Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Neue Konzepte wären ein Heimvorteil, Plakate sind es nicht“
Zum Bericht „Aktion ,Heimvorteil’ soll lokalen Handel unterstützen“in der SZ vom 18. November:
Wenn Biberachs Erster Bürgermeister Miller fest hinter der Aktion „Heimvorteil“steht – schön. Biberachs Kulturdezernent Riedlbauer steht hinter der Aktion „Kultur wir vermissen Dich“– auch schön. Wird alles besser, indem man auf Banalitäten hinweist und das als Aktion betitelt? Ich möchte das bezweifeln.
Ist es eine Aktion, einen Mangel festzustellen oder Bürger auf Banalitäten hinzuweisen (Geschäfte haben offen!)? Diese „Aktionen“kosten Geld (Druck/Verteilung/Grafik/Besprechungen), das in der Kultur und im Einzelhandel selbst nicht ankommt.
Weder ein Modehaus noch ein Sportgeschäft werden meiner Meinung nach durch Heimvorteil mehr Umsatz machen. Auch, weil völlig klar ist: In der Innenstadt sind bei geschlossenen Cafes und Restaurants weniger Kunden unterwegs, und wer braucht Sportartikel, wenn die Skisaison ausfallgefährdet ist?
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Meiner Meinung nach wären neue Konzepte gefragt, Visionen, mit dem Zustand umzugehen. Erster Schritt wäre, den Mietspiegel für Gewerberäume mal ernsthaft unter die Lupe zu nehmen: Möglicherweise sind die fetten Jahre einfach vorbei. Es wäre Aufgabe der Stadtverwaltung, hier Vermieter von innerstädtischen Gewerberäumen zu einem Gespräch zu bitten und sich für niedrigere Mieten und Pachten einzusetzen. „Schwäbische“und Regio TV sollten vielleicht, statt in Kurzarbeit zu gehen, sich für neue Formate und OnlineMärkte öffnen, als Schnittstelle zwischen Einzelhandel und Bürgern.
Und was die Banken betrifft: Statt Lippenbekenntnisse mit Plakaten zu unterstützen, fände ich es besser, Live-Kulturevents in geschlossener Stadthalle, Gigelberghalle, Museum oder Abdera zu unterstützen. Das Museum und das Abdera haben es im ersten Lockdown vorgemacht. Neue Konzepte wären ein Heimvorteil, Plakate und Appelle allein sind es nicht.
Uli Stöckle,
Biberach