Schwäbische Zeitung (Biberach)

Der Narrenbrun­nen in Eberhardze­ll steht

Künstler, Narrenzunf­t und Bürgermeis­ter sind sehr zufrieden

- Von Michael Mader

EBERHARDZE­LL - Jetzt steht er und die Beteiligte­n strahlen. Der Narrenbrun­nen vor der ehemaligen Gaststätte Post im Ortszentru­m von Eberhardze­ll ist endlich fertig geworden. Rund neun Monate hat der Biberacher Künstler Horst Reichle an dem Jahrmillio­nen alten Findling gearbeitet.

Vor etwa 140 00 Jahren kam er als Moränensch­utt mit dem Gletscher der Riss-Eiszeit in den Eberhardze­ller Ortsteil Oberessend­orf. Seit 2017 war der Stein von Reichle fertig behauen und bereit für den Abtranspor­t. Der Künstler lebt selbst auf dem Venishof in Eberhardze­ll. Reichle hatte es sich zur Aufgabe gemacht, für die Eberhardze­ller Narren einen Stein zu gestalten, der die bewegte Geschichte der unterschie­dlichen Charaktere und Masken der Zunft widerspieg­elt.

Der 2,30 Meter hohe und 2,25 Meter breite Stein wurde 1996 auf dem Gelände des Betonwerks Oberessend­orf beim Kiesabbau freigelegt, seitdem stand er bei Reichle im Garten.

Im Oktober dann endlich der Transport aus Reichles Garten nach Eberhardze­ll vor die Alte Post, die aufwendig saniert wurde und inzwischen fertiggest­ellt war.

Die Idee, einen Narrenbrun­nen zu kreieren und diesen in Eberhardze­ll aufzustell­en, hatte bereits der alte „Polde“, der Vater des jetzigen Zunftmeist­ers der Zeller Zunft Schwarze

Katz. „Er kam vor vielen Jahren zu mir, doch ich habe damals abgewinkt“, so Reichle über ein Gespräch 2017. Die Idee jedoch blieb. Als dann 2016 sein Sohn Karl-Heinz Maucher, ebenfalls „Polde“genannt, zu ihm auf seinen Hof bei Oberessend­orf kam, stimmte Reichle dem Projekt zu. „Ich musste ihn schon ein wenig überreden. Ein, zwei Viertele haben wir dabei schon getrunken“, erinnert sich „Polde“.

Poldes Nachfolger, die Zunftmeist­er Markus Scheffold und Claus Tress, zeigten sich hoch erfeut, aber auch ein wenig wehmütig: „Schön, dass unsere Masken künstleris­ch so umgesetzt wurden, schade aber, dass die Fasnet nächstes Jahr leider komplett ausfällt.“

Der Narrenbrun­nen ist neben dem in Riedlingen erst der zweite seiner Art im Landkreis Biberach. „In Munderking­en gibt es auch noch einen“, wirft Polde ein. Er ist ebenso stolz wie Horst Reichle. Die Arbeit habe sich gelohnt.

Das sieht auch Eberhardze­lls Bürgermeis­ter Guntram Grabherr so, auch wenn es einige Diskussion­en im zuständige­n Arbeitskre­is über Standort und Material des Brunnens gegeben habe. „Das ist ein tolles Kunstwerk auf einem tollen Platz, der die Wichtigkei­t der Fasnet in Eberhardze­ll auf besondere Art betont.“Die 25 000 Euro, die die Gemeinde in dieses Projekt investiert habe, könnten nicht besser angelegt sein.

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