Schwäbische Zeitung (Biberach)
Der Narrenbrunnen in Eberhardzell steht
Künstler, Narrenzunft und Bürgermeister sind sehr zufrieden
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EBERHARDZELL - Jetzt steht er und die Beteiligten strahlen. Der Narrenbrunnen vor der ehemaligen Gaststätte Post im Ortszentrum von Eberhardzell ist endlich fertig geworden. Rund neun Monate hat der Biberacher Künstler Horst Reichle an dem Jahrmillionen alten Findling gearbeitet.
Vor etwa 140 00 Jahren kam er als Moränenschutt mit dem Gletscher der Riss-Eiszeit in den Eberhardzeller Ortsteil Oberessendorf. Seit 2017 war der Stein von Reichle fertig behauen und bereit für den Abtransport. Der Künstler lebt selbst auf dem Venishof in Eberhardzell. Reichle hatte es sich zur Aufgabe gemacht, für die Eberhardzeller Narren einen Stein zu gestalten, der die bewegte Geschichte der unterschiedlichen Charaktere und Masken der Zunft widerspiegelt.
Der 2,30 Meter hohe und 2,25 Meter breite Stein wurde 1996 auf dem Gelände des Betonwerks Oberessendorf beim Kiesabbau freigelegt, seitdem stand er bei Reichle im Garten.
Im Oktober dann endlich der Transport aus Reichles Garten nach Eberhardzell vor die Alte Post, die aufwendig saniert wurde und inzwischen fertiggestellt war.
Die Idee, einen Narrenbrunnen zu kreieren und diesen in Eberhardzell aufzustellen, hatte bereits der alte „Polde“, der Vater des jetzigen Zunftmeisters der Zeller Zunft Schwarze
Katz. „Er kam vor vielen Jahren zu mir, doch ich habe damals abgewinkt“, so Reichle über ein Gespräch 2017. Die Idee jedoch blieb. Als dann 2016 sein Sohn Karl-Heinz Maucher, ebenfalls „Polde“genannt, zu ihm auf seinen Hof bei Oberessendorf kam, stimmte Reichle dem Projekt zu. „Ich musste ihn schon ein wenig überreden. Ein, zwei Viertele haben wir dabei schon getrunken“, erinnert sich „Polde“.
Poldes Nachfolger, die Zunftmeister Markus Scheffold und Claus Tress, zeigten sich hoch erfeut, aber auch ein wenig wehmütig: „Schön, dass unsere Masken künstlerisch so umgesetzt wurden, schade aber, dass die Fasnet nächstes Jahr leider komplett ausfällt.“
Der Narrenbrunnen ist neben dem in Riedlingen erst der zweite seiner Art im Landkreis Biberach. „In Munderkingen gibt es auch noch einen“, wirft Polde ein. Er ist ebenso stolz wie Horst Reichle. Die Arbeit habe sich gelohnt.
Das sieht auch Eberhardzells Bürgermeister Guntram Grabherr so, auch wenn es einige Diskussionen im zuständigen Arbeitskreis über Standort und Material des Brunnens gegeben habe. „Das ist ein tolles Kunstwerk auf einem tollen Platz, der die Wichtigkeit der Fasnet in Eberhardzell auf besondere Art betont.“Die 25 000 Euro, die die Gemeinde in dieses Projekt investiert habe, könnten nicht besser angelegt sein.