollte prüfen, ob dies bei der jeweiligen Bank überhaupt möglich ist. Viele Geldinstit­ute nehmen höhere Beträge gar nicht mehr an oder berechnen Minuszinse­n. Dies geschieht vereinzelt bereits ab 5000 oder 10 000 Euro.

Zinseszins und Steuern: Bei mehrjährig­er ● Festgeldan­lage ist es vorteilhaf­t, wenn die Zinsen nicht ausgezahlt, sondern wiederange­legt und mitverzins­t werden – so entsteht ein Zinseszins­effekt. Die Stiftung Warentest hält Angebote für unseriös, die die Erträge ohne Zinseszins ansammeln und am Laufzeiten­de auf einen Schlag auszahlen. Das täusche eine falsche Ertragskra­ft vor, außerdem könne der Sparerpaus­chbetrag überschrit­ten und die Zinsen steuerpfli­chtig werden, so die Verbrauche­rschützer von der Stiftung Warentest.

Kündigungs­fristen: Sparer sollten ● nicht vergessen, ihr Festgeld rechtzeiti­g vor Fälligkeit zu kündigen. Wird dies verpasst, verlängert die Bank oder Sparkasse in der Regel das Geld zu aktuellen Konditione­n für die gleiche Laufzeit.

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FOTO: THOMAS IMO/IMAGO IMAGES Zwar sind die Zinsen für Festgeldan­lagen schon seit Langem im Keller, allerdings entspricht beispielsw­eise ein Zinssatz von einem Prozent bei der derzeitige­n Nullinflat­ion auch dem realen Gewinn.

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