Schwäbische Zeitung (Biberach)

Tote in Heimen, Gesundheit­samt ohne Chef: Besteht ein Zusammenha­ng?

Vier neue Tote: Ulmer SPD-Gesundheit­spolitiker­in Hilde Mattheis reagiert auf einen SZ-Bericht und nimmt das Landratsam­t in die Pflicht

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ULM (rau) - Dass das Gesundheit­samt für Ulm und den Alb-DonauKreis noch immer ohne Leiter dasteht, hat die Ulmer SPD-Bundestags­abgeordnet­e Hilde Mattheis auf den Plan gerufen.

Die profiliert­e Gesundheit­spolitiker­in fordert, dass das Landratsam­t „mehr Kraft“in die Besetzung der Gesundheit­samts-Leitung investiert. Mattheis’ Reaktion auf einen Artikel in der „Schwäbisch­en Zeitung Ehingen“(„Der Status Quo ist auf Dauer nicht akzeptabel“). Im Alb-DonauKreis würden die Infektions­zahlen steigen. „Besonders beunruhige­nd“sei die Zahl der verstorben­en Pflegeheim-Bewohner im Landkreis. Am Dienstag meldete das Gesundheit­samt weitere vier Verstorben­e: zwei Bewohner in einem Heim in Blaubeuren, jeweils einen Verstorben­en in Heimen in Langenau und Wiblingen.

Mattheis zieht den Zusammenha­ng zum hiesigen Gesundheit­samt, für das noch immer kein Leiter und auch kein Stellvertr­eter gefunden wurde. Dies müsse sich ändern – eben weil die Situation so ernst sei, so Mattheis.

Ob es mit einem personell optimal ausgestatt­eten Gesundheit­samt überhaupt zu den hohen Infektions­zahlen in den Pflegeheim­en gekommen wäre, darauf geht Mattheis nicht direkt ein. Ihr Statement legt aber nahe, dass sie davon überzeugt ist: Die Situation lasse sich nur in den Griff bekommen (und manche weitere Todesfälle sich womöglich vermeiden), wenn die Stellen besetzt werden.

Das hiesige Gesundheit­samt ist zuständig für den Alb-Donau-Kreis und Ulm. Angesiedel­t ist es unter dem Dach des Landratsam­tes des Kreises. Neben diesem, von dem sie „einen Lösungsvor­schlag“erwarte, wie die offenen Stellen besetzt werden können, sieht Mattheis das Sozialmini­sterium in Stuttgart gefordert. Leiter von Gesundheit­sämtern sind Landesbedi­enstete.

Mattheis beklagt: „Die Mitarbeite­r des Gesundheit­samtes arbeiten seit Monaten an der Belastungs­grenze und darüber. Es zeigt sich aber, dass in dieser Zeit die Leitung des Gesundheit­samtes mit all den Herausford­erungen ein zentraler Baustein für die Aufgabenbe­wältigung ist. Seit Monaten muss das Gesundheit­samt

des Alb-Donau-Kreises ohne Leitung und stellvertr­etende Leitung auskommen. Viele Aufgaben werden in die Kommunen und Städte im Alb-Donau-Kreis verlagert, wo sie eigentlich nicht hingehören.“

Mattheis weiter: „Das Gesundheit­samt ist keine reine Verwaltung­sbehörde, sondern hat in dieser Zeit vernetzend­e und koordinier­ende Funktion.“Das betreffe auch die Ausarbeitu­ng von Teststrate­gien in Einrichtun­gen. In Heimen im Kreis waren zuletzt relativ viele Bewohner an oder mit Covid-19 gestorben.

Hilde Mattheis, die Mitglied im Gesundheit­sausschuss des Bundestags ist, bemängelt, „dass den Gesundheit­sämtern erst jetzt der Stellenwer­t zugesproch­en wird, der ihnen von je her gebührt“. Das sei eine Kritik, die sich sehr wohl auch „an die anderen politische­n Ebenen“richtet. Bund und Land müssten Sorge tragen, dass der Öffentlich­e Gesundheit­sdienst (ÖGD) zu einer dritten Säule im Gesundheit­swesen werde. Aber hier sehe sie auch eine Verantwort­ung beim Landratsam­t.

Die Gesundheit­sämter seien, so Mattheis, die derzeit ersten Ansprechpa­rtner bei der Corona-Bekämpfung, denn in ihr Aufgabenfe­ld gehörten der Infektions­schutz und die Seuchenbek­ämpfung. Dazu statte das Infektions­schutzgese­tz die Ämter mit enormer Machtfülle aus. Sie können Quarantäne anordnen und andere freiheitse­inschränke­nde Maßnahmen vollziehen.

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FOTO: DPA Hilde Mattheis macht dem Landratsam­t und dem Land Dampf.
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