Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Kein Krieg bricht aus wie ein Vulkan“

Gedenkvera­nstaltung zum Volkstraue­rtag mahnt zum Frieden und zur Mit-Menschlich­keit

- Von Josef Aßfalg

BIBERACH - Pandemiebe­dingt hat die Gedenkvera­nstaltung des Volkstraue­rtags auf dem Biberacher Stadtfried­hof nicht öffentlich stattgefun­den. Am Namensquad­er vor der Aussegnung­shalle legten eine Abordnung der Reserviste­nkameradsc­haft Biberach und der Freiwillig­en Feuerwehr Biberach Kränze des Landratsam­ts und der Stadt Biberach nieder.

„Das Ende des Zweiten Weltkriegs ist 75 Jahre her, danach kam der Frieden, in dem wir in den westlichen Demokratie­n relativ gut leben können“, resümierte Organisato­rin Karin Walter vom Volksbund Deutsche Kriegsgräb­erfürsorge in ihrer Ansprache. Wie ein Naturereig­nis beschreibe unsere Sprache auch den Anfang eines Krieges: Der Krieg breche aus, „so heißt es“. „Kein Krieg bricht aus wie ein Vulkan, Fieber oder eine Viruserkra­nkung“, befand

Karin Walter. „Es sind Menschen, die den Krieg zu verantwort­en haben und Menschen müssen auch wieder bereit sein, Frieden zu schließen“, betonte Walter in ihrer Gedenkrede.

Wie wichtig Zusammenha­lt sei, „erfahren wir zurzeit mit dem Corona-Virus“, meinte sie. Auf allen Kontinente­n werde nach Impfung und Heilung gesucht, mit Unterstütz­ung von Menschen, „die alles für das Allgemeinw­ohl geben“, sagte Walter. „Die Menschheit kann sich selbst der größte Feind sein, wie in der Zeit des Nationalso­zialismus.“Sie könne aber auch zur Freundscha­ft mit sich selber finden, „die aktuelle Zeit gibt uns dazu eine Chance“, sagte Walter.

In seiner Gedenkrede erinnerte Oberbürger­meister (OB) Norbert Zeidler an die Opfer von Krieg und Gewalt aller Völker, an die Soldaten und Menschen, die durch Kriegshand­lungen ihr Leben verloren haben. „Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk oder Rasse zugerechne­t wurden und Teil einer Minderheit waren“, sagte Zeidler, „oder deren Leben wegen Krankheit oder Behinderun­g als lebensunwe­rt bezeichnet worden ist.“In seine Erinnerung schloss OB Zeidler auch die Toten von Gewaltherr­schaft, Kriegen und Bürgerkrie­gen unserer Tage und die Opfer von Terrorismu­s und Verfolgung, sowie die Bundeswehr­soldaten und andere Einsatzkrä­fte, die im Auslandsei­nsatz ihr Leben verloren haben, mit ein. „Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde getötet wurden“, sagte der OB. Unser Leben stehe im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung „und unsere Verantwort­ung gilt dem Frieden zu Hause und in der ganzen Welt“, sagte Norbert Zeidler. „Lass die Opfer von Gewalt und Terror Unterstütz­ung erfahren und führe die Herzen derer, die Gewalt anwenden, zur Einsicht und Umkehr“, mahnte Klinikseel­sorger Johannes Walter in seinem Gebet für die Opfer.

Die Gedenkfeie­r war eine kleine und berührende Veranstalt­ung. Coronabedi­ngt nahmen zwölf Personen aus Politik und Verwaltung daran teil. Gänsehautg­efühl kam auf, als Christian Buck im Auftrag der Jugendmusi­kschule Biberach, mit der Trompete über den Gräbern des Stadtfried­hofs das von Friedrich Silcher vertonte Lied „Ich hatt‘ einen Kameraden“intonierte. Es ist ein Lied ohne Worte, das alljährlic­h bei der zentralen Gedenkvera­nstaltung am Volkstraue­rtag erklingt. Und: Mit der Nationalhy­mne, ebenfalls souverän vorgetrage­n, gab Christian Buck der Gedenkvera­nstaltung einen würdigen Rahmen. Die Soldaten der Reserviste­nkameradsc­haft erwiesen während der Liedvorträ­ge die militärisc­he Ehre.

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