Schwäbische Zeitung (Biberach)
Die „Erleuchteten“vom Gigelberg
So allmählich werde ich sauer auf die selbsternannten „Erleuchteten“vom Gigelberg. Nein, ich meine nicht den Gemeinderat, der seit Monaten zwangsweise in der Gigelberghalle tagt. Die Angesprochenen treffen sich alle paar Wochen ein paar Meter weiter drüben auf dem
Festplatz – dort, wo am
Schützenfest meistens das
Kettenkarussell steht. Und wenn ich mir das von ihnen Geäußerte so anhöre, werde ich den Eindruck nicht los, dass manche ein paar Runden zu viel in eben jenem Karussell gedreht haben. Einige von ihnen bezeichnen sich als „Querdenker“. Vermutlich die passende Zustandsbeschreibung, wenn einem das Geradeausdenken mangels des imaginären Bretts vor dem Kopf irgendwie schwerfällt.
Es werden Lieder von Freiheit und Liebe gesungen. Geliebt werden aber offenbar nur diejenigen, die die Meinung
●
vertreten, die auch von den Rednern geäußert wird. Da darf man Journalisten schon mal lautstark als „Dilettanten“und „Stümper“betiteln, weil sie offenbar nicht wahrheitsgemäß von der jüngsten Demo in Berlin berichtet haben sollen, und wird von der Masse dafür bejubelt. So zu hören und zu beobachten am Sonntag.
Es wird die Meinungsfreiheit beschworen, gleichzeitig will man aber den Oberbürgermeister per offenem Brief zum Rapport bestellen, weil der sich erdreistet, eine eigene Meinung zu den Protesten zu haben und diese öffentlich zu äußern, in der sich die Demonstranten nicht wiederfinden. Leute, merkt ihr eigentlich nicht, wie wirr das alles ist und wie ihr euch gefühlt in jedem zweiten Satz selbst widersprecht? Mich erinnert das an den Geisterfahrer auf der Autobahn, der sich darüber aufregt, dass alle anderen zu doof sind, um in die richtige Richtung zu fahren. Aber vermutlich habe ich von alledem einfach keine Ahnung – ich bin nur ein alter, grauer Esel. Und Vierbeiner haben’s in Biberach gerade eh nicht leicht. Schönes Wochenende!