Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Kein Krieg bricht aus wie ein Vulkan“
Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag mahnt zum Frieden und zur Mit-Menschlichkeit
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BIBERACH - Pandemiebedingt hat die Gedenkveranstaltung des Volkstrauertags auf dem Biberacher Stadtfriedhof nicht öffentlich stattgefunden. Am Namensquader vor der Aussegnungshalle legten eine Abordnung der Reservistenkameradschaft Biberach und der Freiwilligen Feuerwehr Biberach Kränze des Landratsamts und der Stadt Biberach nieder.
„Das Ende des Zweiten Weltkriegs ist 75 Jahre her, danach kam der Frieden, in dem wir in den westlichen Demokratien relativ gut leben können“, resümierte Organisatorin Karin Walter vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in ihrer Ansprache. Wie ein Naturereignis beschreibe unsere Sprache auch den Anfang eines Krieges: Der Krieg breche aus, „so heißt es“. „Kein Krieg bricht aus wie ein Vulkan, Fieber oder eine Viruserkrankung“, befand
Karin Walter. „Es sind Menschen, die den Krieg zu verantworten haben und Menschen müssen auch wieder bereit sein, Frieden zu schließen“, betonte Walter in ihrer Gedenkrede.
Wie wichtig Zusammenhalt sei, „erfahren wir zurzeit mit dem Corona-Virus“, meinte sie. Auf allen Kontinenten werde nach Impfung und Heilung gesucht, mit Unterstützung von Menschen, „die alles für das Allgemeinwohl geben“, sagte Walter. „Die Menschheit kann sich selbst der größte Feind sein, wie in der Zeit des Nationalsozialismus.“Sie könne aber auch zur Freundschaft mit sich selber finden, „die aktuelle Zeit gibt uns dazu eine Chance“, sagte Walter.
In seiner Gedenkrede erinnerte Oberbürgermeister (OB) Norbert Zeidler an die Opfer von Krieg und Gewalt aller Völker, an die Soldaten und Menschen, die durch Kriegshandlungen ihr Leben verloren haben. „Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk oder Rasse zugerechnet wurden und Teil einer Minderheit waren“, sagte Zeidler, „oder deren Leben wegen Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet worden ist.“In seine Erinnerung schloss OB Zeidler auch die Toten von Gewaltherrschaft, Kriegen und Bürgerkriegen unserer Tage und die Opfer von Terrorismus und Verfolgung, sowie die Bundeswehrsoldaten und andere Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren haben, mit ein. „Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde getötet wurden“, sagte der OB. Unser Leben stehe im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung „und unsere Verantwortung gilt dem Frieden zu Hause und in der ganzen Welt“, sagte Norbert Zeidler. „Lass die Opfer von Gewalt und Terror Unterstützung erfahren und führe die Herzen derer, die Gewalt anwenden, zur Einsicht und Umkehr“, mahnte Klinikseelsorger Johannes Walter in seinem Gebet für die Opfer.
Die Gedenkfeier war eine kleine und berührende Veranstaltung. Coronabedingt nahmen zwölf Personen aus Politik und Verwaltung daran teil. Gänsehautgefühl kam auf, als Christian Buck im Auftrag der Jugendmusikschule Biberach, mit der Trompete über den Gräbern des Stadtfriedhofs das von Friedrich Silcher vertonte Lied „Ich hatt‘ einen Kameraden“intonierte. Es ist ein Lied ohne Worte, das alljährlich bei der zentralen Gedenkveranstaltung am Volkstrauertag erklingt. Und: Mit der Nationalhymne, ebenfalls souverän vorgetragen, gab Christian Buck der Gedenkveranstaltung einen würdigen Rahmen. Die Soldaten der Reservistenkameradschaft erwiesen während der Liedvorträge die militärische Ehre.