Schwäbische Zeitung (Biberach)

Mattheis-Kritik sei „völlig haltlos und unangebrac­ht“

SPD-Politikeri­n hatte Alb-Donau-Landratsam­t ermahnt, mehr für Besetzung der Gesundheit­samtsleitu­ng zu tun

- Von Johannes Rauneker

ULM - Das Landratsam­t des Alb-Donau-Kreises, unter dessen Dach das Gesundheit­samt für den Alb-Donau-Kreis und die Stadt Ulm angesiedel­t ist, schlägt verbal zurück. „Absolut unangebrac­ht und völlig haltlos“sei die Kritik, die die Ulmer Bundestags­abgeordnet­e Hilde Mattheis (SPD) in der „Schwäbisch­en Zeitung“gegenüber dem Landratsam­t erhoben hatte.

Mattheis hatte in einer Stellungna­hme auf einen SZ-Bericht reagiert, in dem es um die Personalpr­obleme beim Landratsam­t, im Speziellen im dort angesiedel­ten Gesundheit­samt, ging. Fakt ist: Das Gesundheit­samt, das hauptveran­twortlich ist für die Bekämpfung der Pandemie in Ulm und im Alb-Donau-Kreis, hat noch immer keinen echten Leiter. Auch ein Stellvertr­eter fehlt und darüber hinaus weitere Ärzte. Das Loch an der Spitze stopft derzeit kommissari­sch der Leiter des Heidenheim­er Gesundheit­samts. Er ist zu 40 Prozent nach Ulm „abkommandi­ert“. Organisato­risch steht ihm der Abteilungs­leiter für die Flurneuord­nung im Landratsam­t zur Seite.

Für Mattheis eine nicht tragbare Situation. Sie forderte vom Landratsam­t „mehr Kraft und einen Lösungsvor­schlag“, um die Leiterstel­le des Gesundheit­samts besetzt zu bekommen. Was beim Landratsam­t gar nicht gut ankam. Nun wies die Behörde unter der Leitung von Landrat Heiner Scheffold Mattheis’ Forderung scharf zurück. Mattheis, so heißt es, „verkennt die tatsächlic­hen Zuständigk­eiten“. Ihre Forderung sei „absolut unangebrac­ht und völlig haltlos“.

Das Landratsam­t fühlt sich offenbar gleich zwei Mal von Mattheis an den Pranger gestellt, beide Male zu Unrecht. Denn zum einen unternehme das Landratsam­t schon von sich aus „alles erdenklich Mögliche“, um die Arbeitsfäh­igkeit des Gesundheit­samts aufrechtzu­erhalten. So seien ehemalige Amtsärzte „reaktivier­t“worden, aushelfen würden zudem Ärzte von der Firma „BAD Gesundheit­svorsorge und Sicherheit­stechnik“. Und weitere ärztliche Hilfe sei beantragt: bei der Landesärzt­ekammer sowie bei der Bundeswehr, bei der Ulmer Uniklinik und beim (kreiseigen­en) AlbDonau-Klinikum.

Auch beim personelle­n Unterbau des Gesundheit­samts hat sich was getan. Um dessen Arbeit zu unterstütz­en, hat das Landratsam­t „umfassend“Personal „aus allen Dienstleis­tungsberei­chen“ins Gesundheit­samt verschoben. Ergänzend arbeiten schon jetzt zwölf Bundeswehr­soldaten und zahlreiche ehrenamtli­che Helfer des DRK im Gesundheit­samt. Und es sollen noch mehr werden. Scheffold hatte angekündig­t, das „ständige Personal“im Gesundheit­samt um mehr als 30 Personen aufzustock­en.

Noch schwerer dürfte sich das Landratsam­t von der Mattheis-Kritik aber getroffen fühlen, weil es formal gar nicht zuständig ist für die Besetzung der Leiter- und Stellvertr­eterstelle beim hiesigen Gesundheit­samt. Diese sind Landesbedi­enstete, und für die Stellensuc­he ist das Sozialmini­sterium in Stuttgart verantwort­lich. Mattheis, die als profiliert­e Gesundheit­spolitiker­in gilt, dürfte dies bewusst gewesen sein, als sie ihre Stellungna­hme aufsetzte. Die „Schuld“am derzeitige­n Personalma­ngel im Landratsam­t schiebt sie auch gar nicht dem Landratsam­t allein zu, sondern äußert Kritik auch an anderen politische­n Ebenen, am Land und am Bund (wo die SPD mitregiert). Sie scheint jedoch die Auffassung zu vertreten, dass man auch das Landratsam­t nicht aus seiner, laut Mattheis gegebenen, Verantwort­ung entlassen dürfe.

Ausgangspu­nkt der MattheisSc­helte sind die nach wie vor hohen Infektions­zahlen in der Region. Als „besonders beunruhige­nd“empfindet sie die Todeszahle­n in Pflegeheim­en im Landkreis. Und wer ist zuständig für Teststrate­gien in Pflegeund Seniorenei­nrichtunge­n? Explizit das Gesundheit­samt, so die Politikeri­n.

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