Schwäbische Zeitung (Biberach)
Unbekannte kleben Hydranten zu
Feuerwehr bemerkt das Problem bei einer Routinekontrolle – Im Ernstfall zählen Sekunden
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BLAUBEUREN - In allen Teilorten ist die Freiwillige Feuerwehr aktiv, um im Notfall Menschenleben zu retten. Insbesondere bei Brandeinsätzen zählt hier jede Sekunde, denn tödlich ist bei einem Brand in der Regel nicht das Feuer, sondern der Rauch. Bereits drei Atemzüge hochgiftigen Brandrauchs können tödlich sein. Damit die ehrenamtlichen Retter in ihrem Ort im Einsatzfall an Löschwasser kommen, müssen sie die Hydranten in den Straßen nutzen. Bei der Kontrolle dieser wichtigen Wasserentnahmestellen musste die Feuerwehr mehrfach mit Silikon oder anderen Mitteln zugeklebte Deckel feststellen.
„Durch die Verklebung konnten die Hydranten nur mit Werkzeug oder gar nicht geöffnet werden. Nicht vorzustellen, wenn nachts oder im Winter zusätzlich die Wasserentnahme auf diese Weise gefährdet wird“, erklärt Feuerwehr-Pressesprecher Georg Fuhrmann. Insgesamt zwei Wasserentnahmestellen, eine in der Tallage und eine auf der Alb, waren von den Versiegelungen betroffen.
Die Feuerwehr kontrolliert regelmäßig die Wasserentnahmestellen im ganzen Stadtgebiet. Denn es muss gewährleistet sein, dass die Wehrmänner im Ernstfall die Hydranten schnell finden, diese zugänglich sind und auch funktionieren. „Für die Betreiber wäre es ein unzumutbarer Aufwand diese Kontrollen zu machen, alleine schon aufgrund der Anzahl. Deshalb machen wir das“, erklärt Georg Fuhrmann. Dabei entfernt die Wehr Verschmutzungen wie Sand oder Laub und lässt die Hydranten probeweise laufen. Bei so einer Routineüberprüfung haben die ausführenden Feuerwehrleute dann die Verklebungen entdeckt. Die Schachtdeckel der Hydranten ließen sich einfach nicht öffnen, deshalb hätten sie genauer hingeschaut. Schnell sei klar gewesen, dass es sich nicht um einen Zufall gehandelt habe, sondern jemand bewusst gehandelt hat. „Gerade bei alten Hydranten ist es so, dass man wegen dem Gewicht der Schachtdeckel schon zwei Mann braucht, um diesen zu öffnen, wenn der dann noch verklebt ist, kann man das lange versuchen und im Einsatz zählen oft Sekunden“, so Fuhrmann.
Gerade nachts oder im Winter wenn Schnee liege, sei es ohnehin
Fräse, Hochdrucksp., TV-Kamera schon schwierig, die Schächte zu finden, wenn es brennt. Fuhrmann erinnert sich an mehrere Brände in jüngster Vergangenheit, in der alles wie am Schnürchen geklappt hätte, es aber trotzdem knapp war: „Bei einem Haus sind unsere Jungs gerade rein, als es den Flashover (Der Flashover (kurz F/O) oder deutsch: Feuersprung ist der englischsprachige Fachbegriff für eine Phase innerhalb eines Brandereignisses und bezeichnet den schlagartigen Übergang eines Feuers von der Entstehungsphase hin zur Vollbrandphase. Dieser Vorgang ereignet sich zumeist sehr rasch über den gesamten Brandraum. Anm. d. Red.) gab. Wir konnten aber gleich löschen und somit verhindern, dass das ganze Haus den Flammen zum Opfer fiel.“Hätte es beim Wasserzugriff nur die geringste Verzögerung gegeben, wäre nichts mehr zu machen gewesen. Gerade in den Teilorten, in denen die Wehren manchmal keine Löschwasser-führenden Fahrzeuge haben, sei es umso schlimmer, wenn der Zugang zum Wasser blockiert sei. Gerade in Corona-Zeiten, in denen die Übungstätigkeit der Wehren eingeschränkt ist und Gruppen wegen des Infektionsschutzes geteilt werden, sei es schwierig, auch noch solche Probleme im Einsatz zu kompensieren.
Warum die Deckel zugeklebt worden sind, ist nicht klar. Fuhrmann vermutet, da sich die betroffenen Hydranten auf der Fahrbahn befunden haben, dass sich jemand von den Geräuschen, die bei der Überfahrt von Autos und Lastwagen entstehen (das Kanaldeckelklappern, welches auch schon öfter in Stadtrat und Ortschaftsräten besprochen wurde), gestört fühlte und selbst Abhilfe schaffen wollte. „Wenn dieses Problem entsteht, liegt es daran, dass die Schachtdeckel meist ein Stück tiefer als der Fahrbahnbelag liegen, aber die Betroffenen können sich an die Stadt- oder Ortsverwaltung wenden. Der Bauhof setzt dann einen entsprechenden Dämpfungsring aus Gummi ein, der die Geräusche mindert“, erklärt Georg Fuhrmann.
Die beiden betroffenen Stellen hat die Feuerwehr nun mit Gewalt geöffnet und das Silikon wieder entfernt. Fuhrmann und seine Kameraden hoffen, dass die Praxis keine Schule macht und mahnen, dass durch diese Art der vermeintlichen Selbsthilfe im Ernstfall das eigene Leben und das von Angehörigen oder Nachbarn gefährdet wird.