Schwäbische Zeitung (Biberach)
Lückenlos heißt lückenlos
Das Entsetzen über die Videoaufnahmen, die aus dem Biberacher Schlachthof stammen sollen, ist auch mehrere Tage nach deren Bekanntwerden immer noch groß. Die Stadt ist landesweit negativ in den Schlagzeilen, Verbraucher zweifeln an der regionalen Schlachtung in einem familiengeführten Betrieb, die doch bisher als die bessere, weil um das Tierwohl besorgte Alternative galt. Bauern und Metzger in der Region fragen sich, was das nun für sie bedeutet.
Dass Biberach jetzt in einem Atemzug mit den Schlachthofskandalen in Gärtringen, Tauberbischofsheim oder den TönniesBetrieben genannt wird, tut weh und hat dem ansässigen Schlachthof, seiner Geschäftsführung und den Mitarbeitern, aber auch der
● gesamten Branche schweren Schaden zugefügt. Inwiefern dieser wiedergutzumachen ist, hängt maßgeblich davon ab, wie schnell und konsequent die Missstände jetzt aufgedeckt und abgestellt werden. Nur dann kann es überhaupt eine zweite Chance geben.
Wenn das Landratsamt von einer lückenlosen Aufklärung spricht, dann gilt dies auch für die Abläufe im eigenen Haus. Lückenlos heißt lückenlos. Es muss die Frage erlaubt sein, warum bis zur unangekündigten Kontrolle am Montag offenbar auch im Veterinäramt niemand von den angeprangerten Missständen wusste – und falls doch, warum diese nicht bereits eher sanktioniert wurden. Wir als Verbraucher haben ein Anrecht auf Antworten.