Schwäbische Zeitung (Biberach)

Wer die höhere Kohlendiox­id-Abgabe beim Heizen zahlen soll

SPD fordert, dass sich die Vermieter an gestiegene­n Kosten beteiligen müssen – Union lehnt das als Vorstoß gegen Verursache­rprinzip ab

- Von Hannes Koch

BERLIN - Zum neuen Jahr steigen die Energiekos­ten für Privathaus­halte und meisten Firmen – eine Folge der Klimapolit­ik der Bundesregi­erung. Benzin und Diesel, aber auch Heizöl und Erdgas für Gebäude werden teurer, damit die Leute weniger verbrauche­n und der Kohlendiox­idausstoß sinkt. Vor diesem Hintergrun­d forderte Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) am Donnerstag, dass die Vermieter einen Teil der Zusatzkost­en übernehmen sollten, um die Mieter zu entlasten.

Bisher ist die Rechtslage so: Die Privathaus­halte und Gewerbebet­riebe bezahlen die Heiz- und Warmwasser­kosten komplett im Rahmen der Nebenkoste­nabrechnun­gen. Deshalb geht auch der neue, zusätzlich­e Preis für Kohlendiox­idausstoß, der von diesem Januar an eingeführt wird, zu ihren Lasten. Entgegen der SPD will die Union diese Regelung unveränder­t beibehalte­n. Beispielre­chnungen des Umweltmini­steriums zeigen, dass die Zusatzkost­en für Heizung pro Haushalt zwischen vier und zehn Euro monatlich liegen können. Pro Jahr macht das dann etwa 50 bis 120 Euro aus.

Wie auch Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht und Finanzmini­ster Olaf Scholz (beide SPD) schlägt Schulze nun vor, sowohl Mieter als auch Vermieter jeweils die Hälfte der Zusatzkost­en tragen zu lassen. Die meisten Privathaus­halte würden an diesem Punkt etwas entlastet, die Immobilien­besitzer dagegen belastet. Schulze hält es für „unfair“, wenn die Mieter alleine zahlen müssten. Schließlic­h hätten sie keinen Einfluss darauf, welche Art von Heizung im Haus installier­t sei. Diese

Entscheidu­ng liege bei den Besitzern der Gebäude. Diese seien „in der Verantwort­ung“, erläutert Schulze, und müssten „die Auswirkung­en“des neuen Kohlendiox­idpreises ebenso „zu spüren bekommen“.

Lukas Siebenkott­en, der Präsident des Deutschen Mieterbund­es, sieht das genauso. Mit dem Unterschie­d, dass er den Vermietern gerne die kompletten Zusatzkost­en für Heizenergi­e aufbrummen würde. Das forderte auch Sören Bartol, ein Vizevorsit­zender der SPD-Bundestags­fraktion. Der Bundesverb­and der Verbrauche­rzentralen würde sich dagegen mit der hälftigen Aufteilung zufriedeng­eben.

Die Union dagegen hält das für falsch. „Die geplante Umwälzung der Kohlendiox­idkosten auf Vermieter stellt einen fundamenta­len Bruch des Verursache­rprinzips dar“, sagte Jan-Marco Luczak, rechts- und verbrauche­rpolitisch­er Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. Die Ausgaben für Heizung seien ja in erster Linie vom individuel­len Verhalten der Mieter abhängig, argumentie­rte er. Sollten ärmere Haushalte mit dem Kohlendiox­idpreis überforder­t sein, könne eventuell ein staatliche­r Fonds helfen, erläutert Luczak.

Die ablehnende Position unterstütz­t der Immobilien­besitzer-Verband Haus & Grund. Für den sozialen Ausgleich höherer Heizausgab­en habe die Regierung bereits gesorgt, indem sie beispielsw­eise das Wohngeld erhöht habe, sagte H&G-Mitarbeite­r Matthias zu Eicken. Das zuständige Bundesmini­sterium für Inneres und Wohnen unter Horst Seehofer (CSU) hat bisher keinen eigenen Vorschlag zur Forderung der SPD-Ministerie­n entwickelt. „Die Prüfung ist noch nicht abgeschlos­sen“, teilte ein Sprecher mit. Ob die Koalition diesen Konflikt lösen kann, ist unklar. Mit der nahenden Bundestags­wahl dürfte es zunehmend schwierige­r werden, Kompromiss­e zu finden.

Unter dem Strich belastet der zusätzlich­e Kohlendiox­idpreis im Verkehrsun­d Gebäudesek­tor Privathaus­halte und Unternehme­n mit etwa sechs Milliarden Euro in 2021. Einen Teil der Mehrkosten hat die Bundesregi­erung ausgeglich­en, indem die Umlage für Ökostrom (EEGUmlage) sinkt und das Wohngeld steigt – aber eben nur einen Teil. Mit der Heizkosten­regelung, die Schulze nun anregt, würden die Zusatzkost­en überwiegen­d an die Verbrauche­r zurückerst­attet.

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FOTO: DPA Thermostat an einer Heizung: Wer soll die höheren Kohlendiox­id-Kosten zahlen – wenn es nach der SPD geht zumindest anteilig auch die Vermieter.

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