Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ein Fernsehstar mit Rocker-Qualitäten
Wolfgang Fierek wird 70 – Der Amerika-Fan hat ein Anwesen in Arizona
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MÜNCHEN (dpa) - So mancher lässt es mit 70 Jahren gemütlicher angehen, nicht jedoch der Schauspieler Wolfgang Fierek. Der Oberbayer hat neue Pläne und ist voller Energie. Dass Corona ihm die große Feier zum Geburtstag am 9. Dezember vereitelt, findet er hingegen nicht so schlimm. Denn das ganze „HeckMeck“sei ihm eigentlich zu viel, sagt er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Der 18. Geburtstag war mir wichtig, da durfte man den Führerschein machen“, und später, mit 21 Jahren, die Volljährigkeit. Das seien Gründe gewesen, um Sektkorken knallen zu lassen. Jetzt hat er einen anderen Blick auf das Leben und das Älterwerden. Einen durchaus demütigen: „Wenn ich zurückblicke, bin ich dankbar für das Glück und die Liebe, die ich im Leben erfahren habe.“
Die fröhliche Unbekümmertheit gepaart mit bayerischer Herzlichkeit hat dem ehemaligen Zeitsoldaten, Lastwagenfahrer, Kellner und DJ eine mittlerweile 45 Jahre dauernde Künstler-Karriere eingebracht. Begonnen hat alles 1975 mit Regisseur Klaus Lemke und dessen Kult-Film „Idole“. An der Seite von Cleo Kretschmer wurde der charmante Schauspielautodidakt auf Anhieb zum Star – was Fierek seinem Entdecker bis heute nicht vergisst: „Klaus Lemke ist einfach ein wunderbarer Mensch. Ihm habe ich wirklich alles zu verdanken.“
Nach dem geglückten Einstieg in die Film- und Fernsehwelt folgten weitere große Rollen in TV-Serien wie „Monaco Franze“, „Zwei Münchner in Hamburg“, „Ein Bayer auf Rügen“und „Der Schwammerlkönig“. Zuletzt war der gebürtige Ottobrunner in „Das Traumschiff“und „München Mord“zu sehen.
Neben der Schauspielerei fand Fierek immer wieder Zeit, Musik zu machen. Sein größter Erfolg als Musiker liegt indes schon eine Weile zurück: „Resi i hol di mit mei’m Traktor ab“aus dem Jahre 1985. Mit der Musik aufhören will Fierek trotzdem nicht. Im Gegenteil: „Wie die Schauspielerei lebe ich auch mit der Musik meine Kreativität aus. Sie ist Teil meines Lebens.“In der Vor-CoronaZeit sei er regelmäßig mit seiner Münchner Band „Freedom Riders“aufgetreten und habe „noch jeden Laden gerockt“.
Fiereks weitere Leidenschaften? Das Fahren auf seiner geliebten Harley-Davidson – und das am liebsten auf einem amerikanischen Highway.
In Amerika fühlt er sich wohl. Die Freiheit, das Klima und die schier endlose Weite haben es ihm angetan. Deshalb hat sich Fierek auch ein Anwesen in Arizona gekauft, wo er die Hälfte des Jahres lebt. „Es ist alles so locker. Wenn es sein muss, gehe ich nachts im Schlafanzug und mit Cowboyhut in den Walmart und hole mir einen Sixpack Bier. Da dreht sich kein Mensch nach dir um. Das wäre in München ein Ding der Unmöglichkeit.“
In Amerika hat Fierek 1994 auch geheiratet, die Malerin Djamila Mendil.
Nicht in einer Kirche, sondern streng nach Indianer-Ritual beim Stamm der Oglala-Sioux. Aus guten Gründen, wie er betont. „Ich bin Christ, und mir bedeutet der Glaube etwas.“Seine Frau sei Muslima und auch ihr sei die Religion wichtig. Also habe man sich zu einer völlig anderen Form der Eheschließung entschieden, inspiriert durch den Kevin-Costner-Film „Der mit dem Wolf tanzt“. Noch 26 Jahre nach dem Zeremoniell in South Dakota schwärmt er: „Es war glatter Wahnsinn, das werde ich nie vergessen.“