Schwäbische Zeitung (Biberach)

Lockdown trifft die Therme hart

Mitarbeite­nde im Biberacher Jordanbad warten sehnsüchti­g auf die Wiedereröf­fnung

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BIBERACH (sz) - Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 öffnete die Therme Jordanbad in Biberach als eines der ersten Bäder wieder am 6. Juni: Dank des ausgeklüge­lten Hygienekon­zepts war ein eingeschrä­nkter Betrieb bis zum zweiten Lockdown möglich. Wie kommt das Jordanbad durch die erneute Krise?

Der erste Neustart lief nach Plan: Am 4. Juni erließ die Landesregi­erung die Corona-Verordnung für Sportstätt­en. Zwei Tage später konnten die Badehungri­gen bereits ins warme Nass eintauchen, nach weiteren zwei Tagen war die Saunalands­chaft geöffnet. „In einer siebenköpf­igen Projektgru­ppe hatten wir zuvor schon ein stimmiges Hygienekon­zept erarbeitet“, sagt Erich Hipp, Geschäftsf­ührer der Jordan Therme GmbH.

Die Corona-Verordnung wurde in den knapp fünf Monaten der Öffnung laufend angepasst. Nach geltender Corona-Verordnung waren zum Schluss vier Quadratmet­er pro Badegast im Wasser erlaubt. Das Jordanbad verfügt über 690 Quadratmet­er Wasserfläc­he im Bad und 136 Quadratmet­er im separaten Saunaberei­ch. Bei den Ruhe- und Liegefläch­en waren bei jedem Gast zehn Quadratmet­er anzusetzen. Es durften im günstigste­n Fall zeitgleich maximal 450 Personen gleichzeit­ig in der Therme Jordanbad sein, davon bis zu 120 in der Sauna. Alles wurde vom elektronis­chen Zutrittssy­stem streng überwacht. Schilder an allen Becken wiesen auf die jeweilige maximale Belegung hin. Das Personal hatte alle Augen darauf, dass die Regeln des Hygienekon­zepts eingehalte­n wurden.

Nachdem der zweite Lockdown Ende Oktober beschlosse­n worden war, musste der Betrieb schlagarti­g eingestell­t werden. Zwischen Oktober und März herrscht im Thermalbad normalerwe­ise Hochbetrie­b mit bis zu 2500 Besuchern pro Tag. In der aktuellen Hochsaison bleiben die Türen jetzt geschlosse­n. Das Parkhotel Jordanbad ist ebenfalls zu, auch für Geschäftsr­eisende.

Erneut musste bei der Bundesagen­tur für Arbeit Kurzarbeit angezeigt werden. Im zweiten Lockdown sind von den 64 Mitarbeite­nden der Therme bis auf vier Personen, je zwei aus der Technik und Verwaltung, alle zu Hause. Alle sozialvers­icherungsp­flichtigen Mitarbeite­nden erhalten Kurzarbeit­ergeld von 60 oder 67 Prozent je nach Familienst­and. Das Unternehme­n stockt „aus eigener Tasche“auf 80 Prozent des Verdiensts auf. Zuschüsse vom Staat für den Ausfall im ersten und zweiten Lockdown sind zwar zugesagt, aber noch nicht ausbezahlt. Erich Hipp hofft, dass dies in absehbarer Zeit der Fall sein wird.

Trotz aller widrigen Umständen ist dem Geschäftsf­ührer der Therme Jordanbad daran gelegen, den Kontakt zu den Mitarbeite­nden zu halten. Ein Weihnachts­brief wurde verschickt. „Es geht mir darum, die Mitarbeite­nden bei der Stange zu halten.“Außerdem sollen sie ihren Mut nicht verlieren. „Es geht in unserer Branche allen gleich. Wir sind auch im Kontakt mit den anderen Bädern und befinden uns in einer Solidargem­einschaft.“Der ansonsten natürliche Wettbewerb scheint zu ruhen, man rückt eher zusammen.

In der ersten „zwangsvero­rdneten“Schließung wurde viel für die Instandhal­tung getan. Derzeit geht es darum, die Anlage intakt, gepflegt und sauber zu halten. Das Wasser in den Innenbecke­n ist abgelassen. Die beiden kombiniert­en Außenbecke­n werden mit dem auf dem Areal gewonnenen Thermalwas­ser ständig frisch versorgt. Die Temperatur ist herabgeset­zt. „Es kommt niemand in die Versuchung, eine Runde zu schwimmen“, erzählt Hipp. Es soll Energie gespart werden, um nicht zusätzlich Kosten zu verursache­n. Im Hintergrun­d wird daran gearbeitet, wieder schnell startklar zu sein.

Betroffen von der Schließung ist im Jordanbad auch der Bereich „Gesund

& Fit“. Hier sind momentan sieben Mitarbeite­nde im FitnessBer­eich zu Hause. Der Therapiebe­reich ist weiterhin geöffnet und im Gegensatz zum ersten Lockdown gut frequentie­rt. Hier sind alle Mitarbeite­nden im Einsatz.

Volker Hortmanns bedauert aber trotzdem die Lage: „Durch den zweiten Lockdown wurden die Prävention­skurse abgebroche­n. Dies und die Schließung des Fitnessber­eiches führten bei den Kunden zu einem tiefen Bedauern, da sie wie im Frühjahr nichts mehr unter Anleitung für ihre Gesundheit und Fitness tun können.“Der Leiter von „Gesund & Fit“unterstrei­cht: „Das erstellte Hygienekon­zept für den Fitnessber­eich wurde seit Wiedereröf­fnung konsequent umgesetzt und die Mitglieder haben es angenommen.“Erleichter­t gibt er auch bekannt, dass sich noch kein einziger Mitarbeite­r mit Corona angesteckt habe. Seit Herbst bietet das Jordanbad auch Yogakurse an. Diese wurden nach Abbruch der Präsenzter­mine online weitergefü­hrt.

Im Jordanbad arbeitet die Abteilung Geschäftse­ntwicklung für „Gesund & Fit“sowie andere Bereiche der Stiftung.

Mit dem Anbieter Aktivwoche wurden in Kooperatio­n mit dem Parkhotel Jordanbad von Mai bis Oktober 18 Aktivwoche­n angeboten. Hiervon konnten ab Juli 14 Wochen stattfinde­n. Dieses Programm in Zusammenar­beit mit den BKK-Krankenkas­sen ruht jetzt.

Für 2021 sind bereits 33 Aktivwoche­n sowie elf neue Well-Aktiv-Angebote fest geplant. Die Teilnehmen­den kommen aus ganz Deutschlan­d. Der verantwort­liche Leiter Martin Joswig hat trotz aktuell hoher Infektions­zahlen optimistis­ch gedacht: Das beliebte Programm der Aktivwoche­n im Jordanbad soll ab 18. Februar 2021 wieder beginnen.

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FOTOS: JÜRGEN EMMENLAUER Die Anlage in Schuss halten – einige Mitarbeite­nde sorgen trotz Schließung der Therme für Sauberkeit und halten das Jordanbad startklar. Techniker Markus Reiner hat einen Filter ausgetausc­ht.
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Alles trocken: Das Wasser in den Innenbecke­n der Therme wurde abgelassen.

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