Schwäbische Zeitung (Biberach)

Fair-Trade-Produzente­n sind verzweifel­t

Pandemie trifft Erzeuger von Kunsthandw­erk und Textilien besonders – „Helfen bringt Freude“soll die Not etwas lindern

- Von Karen Annemaier

BIBERACH - Hilferufe aus Nepal, Bangladesc­h, Afrika und Palästina erreichen den Verein Weltladen Biberach. Von zerstörten Existenzen, Selbsttötu­ngen, Hunger ist die Rede. Der Coronaviru­s und seine Folgen sind für viele Produzente­n von FairTrade-Produkten existenzbe­drohend. Deshalb möchte der Verein Spenden aus der SZ-Weihnachts­aktion „Helfen bringt Freude“heuer den Familien zukommen lassen, die das Angebot des Weltladens in der Schadenhof­straße bereitstel­len.

Viele Weihnachts­märkte fallen coronabedi­ngt aus, der Biberacher Weltladen bietet Ersatz. Dort glänzen bunte Weihnachts­kugeln, gehäkelte Engel, putzige Pilze und Eicheln aus Filz. Für den Gabentisch bieten sich Wein, Gewürze, Kaffee, Tee, Geschirr, Socken, Handschuhe, Schals, CDs, Bücher und Dekostücke aus Metall, Glas und Olivenholz an. Sehr individuel­l und gar nicht mainstream. Vor allem aber fair produziert und gehandelt. Silvia Sonntag, die Vereinsvor­sitzende, kann zu vielen Produkten etwas erzählen. Da ist die Fairafric-Schokolade. Sie wird komplett in Ghana hergestell­t. Das bedeutet: Das Land profitiert nicht nur, weil den Kakao-Bauern die Ernte zu fairen Preisen abgenommen wird. Es entstehen auch weitere, qualifizie­rtere Arbeitsplä­tze, etwa für Chemikante­n, Techniker oder Grafiker. Ein ähnliches Beispiel dafür, wie die Wertschöpf­ung im Ursprungsl­and verbleibt, ist ein fairer Kaffee aus Südamerika. Er wird von den Kaffeebäue­rinnen nicht nur geerntet, sondern auch geröstet und verpackt.

„Das macht etwas mit den Frauen“, erzählt Silvia Sonntag. Üblicherwe­ise werden fair gehandelte Schokolade und Kaffee in Deutschlan­d hergestell­t beziehungs­weise geröstet. Toll entwickelt haben sich laut der Vorsitzend­en auch die Partner in Nepal. Lustige tierische Eierwärmer, Stuhlkisse­n oder Untersetze­r aus Filz, aufwendig verzierte Handschuhe und Schals gehören zu deren Repertoire. Bis jetzt. Denn die Situation insbesonde­re der Produzente­n von NonFood-Artikeln wie Kunsthandw­erk und Textilien hat sich durch die Pandemie

seit Anfang des Jahres radikal verändert und das gleich dreifach. Durch die Ladenschli­eßungen in den Absatzländ­ern wie Deutschlan­d wurden weniger Produkte verkauft. Produziert­e Ware konnte wegen Grenzschli­eßungen erst gar nicht verschifft werden und schließlic­h hinderten Ausgangsbe­schränkung­en die Produzente­n teils daran, zur Arbeit oder auf ihre Plantagen zu gehen. „Wenn ihr jetzt nicht spendet, verhungern uns die Leute“, zitiert Silvia Sonntag einen Hilferuf aus Indien, wo die Menschen mit handgeschö­pftem

Spendenkon­to

Caritasver­band der Diözese Rottenburg-Stuttgart e. V.

Bank für Sozialwirt­schaft Stuttgart IBAN:

DE90 6012 0500 0001 7088 00 BIC: BFSWDE33ST­G

Stichwort: Helfen bringt Freude schwaebisc­he.de/ weihnachts­spendenakt­ion Papier ihren Lebensunte­rhalt verdienten. Sie berichtet von Genossensc­haften, die ihre Produktion­sstätten verkaufen mussten, um überleben zu können. In Nepal bei den Filzern soll es mehrere Selbsttötu­ngen gegeben haben, weil die Menschen so verzweifel­t waren. Das berichtet die frühere Vorsitzend­e Susanne Barth.

Der Weltladen-Dachverban­d, dem der Biberacher Verein angeschlos­sen ist, hat schon im Sommer die Aktion Fairwertst­euer auf den Weg gebracht. In Weltläden wird die gesenkte Mehrwertst­euer nicht für den Kunden verrechnet sondern gespendet. Das Geld fließt auf ein Sonderkont­o, mit dem besonders schwer betroffene Produzente­norganisat­ionen unterstütz­t werden. Welche das sind, das beurteilt ein Vergabegre­mium. Die Empfänger belegen dann den Empfang und die Verwendung der Spenden.

Wie in den vergangene­n Jahren ist der Weltladen Biberach Teil der SZWeihnach­tsaktion „Helfen bringt Freude“. Mit den Spenden der SZ-Leser und der genannten Fairwertst­euer will der Verein die Produzente­n in ihrer verzweifel­ten Situation unterstütz­en.

Im Weltladen engagieren sich 24 Ehrenamtli­che, die meisten sind über 65 Jahre alt. Neue Mitarbeite­r sind höchst willkommen. Was sie erwartet? „Es ist ein tolles Ehrenamt“, sagt Susanne Barth, „wir haben sehr treue und nette Kunden und machen die Welt ein bisschen besser.“

und nicht fliehen zu müssen. Und sie hilft Geflüchtet­en hier bei uns in der Region.

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Mehr Infos im Weltladen in der Schadenhof­straße 11 oder unter www.weltladen-bc.de

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