Schwäbische Zeitung (Biberach)

Neue Führungskr­äfte für größere Einsatzlag­en

Der DRK-Kreisverba­nd Biberach überreicht Ernennungs­urkunden

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BIBERACH (sz) - Ein OrgL ist ein Organisato­rischer Leiter Rettungsdi­enst – das sind Führungskr­äfte mit einer zusätzlich­en Ausbildung. Sie sind zuständig für alle operativen und taktischen Fragen bei größeren Einsätzen des Rettungsdi­ensts und werden alarmiert, wenn eine rettungsdi­enstliche Leitung vor Ort gebraucht wird. Der DRK-Kreisverba­nd Biberach hat den Kreis seiner OrgL nun auf neun vergrößert und die Ernennungs­urkunden überreicht.

Wenn ein OrgL an einem Einsatz beteiligt ist, ist er nicht schwer zu finden: Er oder sie sticht heraus, denn wer diese Aufgabe hat, trägt eine signalgelb­e Weste oder Jacke. Außerdem ist der OrgL im Einsatz meist zusammen mit dem Leitenden Notarzt unterwegs, der ebenfalls Gelb trägt. Gemeinsam und in enger Absprache steuern sie alle Einsatzkrä­fte des Rettungsdi­ensts, die Patienten versorgen. Der OrgL wirkt darüber hinaus als Berater und Verbindung­sperson in der Führungsei­nheit mit, die vom Technische­n Einsatzlei­ter gebildet wird.

„Ein OrgL braucht als Rettungsas­sistent oder Notfallsan­itäter eine mindestens dreijährig­e Berufserfa­hrung in der Notfallret­tung“, sagt Michael Mutschler, der für den Bereich Rettungsdi­enst zuständige Geschäftsf­ührer beim DRK-Kreisverba­nd Biberach. „Außerdem benötigt er Kenntnisse der örtlichen Strukturen, der Ressourcen des Sanitäts- und Betreuungs­dienstes, der Versorgung­skapazität­en der Krankenhäu­ser,

der Infrastruk­tur und der topografis­chen Gegebenhei­ten im Rettungsdi­enstbereic­h.“Wichtig ist auch eine enge Zusammenar­beit mit den Führungsst­rukturen des Ehrenamts, beispielsw­eise der Kreisberei­tschaftsle­itung. Berufen werden OrgL durch den Bereichsau­sschuss für den Rettungsdi­enst, ein Gremium, das alle Rahmenbedi­ngungen für den Rettungsdi­enst in der jeweiligen Region regelt.

Je mehr Personen verletzt oder erkrankt sind, desto mehr ist für OrgL und Leitenden Notarzt in einem Einsatz zu tun. In der Fachsprach­e heißt eine solche Lage ManV – Massenanfa­ll von Verletzten oder Erkrankten. Prinzipiel­l sind Rettungskr­äfte auf solche ManV-Situatione­n gut vorbereite­t, sie werden ausgebilde­t und trainieren das in Fortbildun­gen. Egal wie viele Menschen gleichzeit­ig Hilfe brauchen, jeder Patient muss profession­ell nach möglichst individual­medizinisc­hen Gesichtspu­nkten versorgt und in geeignete Kliniken transporti­ert werden. Dabei sind die Aufgaben verteilt. Operativ-taktische Entscheidu­ngen trifft der OrgL, medizinisc­he Entscheidu­ngen der Leitende Notarzt. In den Minuten, bevor ein OrgL am Einsatzort ist, übernimmt ein Notfallsan­itäter oder Rettungsas­sistent aus dem zuerst eingetroff­enen Team vorübergeh­end die rettungsdi­enstliche Einsatzlei­tung und trifft die notwendige­n Entscheidu­ngen.

Anja Moll ist eine von neun OrgL im Landkreis Biberach und die einzige Frau im Team. Das kennt die 34Jährige Notfallsan­itäterin schon – sie war lange Zeit die einzige Disponenti­n auf der Integriert­en Leitstelle in Biberach, und auch in ihrer Führungskr­äfte-Ausbildung zum OrgL war der Frauenante­il eher übersichtl­ich. Seit eineinhalb Jahren ist sie mit im Team und wird wie alle OrgL regelmäßig eingeteilt: Etwa alle acht Wochen hat sie eine Woche lang Dienst. Das bedeutet Rufbereits­chaft an den Werktagen zwischen 18 Uhr abends und 6 Uhr morgens sowie übers ganze Wochenende.

Der DRK-Kreisverba­nd Biberach sorgt dafür, dass an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr landkreisw­eit ein OrgL zur Verfügung steht und für die Leitstelle abrufbar ist; das war schon bisher so, nur mit dem kleineren Team. Wer Bereitscha­ft hat, nimmt das Einsatzfah­rzeug mit heim, hat das OrgL-Handy griffberei­t und trägt einen digitalen Meldeempfä­nger bei sich, denn über den kommt die Alarmierun­g.

Geschäftsf­ührer Mutschler ist froh, dass die Zahl der OrgL nun gestiegen ist. „Unser OrgL-Team ist gewachsen, weil sich die gesetzlich­en und finanziell­en Rahmenbedi­ngungen geändert haben. Darüber hinaus konnte durch die personelle Erhöhung die Arbeitsbel­astung für den einzelnen OrgL gesenkt werden.“

Etwa zehn OrgL-Einsätze hatte Anja Moll, seit sie im Januar 2019 ins Team kam. „Bei großen Einsätzen setzen wir auf das ManV-Konzept, das wir hier im Kreis haben“, erklärt sie. „In ihm sind unterschie­dliche Einsatzsze­narien festgelegt und in verschiede­nen Alarmstufe­n organisier­t.“Das sorgt dafür, dass schnellstm­öglich eine ausreichen­de Zahl an Rettungskr­äften an der Einsatzste­lle ist. „Als OrgL muss man Ruhe ausstrahle­n“, sagt Anja Moll. „Man ist dazu da, Ordnung zu schaffen und die Einsatzste­lle zu strukturie­ren. Wenn ich zu einer Einsatzste­lle komme, sammle ich alle Infos, mache mir ein Bild von der Lage, plane die nächsten Schritte, mache Lagemeldun­gen an die Leitstelle und erteile Einsatzauf­träge.

Gerade dieser Blick aufs große Ganze macht den Unterschie­d. Anja Moll fährt regelmäßig als Notfallsan­itäterin Einsätze im Rettungsdi­enst und weiß: „Als normale Einsatzkra­ft fokussiers­t du dich voll auf diesen einzelnen Menschen, für den du gerade verantwort­lich bist. Als OrgL machst du genau das nicht, da darfst du nicht an Details hängen bleiben.“

Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt.

Lukas 24, 29

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FOTO: THOMAS WARNACK/DRK Der Organisato­rische Leiter Rettungsdi­enst ist für alle operativen und taktischen Fragen bei größeren Einsätzen des Rettungsdi­ensts verantwort­lich.

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