Schwäbische Zeitung (Biberach)
Wärmeverbundnetz spart CO2 und Kosten ein
Firma Handtmann setzt im Gebiet Aspach auf ein Infrastrukturprojekt
BIBERACH (sz) - Wenn sich mehrere Häuser ein Heizungsnetz teilen, spart das nicht nur Geld, sondern reduziert meist auch den Ausstoß von klimaschädlichem CO2. Dass eine solche Vernetzung auch für Industriebetriebe Vorteile bringt, zeigt ein Infrastrukturprojekt der Handtmann Unternehmensgruppe. Im Gewerbegebiet Aspach werden bis zu 1200 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr eingespart – so viel CO2-Emmissionen wie 7,65 Millionen Kilometer Autofahrt im Durchschnitt verursachen.
Bereits seit 1999 unterhält Handtmann einen Standort im Gewerbegebiet Aspach in Biberach. Mittlerweile fertigen dort vier HandtmannUnternehmen unter anderem Füllund Portioniersysteme für Lebensmittel, Kunststoffgussteile und Komponenten für die Automobilindustrie. Entlang von Hubertus-Liebrecht-Straße und Aspachstraße, auf einer Fläche von insgesamt 153 000 Quadratmetern, stehen fünf Verwaltungs- und Produktionsgebäude. Anstatt jedes Gebäude einzeln mit Wärme, Kühlung und Druckluft zu versorgen, hat Handtmann ein Gesamtkonzept für ein Verbundnetz entwickelt, das schrittweise realisiert wird.
Abwärme wird für Heizung und Warmwasserbereitung genutzt: Bei einem derartigen Projekt ist es eine große Herausforderung für die Planer, die verschiedenen Entwicklungsmöglichkeiten eines Produktionsstandorts zu berücksichtigen. Das Projektteam bei Handtmann hat deshalb mehrere Ausbaustufen festgelegt, die je nach Bedarf umgesetzt werden können. Seit Projektbeginn im Jahr 2017 konnte Handtmann bereits die Heizwasserkreisläufe aller Gebäude miteinander vernetzen. Zudem wurden die einzelnen Druckluftsysteme, die in allen Produktionshallen benötigt werden, miteinander verbunden. Dadurch kann die Druckluft optimal auf die Produktionsstätten verteilt werden. Bei der Erzeugung von Druckluft entsteht Abwärme, die in das Heizwassersystem eingespeist wird und damit vollständig genutzt werden kann. So konnte die Erzeugung von Heizwasser so weit reduziert werden, dass bereits zwei Heizzentralen eingespart werden konnten. Ergänzt wird das Energieverbundsystem in Aspach um eine sehr energieeffiziente Brunnenkühlung, die mithilfe von Grundwasser in mehreren Gebäuden Maschinen, Büros, Besprechungsräume und Produktionshallen
kühlt.
Der Planungs- und Umsetzungsaufwand eines solchen Projekts ist hoch, aber für Handtmann hat es sich bereits gelohnt, teilt die Firma mit. Zum Beispiel muss das Unternehmen mit dem Verbundsystem nicht mehr so viele einzelne und kleine Heizwasserkessel und Drucklufterzeuger betreiben und warten. Es wird aufgrund der Abwärmenutzung weniger Energie benötigt, die zudem effizienter genutzt werden kann. Zudem spart Handtmann in Zukunft die Investitionen in mehrere teure, dezentrale Systeme.
Aktuell arbeitet das Planungsteam schon an der nächsten Ausbaustufe: Im Sommer 2021 nimmt Handtmann in Aspach ein ErdgasBlockheizkraftwerk in Betrieb. Damit produziert das Unternehmen Strom und kann die Abwärme, die bei der Umwandlung des Erdgases in elektrische Energie anfällt, für Heizung und Warmwasserbereitung nutzen. Die bestehenden Heizanlagen werden somit um ein sehr effizientes System mit hohem Wirkungsgrad ergänzt.
Mit dem Gesamtprojekt kann Handtmann eine jährliche CO2-Einsparung
von bis zu 1200 Tonnen erreichen. Das entspreche der Menge, die durchschnittliche Personenwagen auf einer Strecke von 7,65 Millionen Kilometern verursachen – also 190-mal rund um den Erdball. „Das Projekt zeigt, dass wir bei Handtmann nicht nur bei unseren Produkten, sondern auch an unseren Standorten auf Effizienz und Klimaschutz setzen. Uns ist es wichtig, innovative Technologien so einzusetzen, dass sie einen positiven Nutzen bringen“, unterstreicht Thomas Handtmann, Geschäftsführer der Handtmann Holding.