Schwäbische Zeitung (Biberach)
Überstunden hier, Kurzarbeit dort
Betriebs- und Personalräte der Wirtschaftsregion Biberach tauschen sich untereinander aus
BIBERACH (sz) - Die Betriebs- und Personalräte der Region haben sich bei einer Videokonferenz vertraulich über die wirtschaftliche Situation ausgetauscht. Die Unternehmen und vor allem die Arbeitnehmer stünden im Herbst 2020 vor gewaltigen Herausforderungen, teilten sie im Anschluss mit.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie die Transformation und Digitalisierung könnten zu beispiellosen Umwälzungen der Arbeitswelt führen. Dabei sei die Situation widersprüchlich. In einigen Betrieben und Verwaltungen weiß man vor Arbeit und Überstunden nicht ein noch aus, in anderen Firmen sind Kurzarbeit und bevorstehende Entlassungen auf der Tagesordnung. In einigen Branchen sind Insolvenzen und Schließungen absehbar oder haben schon stattgefunden.
An die Unternehmen appellieren die Betriebsräte dringend, im Interesse der Beschäftigten das Instrument der Kurzarbeit zu nutzen, wo immer dies möglich und nötig sei. Sie forderten darüber hinaus weitere Maßnahmen, um Arbeits- und Ausbildungsplätze zu erhalten. Gestern wurde noch über Fachkräftemangel geklagt, heute sei ein Rückgang der Ausbildungsverträge um zehn bis 15 Prozent zu beobachten. Die Betriebsräte seien zum Dialog über zukunftsfähige und sozialverträgliche Lösungen bereit.
Die Belegschaftsvertreter wandten sich auch an die Politik in Kommunen, Land und Bund. Sie begrüßten die nun länger mögliche Bezugsdauer des Kurzarbeitergelds, forderten jedoch eine andere Besteuerung. Sonst würden die Beschäftigen in Kurzarbeit im Folgejahr bei der Jahressteuer belastet, während die Arbeitgeber bei den Sozialversicherungsbeiträgen entlastet würden. Darüber hinaus warben sie, vor allem Geringverdiener bei Höhe und Bezugsdauer des Arbeitslosengelds und der Hartz-IV-Sätze zu entlasten. Weitere Stichwörter lauteten Zukunftsinvestitionen, neue Technologiefelder, Investitionen in die öffentliche Infrastruktur und bessere Bezahlung sozialer Dienstleistungen.
Breiten Raum nahm das Thema Homeoffice ein. Dies gelte es durch Betriebsvereinbarungen abzusichern. Familien dürften bei Homeschooling, Homeoffice und häuslicher Pflege nicht alleingelassen werden.