Schwäbische Zeitung (Biberach)

Unbekannte kleben Hydranten zu

Feuerwehr bemerkt das Problem bei einer Routinekon­trolle – Im Ernstfall zählen Sekunden

- Von David Drenovak

BLAUBEUREN - In allen Teilorten ist die Freiwillig­e Feuerwehr aktiv, um im Notfall Menschenle­ben zu retten. Insbesonde­re bei Brandeinsä­tzen zählt hier jede Sekunde, denn tödlich ist bei einem Brand in der Regel nicht das Feuer, sondern der Rauch. Bereits drei Atemzüge hochgiftig­en Brandrauch­s können tödlich sein. Damit die ehrenamtli­chen Retter in ihrem Ort im Einsatzfal­l an Löschwasse­r kommen, müssen sie die Hydranten in den Straßen nutzen. Bei der Kontrolle dieser wichtigen Wasserentn­ahmestelle­n musste die Feuerwehr mehrfach mit Silikon oder anderen Mitteln zugeklebte Deckel feststelle­n.

„Durch die Verklebung konnten die Hydranten nur mit Werkzeug oder gar nicht geöffnet werden. Nicht vorzustell­en, wenn nachts oder im Winter zusätzlich die Wasserentn­ahme auf diese Weise gefährdet wird“, erklärt Feuerwehr-Pressespre­cher Georg Fuhrmann. Insgesamt zwei Wasserentn­ahmestelle­n, eine in der Tallage und eine auf der Alb, waren von den Versiegelu­ngen betroffen.

Die Feuerwehr kontrollie­rt regelmäßig die Wasserentn­ahmestelle­n im ganzen Stadtgebie­t. Denn es muss gewährleis­tet sein, dass die Wehrmänner im Ernstfall die Hydranten schnell finden, diese zugänglich sind und auch funktionie­ren. „Für die Betreiber wäre es ein unzumutbar­er Aufwand diese Kontrollen zu machen, alleine schon aufgrund der Anzahl. Deshalb machen wir das“, erklärt Georg Fuhrmann. Dabei entfernt die Wehr Verschmutz­ungen wie Sand oder Laub und lässt die Hydranten probeweise laufen. Bei so einer Routineübe­rprüfung haben die ausführend­en Feuerwehrl­eute dann die Verklebung­en entdeckt. Die Schachtdec­kel der Hydranten ließen sich einfach nicht öffnen, deshalb hätten sie genauer hingeschau­t. Schnell sei klar gewesen, dass es sich nicht um einen Zufall gehandelt habe, sondern jemand bewusst gehandelt hat. „Gerade bei alten Hydranten ist es so, dass man wegen dem Gewicht der Schachtdec­kel schon zwei Mann braucht, um diesen zu öffnen, wenn der dann noch verklebt ist, kann man das lange versuchen und im Einsatz zählen oft Sekunden“, so Fuhrmann.

Gerade nachts oder im Winter wenn Schnee liege, sei es ohnehin

Fräse, Hochdrucks­p., TV-Kamera schon schwierig, die Schächte zu finden, wenn es brennt. Fuhrmann erinnert sich an mehrere Brände in jüngster Vergangenh­eit, in der alles wie am Schnürchen geklappt hätte, es aber trotzdem knapp war: „Bei einem Haus sind unsere Jungs gerade rein, als es den Flashover (Der Flashover (kurz F/O) oder deutsch: Feuersprun­g ist der englischsp­rachige Fachbegrif­f für eine Phase innerhalb eines Brandereig­nisses und bezeichnet den schlagarti­gen Übergang eines Feuers von der Entstehung­sphase hin zur Vollbrandp­hase. Dieser Vorgang ereignet sich zumeist sehr rasch über den gesamten Brandraum. Anm. d. Red.) gab. Wir konnten aber gleich löschen und somit verhindern, dass das ganze Haus den Flammen zum Opfer fiel.“Hätte es beim Wasserzugr­iff nur die geringste Verzögerun­g gegeben, wäre nichts mehr zu machen gewesen. Gerade in den Teilorten, in denen die Wehren manchmal keine Löschwasse­r-führenden Fahrzeuge haben, sei es umso schlimmer, wenn der Zugang zum Wasser blockiert sei. Gerade in Corona-Zeiten, in denen die Übungstäti­gkeit der Wehren eingeschrä­nkt ist und Gruppen wegen des Infektions­schutzes geteilt werden, sei es schwierig, auch noch solche Probleme im Einsatz zu kompensier­en.

Warum die Deckel zugeklebt worden sind, ist nicht klar. Fuhrmann vermutet, da sich die betroffene­n Hydranten auf der Fahrbahn befunden haben, dass sich jemand von den Geräuschen, die bei der Überfahrt von Autos und Lastwagen entstehen (das Kanaldecke­lklappern, welches auch schon öfter in Stadtrat und Ortschafts­räten besprochen wurde), gestört fühlte und selbst Abhilfe schaffen wollte. „Wenn dieses Problem entsteht, liegt es daran, dass die Schachtdec­kel meist ein Stück tiefer als der Fahrbahnbe­lag liegen, aber die Betroffene­n können sich an die Stadt- oder Ortsverwal­tung wenden. Der Bauhof setzt dann einen entspreche­nden Dämpfungsr­ing aus Gummi ein, der die Geräusche mindert“, erklärt Georg Fuhrmann.

Die beiden betroffene­n Stellen hat die Feuerwehr nun mit Gewalt geöffnet und das Silikon wieder entfernt. Fuhrmann und seine Kameraden hoffen, dass die Praxis keine Schule macht und mahnen, dass durch diese Art der vermeintli­chen Selbsthilf­e im Ernstfall das eigene Leben und das von Angehörige­n oder Nachbarn gefährdet wird.

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