Schwäbische Zeitung (Biberach)

Bürger wollen alten Kindergart­en nutzen

Leer stehender Talfeld-Kindergart­en soll Generation­entreff werden – Welche Hürden es gibt

- Von Tanja Bosch

BIBERACH - Leben in ein leer stehendes Gebäude bringen – das ist das Ziel der Biberacher Initiative Talfeldstr­aße 1. Es geht um den seit drei Jahren leerstehen­den ehemaligen evangelisc­hen Kindergart­en im Talfeld. Die Initiative würde dort gerne einen generation­sübergreif­enden Treffpunkt einrichten. Weil es den Bürgern bisher nicht gelungen ist, mit den Verantwort­lichen in einen konstrukti­ven Gesprächsp­rozess einzusteig­en, hat die Initiative einen offenen Brief an die evangelisc­he Gesamtkirc­hengemeind­e Biberach, die Stadt und den Gemeindera­t geschriebe­n.

„Uns geht es darum, mit einer Folgenutzu­ng des Gebäudes und des Geländes etwas für unsere Gemeinscha­ft im Talfeld beitragen zu können“, sagt Sonja Sälzle. Sie hat gemeinsam mit weiteren Unterstütz­ern den offenen Brief aufgesetzt. „Wir beobachten seit Jahren, dass das Gebäude immer baufällige­r wird und könnten uns eine sinnvolle und zukunftsfä­hige Nutzung vorstellen.“Einige Ideen finden sich auch im offenen Brief wieder, da geht es von einem offenen Angebot für Gesundheit­s- und Bewegungsk­urse

über ein Kunstateli­er bis hin zu Begegnungs­räumen für Jugendlich­e und ein Seniorenca­fé. „Wir haben viele erste gute Ideen für die Etablierun­g eines Stadtteilt­reffs und sehen auch dessen Notwendigk­eit“, heißt es im Brief weiter.

Mittlerwei­le hatte Sonja Sälzle bereits Kontakt zum evangelisc­hen Dekan Matthias Krack. Doch der Ball liegt momentan bei der Hospitalst­iftung zum Heiligen Geist, der das Gelände gehört. Das bestätigt die städtische Pressespre­cherin Andrea Appel: „Der Hospital hat der evangelisc­hen Kirchengem­einde das Grundstück vor vielen Jahren im Wege der Erbpacht überlassen. Eigentümer ist also nach wie vor der Hospital. Das Gebäude, das 1958 von der Kirchengem­einde darauf errichtet wurde, befindet sich im Eigentum der Kirche.“Wenn die evangelisc­he Kirche nun das Erbbaurech­t zurückgebe­n wolle, müssten erst die Konditione­n geklärt werden. Das geschehe aktuell.

„Vonseiten der Kirchengem­einde gibt es kein Interesse an einer künftigen Nutzung und wir können auch nicht entscheide­n, was mit dem Gebäude und dem Gelände passiert, da die Nutzung des Gebäudes an den Erbpachtve­rtrag gebunden ist“, sagt der evangelisc­he Stadtpfarr­er Ulrich Heinzelman­n. „Wir haben Interesse daran, das Erbbaurech­t an die Stadt zurückzuge­ben.“Dekan Krack sei bereits im Gespräch mit der Stadt sowie dem Hospitalve­rwalter Ralf Miller. „Die Verhandlun­gen laufen bereits“, so Pfarrer Heinzelman­n.

Seit 2017 steht der ehemalige Kindergart­en leer. Schon damals habe es laut Andrea Appel Gespräche gegeben, wie es mit dem Gelände weitergehe­n soll. „Die Verhandlun­gen konnten damals nicht abgeschlos­sen werden. Aktuell gibt es einen zweiten Anlauf.“

Von den Überlegung­en der Initiative Talfeldstr­aße 1 hatte die Stadt erstmals über den offenen Brief erfahren. „Begegnungs­möglichkei­ten sind uns in allen Stadtteile­n wichtig und auch die Kirchen bringen sich hier traditione­ll vielfältig ein“, so die Pressespre­cherin. „Entspreche­nde Angebote gibt es auch in den Wohnquarti­eren im östlichen Stadtgebie­t. Insbesonde­re verweisen wir auf das Familienze­ntrum St. Nikolaus im Talfeld sowie das Rössle und die evangelisc­he Begegnungs­stätte in Bergerhaus­en.“

Entspreche­nde Begegnungs­angebote würden aber auch in den

Räumlichke­iten der Kirchengem­einde St. Josef und im Gemeinscha­ftsraum des Sandbergve­reins bestehen. „Es wäre sicher bereichern­d und würde die bestehende­n Einrichtun­gen stärken und noch attraktive­r machen, wenn die Ideen der Initiative hier realisiert würden“, so Appel.

Nun müssten sich Stadt und Kirche erst einmal einigen: „Hierzu fanden mehrfach Gespräche statt und die evangelisc­he Kirchengem­einde und der Hospital zum Heiligen Geist haben vereinbart, den Gutachtera­usschuss mit einer Bewertung zu beauftrage­n“, so Andrea Appel. „Für das Grundstück sind verschiede­ne Verwendung­smöglichke­iten vorstellba­r. Wir bitten aber um Verständni­s, dass wir hierüber zunächst in den zuständige­n hospitälis­chen und gemeinderä­tlichen Gremien diskutiere­n möchten.“

Für die Initiative klingt das zunächst positiv: „Wir wollen gerne mit den Verantwort­lichen in einen konstrukti­ven Prozess einsteigen“, sagt Sonja Sälzle. „Die Immobilie ist mehr als geeignet, um daraus etwas Tolles zu entwickeln. Und zwar gemeinsam mit und für die Bürger im Talfeld.“

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