Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Segenspakete“zum Abholen
Wegen der Corona-Pandemie gehen die Ochsenhauser Sternsinger neue Wege
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OCHSENHAUSEN - „Hallo, wir sind die Sternsinger aus Ochsenhausen der Seelsorgeeinheit Sankt Benedikt. Da wir dieses Jahr leider nicht zu Ihnen nach Hause kommen dürfen, überbringen wir unseren Segen als Videobotschaft.“So beginnt das Video, das auf der Webseite der katholischen Seelsorgeeinheit Sankt Benedikt und auf Youtube zu sehen ist. Drei Jugendliche, die als die Heiligen Drei Könige verkleidet sind, stehen in der Basilika Ochsenhausen. Sie singen ein Lied, bitten um Spenden und sprechen Segenswünsche. Denn statt wie sonst üblich von Haus zu Haus zu gehen, verteilen die Ochsenhauser Sternsinger in diesem Jahr ihre Botschaft auf andere Art und Weise. Der Grund dafür ist die Corona-Pandemie. „Die Sternsinger dürfen dieses Jahr nicht von Haus zu Haus gehen oder durch die Straßen ziehen. Auch einzeln ist dies in unserer Diözese nicht erlaubt“, heißt es dazu auf der Webseite der Seelsorgeeinheit.
Zusätzlich zum Video gibt es noch sieben „Segensstationen“. So nennt Gemeindereferent Robert Gerner die Stände, die in Ochsenhausen und Erlenmoos aufgebaut sind. „Die Stationen stehen in der Ochsenhauser Basilika, in der HerzJesu-Kapelle, in der Metzgerei Birkhofer, dem Lebensmittelhandel Utz und in den Bäckereien Hampp, Grieser und Ruf“, erläutert er. An den Stationen liegen Tüten zum Abholen bereit. „Es sind zwei verschiedene Tüten, sozusagen ,Segenspakete’. In einer befindet sich gesegnete Kreide. Mit dieser kann man sich selbst den Segen an die Tür schreiben“, sagt Gerner. „In der anderen Tüte befindet sich ein vorgedruckter Aufkleber mit dem Sternsingersegen.“
Auf den Aufklebern stehen die Buchstaben „C+M+B“gerahmt von der Jahreszahl. Wie Pastoralreferent Karlheinz Bisch erklärt, sind die drei Buchstaben eine Abkürzung und stehen für den lateinischen Segensspruch „Christus mansionem benedicat“, auf Deutsch: „Christus segne dieses Haus“. „Sie ist also nicht, wie oft vermutet wird, die Abkürzung der Namen der drei Weisen beziehungsweise Könige: Caspar, Melchior und Baltasar. Wahrscheinlich war aber dieser Gedanke eine Eselsbrücke für die jungen Sternsinger, die ja kein Latein konnten, damit sie sich die Segensformel leichter merken konnten“, sagt Bisch.
Die Stationen sind laut Gerner am Montagmorgen aufgestellt worden. Sie bleiben zwei Wochen lang stehen. In anderen Kirchengemeinden verteilen die Sternsinger ihren
Segen auf andere Weise. So werfen in der Kirchengemeinde Mariä Himmelfahrt in Steinhausen und in Sankt Blasius in Bellamont die Sternsinger Flyer, Aufkleber und Kuverts für Spenden in die Briefkästen ein. „Das ist auch eine gute Idee“, sagt Gerner. In Ochsenhausen hätten sich die Verantwortlichen gegen diese Möglichkeit entschieden. „Wir müssten sonst 15 bis 20 Kinder losschicken“, sagt Gerner.
Neben dem Abholen der Tüten sollen die Stationen noch einen weiteren Zweck erfüllen. „Die Leute können direkt vor Ort spenden“, sagt Gerner. An den Stationen seien dafür Spendenkässchen aufgestellt. „Es gibt aber auch die Möglichkeit zu überweisen oder online zu spenden“, sagt der Gemeindereferent. Wofür das gespendete Geld verwendet wird, erklärt ein Info-Flyer, der in den Tüten liegt. „Die Spende geht dieses Jahr in die Ukraine“, sagt Gerner. Einen lebendigen Eindruck, für welche Zwecke die Spenden eingesetzt werden, bekommen die Spender auch in einem zweiten Video, das ebenfalls auf der Webseite der Seelsorgeeinheit und auf Youtube zu sehen ist.
Wie Bisch erläutert, werden in der Ukraine viele Kinder in Heimen betreut, weil ihre Eltern nicht zu Hause, sondern nur als Wanderarbeiter weit weg von ihrer Heimat in anderen europäischen Ländern Arbeit finden können. „Das diesjährige Motto ‚Kindern Halt geben‘ weist darauf hin: Es gibt noch weit mehr als bloße materielle Not“, sagt Bisch.
Armen Kindern mit Spenden zu helfen war schon immer ein Bestandteil der Sternsingeraktion. „Noch vor gut hundert Jahren machten sich so auch bei uns noch bedürftige Kinder selbst als Sternsinger auf den Weg – um für sich selbst milde Gaben zu sammeln. Anstelle dieser Form der ‚Selbsthilfe‘ ist heute der Gedanke der Solidarität mit notleidenden Kindern auf der ganzen Welt getreten“, sagt der Pastoralreferent.
Für die Kinder zu spenden, dazu fordern auch die Sternsinger im Video auf: „So viele Kinder leiden auf dieser Welt. Für diese Kinder sammeln wir Geld“, sagt einer der Heiligen Drei Könige. Ein zweiter ergänzt: „Bitte helft mit eurem warmen Herzen und vertreibt damit die Kinderschmerzen.“
Die Videobotschaft der Ochsenhauser Sternsinger und der Film darüber, wofür die diesjährigen Spenden verwendet werden, sind auf der Webseite der Seelsorgeeinheit zu finden: https://stbenedikt-ochsenhausen.drs.de