Schwäbische Zeitung (Biberach)
Für besonderen Glanz an den Festtagen
Kirchenchöre dürfen unter besonderen Vorgaben proben – Wie das in Ochsenhausen aussieht
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OCHSENHAUSEN - Chöre dürfen im Moment nach der seit dem 2. November geltenden Corona-Verordnung nicht proben. Mit einer Ausnahme. Chorproben mit bis zu acht Personen sind möglich, „wenn sie der unmittelbaren Vorbereitung von Gottesdiensten dienen“, heißt es vonseiten der Diözese. Das Grundgesetz schützt die Gottesdienste, die Kirchenmusik bildet ein wesentliches Element zu deren Gestaltung in der katholischen Kirche. So kann sich auch der Basilikachor St. Georg Ochsenhausen-Erlenmoos auf Weihnachten vorbereiten – unter besonderen Vorgaben bezüglich Hygiene, Lüftung und Personenanzahl.
Dies alles erfordert einen hohen organisatorischen Planungs- und Probenaufwand, berichtet Dekanatskirchenmusiker Thomas Fischer. Er freut sich dennoch auf die Probenarbeit mit den Sängern des Basilikachors und einigen Gastsängern an den Freitagabenden. Gerne spiele er sonntags an der weltberühmten Gabler-Orgel, aber die Chormusik bringe noch einmal besonderen Glanz an den Festtagen, so der Kirchenmusiker.
Im Juli hatte der Basilikachor nach langer Pause wieder mit den Chorproben im katholischen Gemeindehaus
begonnen. Frauen und Männer wurden in Gruppen aufgeteilt, zwölf Personen durften zu jenem Zeitpunkt unter Einhaltung der Hygieneregeln mit drei Metern Abstand gemeinsam singen. Dass nicht alle Mitglieder, zumal im fortgeschrittenen Alter, in der Corona-Zeit die Chorproben besuchen wollen, stößt bei Thomas Fischer auf vollstes Verständnis. Jeder Sänger müsse diese Entscheidung für sich persönlich treffen. Nicht zuletzt sei eine schriftliche Einwilligung zur Teilnahme an Proben in Zeiten der Pandemie durch die Chormitglieder erforderlich.
Aber Chorleiter Thomas Fischer ist dankbar für den Mut vieler Chorund Gastsänger, die zur Zeit in drei Chorgruppen proben, um die Gottesdienste feierlich mitgestalten zu können. So sangen die Herren der Choralschola St. Benedikt am 25. Oktober im Festgottesdienst zur Rückkehr der restaurierten Madonna und zum 100-jährigen Jubiläum des Frauenbunds. Zum Hochfest Allerheiligen am 1. November sang der Frauenchor Teile aus der „Missa puerorum“von Joseph Rheinberger sowie die „Seligpreisungen“aus dem Tagesevangelium.
Die Probenzeit sei von 60 auf 50 Minuten verringert worden, alle 15 Minuten werde quer- und stoßgelüftet. Mitunter werde es im Gemeindehaus durchaus frisch. „Wir müssen aufpassen, dass sich keiner erkältet, das wird im Laufe des Winters eine große Herausforderung werden.“Ihn selbst habe die Corona-Situation zum Innehalten und Nachdenken geführt, erzählt der Dekanatskirchenmusiker. Ausgebremst. Eine Orchestermesse mit 40 bis 50 Mitwirkenden sei auch in nächster Zeit nicht vorstellbar, stattdessen sei kreatives und neues Denken gefragt, was in den derzeit engen Grenzen kirchenmusikalisch realisierbar sei.
Neues und Unerwartetes – in Bezug auf Chorliteratur und Besetzung – bekomme plötzlich eine Chance. Aber auch für die Sänger sei die Situation mit drei Metern Abstand etwas völlig Neues. Kirchenchöre seien es meist gewohnt, eng beisammen zu sein, um sich bei Bedarf auch gegenseitig zu stützen. Der Einzelne brauche in der aktuellen Situation viel mehr Mut, weil die Eigenständigkeit stark gefordert werde, das biete durchaus Potenzial für die stimmliche Entwicklung, sagt Thomas Fischer.
In dieser Krisenzeit ist die enorme Länge des fast 40 Meter langen Chorraums in der Basilika allerdings vorteilhaft. Die Abstände können dadurch problemlos in diesem Riesenraum eingehalten werden. „So schwierig es ist, mit kleinen Chören und Ensembles die Basilika klanglich zu füllen – in Zeiten von Corona ist der weite Raum ein Geschenk. Gerade in kleinen Kirchen sind die geforderten Abstände auf den Orgelemporen kaum einzuhalten“, weiß Fischer.
Zwei Wochen vor dem ersten Advent rückt beim Basilikachor St. Georg langsam die Weihnachtszeit in den Blick. Statt einer klassischen Orchestermesse werden „reizvolle Weihnachtslieder“mit den Ensembles geübt, das mache allen viel Freude, so der Chorleiter. Auch die eine oder andere unbekannte lateinische Weihnachtsmusik frühbarocker Komponisten steht auf dem Programm. Am 13. Dezember, dem dritten Adventssonntag, wird zunächst die Choralschola St. Benedikt mit der gregorianischen „Missa Adventus et Quadragesimae“zu hören sein.
Die Termine der Chorgruppen an den Weihnachtsfeiertagen werden in den kommenden Wochen festgelegt. Man könne derzeit nur „sehr kleine und vorbehaltliche Planungsschritte machen, die je nach Lage der Pandemie durch neue Vorgaben schnell überholt sind“, beschreibt Fischer das Dilemma. Eines wisse er aber losgelöst von der Entwicklung der Corona-Pandemie: „Feiertage ohne Chormusik kann ich mir nicht vorstellen.“