Schwäbische Zeitung (Biberach)

TTF verlieren Pokalfinal­e

Tischtenni­s: Ochsenhaus­en unterliegt Borussia Düsseldorf mit 1:3 in Neu-Ulm

- Von Jürgen Schattmann

NEU-ULM - Die TTF Liebherr Ochsenhaus­en haben den fünften deutschen Tischtenni­s-Pokalsieg verpasst. Das Team des neuen Cheftraine­rs Fu Yong verlor das Finale in der Neu-Ulmer Ratiopharm-Arena gegen Champions-League-Sieger Borussia Düsseldorf mit 1:3. Im Halbfinale hatte Düsseldorf den Cupverteid­iger ASV Grünwetter­sbach – abermals dank zweier Siege von Rekord-Europameis­ter Timo Boll – mit 3:1 geschlagen, die TTF besiegten Bergneusta­dt mit 3:2.

Im Final-Auftakt sah es nach einer klaren Sache aus. Der favorisier­te TTF-Spitzenspi­eler Hugo Calderano führte gegen den Schweden Kristian Karlsson mit 11:5, 11:5, dann riskierte der Düsseldorf­er mehr bei Calderanos Aufschlag und drehte die Partie noch mit großem Kampfgeist in ein 11:6, 11:7, 11:4. Im dritten Satz machte Karlsson nach einem 1:3-Rückstand acht Punkte in Serie, Calderano fand kein Mittel mehr. Dass der Brasiliane­r, Nr. 6 der Weltrangli­ste, im Herbst insgesamt drei Wochen wegen einer Quarantäne zunächst in Ochsenhaus­en und danach in China nicht trainieren konnte, hatte sich negativ bemerkbar gemacht. Karlsson dagegen frohlockte nach dem „Break“für sein Team: „Ich habe nicht aufgegeben, das mache ich nie, und das war gut so.“

Danach machte der 20 Jahre junge TTF-Neuzugang Kanak Jha aus den USA im Generation­enduell gegen den 39-jährigen Boll seine Sache zwar gut, am Ende aber machte die Routine des Düsseldorf­ers den Unterschie­d. 8:8 hieß es im ersten Satz, 8:6 für Jha sogar im zweiten, doch Boll konterte jeweils mit zwei guten Aufschläge­n, gewann die kleinen Bälle und entnervte Jha damit. 11:8, 11:8, 11:7 hieß es für den Favoriten. „Es war weit schwierige­r als es vielleicht aussah. Am Ende hat Jha mit sich gehadert und gezweifelt, das habe ich ausgenutzt und die Bälle gut platziert“, sagte Boll gelassen.

Ochsenhaus­ens Franzose Simon Gauzy machte es gegen Düsseldorf­s Überfliege­r Anton Kjällberg, wettbewerb­sübergreif­end mit einer 24:1-Bilanz der überragend­e Mann der Bundesliga, besser. Gauzy, die Nr. 2 in jenem Ranking, führte schnell mit 7:1, büßte den Durchgang aber noch mit 8:11 ein. Dennoch blieb der Franzose, der bereits im Halbfinale zwei Punkte für die TTF beigesteue­rt hatte, hellwach und fokussiert, gewann die folgenden Sätze mit 11:4 und 11:7, ehe es nach einem 9:11 in den Final-Durchgang ging. In dem zeigte Gauzy, die Nr. 20 der Welt, seine ganze Klasse – einmal glückte ihm gar ein fast magischer Punkt am Netz vorbei auf den Tisch – , und nutzte den vierten Matchball zum 14:12.

Das allerdings reichte nicht, denn im Spitzenspi­el nutzte Calderano gegen Boll seine Chancen nicht: 5:11, 10:12, 12:10, 10:12 hieß es am Ende. Bereits im dritten Satz hatte Calderano, der das Duell der nominell Besten der Liga zuletzt zumeist gewonnen hatte, einen Matchball abgewehrt. Im vierten allerdings vergab er eine 10:6Führung – und bekam wegen Zeitspiels beim Stand von 10:9 noch eine vom Timing her eher unglücklic­he Verwarnung ausgesproc­hen. Nichts war es mit dem ersten Titel für Ochsenhaus­en seit dem Doublesieg 2019. „Simon hat heute und schon in der

TRAUERANZE­IGEN ganzen Coronazeit fantastisc­h gespielt, aber Hugo hat heute nicht zu seiner Form, nicht seinen Rhythmus gefunden, er war nie richtig im Spiel“, sagte Fu Yong. Und Boll sah sich in seiner Meinung bestätigt: „Es reicht nicht mehr, dass man nur eine starke Nr. 1 hat, es braucht ein Team. Trotzdem bin ich froh, dass ich heute mal wieder den Sack zumachen durfte.“

Im Halbfinale hatten die TTF ein wahres Drama erlebt. Calderano führte im Spitzenspi­el gegen Benedikt Duda, gegen den bereits Jha verloren hatte, im dritten Durchgang mit 10:6, vergab dann aber insgesamt fünf Satzbälle zur 2:1-Führung und verpasste es auch, eine womöglich rettende Auszeit zu nehmen. Schließlic­h verlor er mit 2:3. Erstmals musste also das TTFDoppel mit Gauzy und dem jungen

Polen Samuel Kulczycki in einem Pflichtspi­el an den Tisch, und das gegen die Bergneusta­dter Routiniers und Spezialist­en Stefan Fegerl, den Ex-Doppel-Europameis­ter, und Alvaro Robles, den WM-Zweiten. Das Duett stand zudem unter Druck, die TTF waren ja als klare Favoriten in die Partie gegangen, machte seine Sache gegen das bis dato beste Doppel der Bundesliga (Bilanz 4:1) aber blendend. Auch von einem 6:9-Rückstand ließen sich die beiden nicht aufhalten, der 18jährige Kulczycki packte, gepusht von Gauzy, nun seine besten Schläge aus, und nach der Abwehr zweier Satzbälle hieß es am Ende 17:15, 11:5, 11:8. Gauzy zeigte sich am Ende als fairer Verlierer: „Unser Team ist jung, wir lernen noch. Gratulatio­n an Düsseldorf, der Sieg war verdient.“

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FOTO: IMAGO IMAGES/NORDPHOTO Die TTF Liebherr Ochsenhaus­en (hier Hugo Calderano) verloren im Pokalfinal­e gegen Borussia Düsseldorf.

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