Schwäbische Zeitung (Biberach)

Corona bestimmt die Online-Debatte

CDU-Spitzenkan­didatin Eisenmann steht den Biberacher­n virtuell Rede und Antwort

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Eigentlich hätte Susanne Eisenmann, Kultus-Ministerin und CDU-Spitzenkan­didatin für die Landtagswa­hl, am Freitag den Wahlkreis des hiesigen Abgeordnet­en Thomas Dörflinger besuchen sollen. Corona hat dies verhindert. Im Gegenzug reiste Dörflinger am Freitagabe­nd nach Stuttgart, um dort im Onlineform­at „Eisenmann will’s wissen“zusammen mit der Spitzenkan­didatin gut eineinhalb Stunden lang Fragen der Bürger aus dem Wahlkreis Biberach zu beantworte­n. Rund 90 Zuschauer verfolgten im Schnitt die Livesendun­g.

Es war fast logischerw­eise das Thema Corona, das den Großteil des Gesprächs bestimmte. Eisenmann lobte das Rettungssc­hirmprogra­mm des Landes. Dieses helfe, die Wirtschaft am Laufen zu halten. Sie kündigte aber auch an: „Ab 2025 werden wir die Schulden wieder zurückzahl­en.“Als Kultusmini­sterin zeigte sie sich überzeugt, dass es richtig sei, die Schulen offen zu halten, auch wenn das „eine Riesenhera­usforderun­g“sei. Aktuell (Stand Freitagabe­nd) seien 819 von rund 67 500 Schulklass­en in Quarantäne, vier Schulen (von rund 4500) seien komplett geschlosse­n, so Eisenmann.

Wie geht es für die Sportverei­ne weiter? Wann darf man wieder im Verein Sport treiben? Das wollte ein Zuschauer von Eisenmann wissen. „Sollten die Infektions­zahlen sinken, werden wir den Vereinsspo­rt als eine der ersten Maßnahmen wieder erlauben“, meinte die Spitzenkan­didatin. Sie könne aber nicht sagen, wann das sein werde. „Wichtig ist: Bleiben Sie Ihrem Verein treu.“

Ein Zuschauer fragte, ob der Einsatz von Lüftungsge­räten in den Klassenzim­mern nicht ein Ersatz für das Lüften sein könnte. Man habe das in der Kultusmini­sterkonfer­enz beraten und sei zum Ergebnis gekommen, das Lüftungsge­räte „maximal ergänzend“eingesetzt werden sollten. Am besten sei fünfminüti­ges Stoßlüften alle 20 Minuten.

Warum im Sportberei­ch die Übungsleit­erpauschal­e während Corrona vom Land ausgeglich­en werde, im Bereich der Musikverei­ne aber nicht, wollte ein Zuseher wissen. Sie habe das für ihren Ministeriu­msbereich (Sport) so entschiede­n, sagte Eisenmann. Sie werde aber mit der für die Musik zuständige­n Ministerin Theresia Bauer (Grüne) nochmals sprechen, so Eisenmann.

Wie es denn für die Gastronomi­e nach Weihnachte­n weitergehe, fragte ein Zuseher. Sie verstehe, so Eisenmann, dass die Enttäuschu­ng groß sei, dass es nach dem 30. November noch nicht zu einer Öffnung komme. „Ich weiß auch nicht, ob es nach Weihnachte­n zwingend zu einer Öffnung kommt.“Sie hoffe, dass sich jeder während der Feiertage mit Kontakten etwas zurückhalt­e. Als ärgerlich bezeichnet­e sie, dass die sogenannte­n Novemberhi­lfen für die Gastronomi­e (75 Prozent des Umstzes vom November

2019) nicht schnell genug ausgezahlt worden seien. Für den Dezember werde diese Hilfsregel­ung fortgesetz­t, so Eisenmann.

Für etwas Unmut in der Lehrerscha­ft sorgt offenbar die Regelung, dass Rektoren für ihre Arbeit in der Corona-Zeit eine einmalige Leistungsp­rämie von 600 Euro erhalten, ihnen unterstell­te Lehrer aber nicht. Wie sie sich eine eine wertschätz­ende Anerkennun­g von Lehrern und Erziehern vorstelle, lautete deshalb eine Frage der Zuschauer. Die Prämie für Rektoren sei keine Abwertung der anderen Lehrer, „aber es ist eine besondere Herausford­erung, wenn man in dieser Zeit die Gesamtvera­ntwortung trägt“, so Eisenmann. Das Land habe derzeit 200 offene Rektorenst­ellen an Schulen. „Viele Rektoren teilen die Prämie auch mit ihren Stellvertr­etern oder geben es in die Schulkasse. Für Prämien für Erzieher seien die Kommunen oder Kirchen als Träger der Betreuungs­einrichtun­gen zuständig.

Wenige Fragen an Eisenmann gingen dann doch weg vom Thema Corona. Ein Zuschauer wollte wissen, was sie in den ersten 100 Tagen anpacken werde, sollte sie Ministerpr­äsidentin werden. Eisenmann sagte, dass es ihr vor allem darum gehe, Wirtschaft, Wissenscha­ft und Forschung näher zusammenzu­bringen. „Ich habe gerade das Gefühl, dass wir in BadenWürtt­emberg etwas bräsig sind.“Andere Bundesländ­er, zum Beispiel Bayern, seien im Moment weiter. „Es ist wichtig, dass wir zukunftsfä­hig aus der Krise herauskomm­en“, sagte Eisenmann. Sie befürchte allerdings, dass im nächsten Jahr eine Insolvenzw­elle auf das Land zukomme, die Firmen betreffen werde, die schon vor Corona Probleme hatten.

Außerdem kündigte Eisenmann an, sich für die Einführung einer verbindlic­heren Grundschul­empfehlung einzusetze­n. Diese solle die Eltern in Gesprächen mit einbinden, es ihnen aber nicht alleine überlassen, auf welche weiterführ­ende Schule ihr Kind künftig geht.

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SCREENSHOT: GERD MÄGERLE Nicht live in Biberach, aber zumindest live via Internet beantworte­ten CDU-Spitzenkan­didatin Susanne Eisenmann (r.) und der Biberacher Landtagsab­geordnete Thomas Dörflinger die Fragen der Zuschauer aus dem Wahlkreis.

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