Schwäbische Zeitung (Biberach)
Schalke lehnt Tönnies-Geld ab
GELSENKIRCHEN (dpa/SID) - Der FC Schalke 04 will im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga keine finanzielle Hilfe vom früheren Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies in Anspruch nehmen. Laut Medienberichten gab es im Aufsichtsrat am Mittwochabend keine ausreichende Mehrheit dafür. Tönnies hatte seine Hilfe für den finanziell angeschlagenen Club angeboten, den 200 Millionen Euro Schulden drücken. Bedingung soll aber gewesen sein, dass Vorstand und Aufsichtsrat geschlossen dafür stimmen. Laut „Ruhr Nachrichten“seien aber zwei Mitglieder des Aufsichtsrates dagegen gewesen.
Der 64 Jahre alte Fleischfabrikant war am 30. Juni nach mehreren Skandalen von seinen Ämtern beim FC Schalke zurückgetreten. 2019 hatte er mit als rassistisch kritisierten Äußerungen über Afrikaner für Wirbel gesorgt. Im Juni gab es nach einem Corona-Ausbruch in seiner Fleischfabrik massive Kritik an den dortigen Arbeitsbedingungen.
Der Tabellenletzte sucht derweil noch Verstärkungen im Angriff und auf der rechten Seite, Mittelfeldspieler Rabbi Matondo (20) aus Wales wurde derweil bis Sommer zu Stoke City verliehen. Die Schalker sind seit 30 Bundesliga-Spielen ohne Sieg und könnten am Samstag gegen Hoffenheim den Negativrekord von Tasmania Berlin einstellen.
Ex-Torhüter Frank Rost hat seinem früheren Club derweil eine völlig verfehlte Personalpolitik vorgeworfen. „Wenn ich den Fans glaubhaft vermitteln will, dass das ein Malocher- und Kumpelclub ist, dann muss ich auch die Spieler dazu holen“, sagte der 47Jährige: „Das haben die Verantwortlichen in den letzten Jahren total außer Acht gelassen. Dann braucht man sich nicht wundern, dass so ein Ding auch mal in die andere Richtung geht.“
Die Entscheidungsträger hätten in den letzten Jahren schlichtweg versagt. „Es ging um sehr gut bezahlte Posten und darum, sich abfeiern zu lassen“, sagte Rost: „Aber wenn du deine Finanzen nicht im Griff hast, dann werden dir in solch einer Situation wie der jetzigen mit der Pandemie die Grenzen aufgezeigt.“
Auch an der Arbeit von Sportvorstand Jochen Schneider lässt Rost kein gutes Haar. „Schneider und die anderen Bosse sind froh, dass sie noch da sind, bezahlt werden, und gut ist es. Wenn dann wieder einer entlassen wird, kommt halt der Nächste.“Auf Schalke würden „immer nur Symptome“behandelt, „man geht nie wirklich an grundsätzliche Dinge ran.“