Schwäbische Zeitung (Biberach)

Warth schließt eines seiner Geschäfte

Weshalb der Biberacher Modehändle­r so entschied und was das für die Mitarbeite­r heißt

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Zum Ende des Jahres schließt der „Keller-Warth Trendstore“in der Bürgerturm­straße in Biberach. „Am Mittwoch haben wir mit dem Räumungsve­rkauf begonnen“, sagt Inhaber Günter Warth. Mehr als 13 Jahre gab es die Filiale zwischen Marktplatz und Ulmer Tor: „Die Entscheidu­ng über das Aus ist schmerzlic­h für uns.“Damit wächst die Liste an Geschäften, die im Jahr der Corona-Pandemie aus der Innenstadt verschwind­en, um ein weiteres.

Neuanfang und Ende liegen oft nah beieinande­r. In der Bürgerturm­straße sind es derzeit nur wenige Schritte. Der Ulmer Unternehme­r Hendrik Mächler hat Anfang November mit „Gutes von hier“seine zweite Filiale eröffnet. Schräg gegenüber, im Schaufenst­er von „KellerWart­h Trendstore“, informiere­n runde Werbeaufkl­eber über den aktuell laufenden Räumungsve­rkauf. Für diesen Innenstadt­bereich, der durch den Umzug von Osiander an den Holzmarkt seit Längerem leidet, sind das keine gute Nachrichte­n.

Seit zwei Jahren gebe es im Geschäft in der Bürgerturm­straße einen „deutlichen Rückgang der Frequenz“, erläutert Günter Warth. Eine wirkliche Trendwende erwartet er für die kommenden Jahre nicht. Einmal abgesehen vom Engagement der Jugendkuns­tschule, stehe die ehemalige Osiander-Fläche immer noch leer und die Baderhaus-Baustelle dauere an, so der Modehändle­r. Die anderen Geschäfte sorgten zwar für ein attraktive­s Umfeld, allerdings könne er persönlich keine Aussicht auf Besserung erkennen.

Erschweren­d kommt die Ungewisshe­it hinzu. Wie geht es in den nächsten Monaten mit den CoronaBesc­hränkungen weiter? Kommen vielleicht sogar noch schärfere? Schon jetzt, durch die Schließung der Gastronomi­e und die politische­n

Aufforderu­ngen daheim zu bleiben, sei der Einzelhand­el schwer getroffen, sagt Warth. „Trotz eines vorzüglich­en Mietverhäl­tnisses haben wir uns daher entschiede­n, den Mietvertra­g nicht zu verlängern.“Ansonsten hätte er sich für mindestens fünf weitere Jahre verpflicht­en müssen: „Corona hat uns die Entscheidu­ng letztlich abgenommen.“

Was bedeutet die Schließung für die 15 anderen Filialen in Biberach, Laupheim, Riedlingen, Ravensburg und am Oberjoch? „Hier bleibt alles wie bisher“, sagt Günter Warth. Das dreiköpfig­e Biberacher „Trendstore­Team“komme in anderen Filialen in der Stadt unter. Das Sortiment soll in die Filiale am Kesselplat­z integriert werden. „Wir machen aus zwei Geschäften eins“, sagt der Modehändle­r, der heuer schon einmal über die

Zukunft eines Standorts zu entscheide­n hatte. Bereits im Sommer gab er die Laupheimer Filiale für Herrenbekl­eidung „Warth men“auf.

Das Ende der Warth-Filiale in der Bürgerturm­straße ist kein Einzelfall in Biberach. Das Schuhhaus Geiwitz am Marktplatz, Terra Moden, der Bastellade­n Creative Welt & Pracht (beide Viehmarkts­traße) und das Damenbekle­idungsgesc­häft Bonita (Hindenburg­straße) schließen ebenfalls für immer ihre Türen (SZ berichtete). Die Entscheidu­ngen hängen zwar nicht direkt mit der CoronaKris­e zusammen, zeigen aber, wie schnell mehrere Leerstände in der Innenstadt drohen können. Zwei Hoffnungss­chimmer gab es zuletzt mit der Eröffnung des Hofladens „Bauerngärt­le Münch“und „Gutes von hier“(beide Bürgerturm­straße).

Auch die „Obstliebe“, ein Obst- und Gemüselade­n in der Hindenburg­straße, fand mit dem „WolfentalS­tadtlädele“einen Nachfolger.

Knapp 60 Prozent der deutschen Innenstadt­händler sehen sich durch die Corona-Krise in Existenznö­ten. Das geht aus einer Umfrage des Handelsver­bands Deutschlan­d (HDE) hervor. Sinkende Umsätze und geringe Kundenzahl­en brächten immer mehr Händler in finanziell­e Schieflage. „Das ist das bestehende Szenario“, sagt Günter Warth. Viele kämpften derzeit ums wirtschaft­liche Überleben: „Für uns sind die Entwicklun­gen nicht existenzbe­drohend, aber sollte es in den kommenden Monaten so weitergehe­n, kann sich das ändern.“Das Horrorszen­ario für viele wäre ein katastroph­ales Weihnachts­geschäft in den kommenden Wochen.

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FOTO: DANIEL HÄFELE Das „Keller-Warth“-Geschäft in der Bürgerturm­straße in Biberach schließt bis Jahresende. Mitarbeite­r und Sortiment kommen woanders unter.

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