Schwäbische Zeitung (Biberach)

Musik liegt der neuen Rektorin am Herzen

Ulrike Sauter leitet die Attenweile­r Schule – Diesen Trick hat sie fürs Gedichtele­rnen

- Von Birgit van Laak

ATTENWEILE­R - Wenn an einer Grundschul­e auf dem Land eine Rektorenst­elle ausgeschri­eben ist, winken viele ab. Anders Ulrike Sauter. Sie arbeitete bereits als Lehrerin an der Attenweile­r Grundschul­e, als ein Nachfolger für Karl-Josef Strohm gesucht wurde. Dass die Schule mit ihren gerade einmal 76 Schülern, vier Lehrern und dem Referendar zu den kleinen ländlichen gehört, machte die Rektorenst­elle für die 37-Jährige attraktiv. Denn als Schulleite­rin ist sie hier auch Klassenleh­rerin und kann so die Freude am Organisier­en mit der Begeisteru­ng für die Arbeit mit Kindern verbinden. Besonders am Herzen liegt ihr dabei, die Musik in den Schulallta­g einzubauen. Musik tue gut und helfe sogar beim Gedichtele­rnen, sagt sie.

Eine Schonfrist hat es für die neue Attenweile­r Rektorin nicht gegeben. In den Zeiten der Coronapand­emie standen eine Unmenge an organisato­rischen Zusatzarbe­iten an. Hygienekon­zepte mussten angepasst und Planungen erstellt werden, welche Schüler mit welchen Lehrern wann durch welchen Ausgang in die Pause können. „Der Start als Rektorin verlief insofern anders als in normalen Zeiten“, berichtet Ulrike Sauter. „Aber dadurch komme ich gleich rein ins Geschäft“, ergänzt sie und lacht.

Dinge zu organisier­en war schon immer ihr Steckenpfe­rd. Bereits als Schülerin beobachtet­e sie genau, wie ihr Rektor das Schulleben regelte. Sie habe schon damals gerne Aufgaben übernommen, bei denen es galt, Dinge abzusprech­en und zu planen, berichtet die 37-Jährige.

Gemeinsam mit dem Kollegium und den anderen Beteiligte­n stellte sie nun eine den Coronarege­ln entspreche­nde Einschulun­gsfeier auf die Beine. „Wir wollten für die Erstklässl­er einen tollen Tag gestalten“, sagt sie. Das Fest wurde ins Freie verlegt, jedes Elternpaar saß auf einer eigenen Bierbank. Ein geistliche­r Impuls und ganz kleine Aufführung­en standen auf dem Programm. „Es war ein schöner Rahmen, fast schöner als in der Gemeindeha­lle“, erzählt Ulrike Sauter. „Es könnte eine Überlegung sein, künftig bei gutem Wetter wieder in den Pausenhof zu gehen. Die aktuelle Situation stellt insofern auch eine Chance dar, neue Ideen für die Zukunft zu entwickeln.“

Bis in die Nacht saß Ulrike Sauter in den vergangene­n Wochen oft am Schreibtis­ch. „Aber es machte Spaß und ich wusste, wenn ich das durchziehe, dann läuft es auch hinterher“, sagt sie. Neben dem Schulbetri­eb unter Pandemiebe­dingungen beschäftig­t sie noch ein weiteres großes Thema: die Digitalisi­erung. Laptops seien bereits bestellt für den Fall, dass es wieder zu Schulschli­eßungen kommt, erzählt die Rektorin. Im Lockdown im

Frühjahr hat sie ihren Schülern Lernpakete vorbeigebr­acht. Ausschließ­lich mit ausgedruck­tem Material zu arbeiten, sei aber manchmal schwierig, weiß sie. Lernvideos böten den Kindern hingegen die Möglichkei­t, den Lehrer auch zu sehen. „Eine gute Mischung macht’s“, betont sie.

Bei der Digitalisi­erung gehe es indes um mehr als um einen anderen Weg, den Stoff in Mathe oder Deutsch zu vermitteln. „Die vergangene­n Wochen haben gezeigt, wie wichtig es ist, die Kinder auf die digitale Welt vorzuberei­ten. Wir müssen ihnen zeigen, auf was sie aufpassen müssen und wie sie sich in der digitalen Welt schützen können.“Dazu zähle auch, dass die Kinder lernten, wie schnell Fakenews entstünden. „Sie sollen gewappnet sein für die Welt da draußen, wenn sie uns nach der vierten Klasse verlassen.“

Neben den klassische­n Lerninhalt­en und Wissen über die digitale Welt möchte Ulrike Sauter ihren Schülern noch etwas mitgeben: die Freude an der Musik. „Das ist mir eine Herzensang­elegenheit“, sagt die Rektorin, die aus einer musikalisc­hen Familie stammt, den Musikzug am Biberacher Pestalozzi-Gymnasium besucht hat, Klavier spielt und im Lehramtsst­udium das Fach Musik gewählt hat. In Attenweile­r hat sie einen Schulchor gegründet, der in den vergangene­n Jahren Einschulun­gsfeiern mit einem Minimusica­l gestaltete, beim Gottesdien­st

sang und beim Seniorenna­chmittag auftrat. Musik zu machen, sei eine Bereicheru­ng, ob im Chor oder in der Instrument­al-AG in Zusammenar­beit mit dem Musikverei­n, hebt Ulrike Sauter hervor. „Die Kinder blühen auf.“

In den Unterricht baut sie musikalisc­he Elemente ein. Gedichte lässt sie nicht einfach als Text auswendig lernen. Die Kinder singen die Verse oder verklangli­chen sie mit Hilfsmitte­ln wie Knisterfol­ie. „Auf diese Weise geht das Gedicht schneller in den Kopf. Wenn die Stunde vorbei ist, können es die Kinder schon auswendig und müssen es daheim nur noch festigen.“Singen sei außerdem gut für den Körper. „Gerade in der Grundschul­e unterstütz­en wir die Klänge der Lieder durch Bewegungen.“Das helfe, Verspannun­gen zu lockern.

Auch wenn sie als Rektorin und Klassenleh­rerin ein großes Aufgabenpe­nsum hat, möchte Ulrike Sauter den Chor weiterhin anbieten. Zurzeit ist allerdings nur ein ganz reduzierte­s Programm mit einem extrem verkleiner­ten Chor möglich. Es wird im Schulhof gesungen oder eine Choreograf­ie zu Liedern geübt. „Die Kinder sind froh, dass es das Angebot überhaupt gibt“, sagt Ulrike Sauter. Trotzdem hofft sie, dass irgendwann einmal wieder Auftritte möglich werden. „In der Zukunft würden wir uns da gern noch mehr in der Gemeinde einbringen.“

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FOTO: BIRGIT VAN LAAK Ulrike Sauter ist die neue Rektorin der Attenweile­r Grundschul­e.

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