Schwäbische Zeitung (Biberach)
Über das Schmiedehandwerk in Stafflangen
Schmiedezunft schenkt der Ortsverwaltung ein Handwerkszeichen – Im Rathaus erinnert es an frühere Zeiten
STAFFLANGEN (sz) - Das Rathaus in Stafflangen ziert nun ein Handwerkszeichen der Schmiedezunft. Es erinnert an einen alten und fast ausgestorbenen Handwerksberuf in der Ortsmitte von Stafflangen.
In der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrats Stafflangen gab Ortsvorsteher Helmut Müller die Schenkung des Zunftzeichens bekannt. Zusammen mit einer Luftaufnahme vom Anwesen Härle in der Dorfmitte ziert das Symbol der Schmiede nun den Treppenaufgang im Rathaus. „Dieses Zunftzeichen der Schmiede hat bei uns im Rathaus einen würdigen Platz“und erinnere an einen alten Handwerksberuf, sagte Müller. Unter dem Beifall der Ratsmitglieder dankte Helmut Müller dem Eigentümer des Hauses, an dem das Handwerkszeichen bisher angebracht war. Die Schmiede ist zu Wohnraum umgebaut worden.
Die Funken in der Esse (Feuerstelle zum Erhitzen von Metallteilen) sprühen, es zischt, wenn das geschmiedete Eisen im Wasser abkühlt und der Klang des Schmiedehammers auf dem Amboss aus der Schmiede durch die Straßen hallt. Der Amboss ist längst verstummt, das ist längst Vergangenheit und nur die wenigsten im Ort können sich daran erinnern. Alfons Aßfalg war der letzte Schmied in Stafflangen und hat 1983 aufgehört, verriet seine Tochter Paula Raufeisen. Vor ihm waren die Schmiede Eduard, Theodor und Otto Kollmus in drei Generationen auf der Schmiede. Otto Kollmus hat sie von seinem Vater Theodor 1964 übernommen und 1977 an Alfons Aßfalg übergeben, ist aus mündlicher Überlieferung bekannt. 1971 ist das gesamte Anwesen mit Schmiede verkauft worden.
Wegen seiner vielfältigen Kenntnisse war der Dorfschmied ein geachteter, unentbehrlicher Mann. Jeder Handwerker, Bauer und Hausfrauen waren auf ihn angewiesen. Ein Pferd war damals schon ein kleiner Reichtum. Sie waren wichtige Arbeitstiere, wenngleich auch viele Bauern mit Ochsen oder sogar Kühen arbeiteten, die der Schmied beschlagen hat. So musste der Schmied ein guter Handwerker sein und gleichzeitig ein Gespür für die Tiere besitzen. Als dann später in den 1950er-Jahren Traktoren die Tiergespanne ablösten, standen Reparaturen
landwirtschaftlicher Geräte und Maschinen auf dem Plan. Und: Eine Schmiede in zentraler Dorflage war zu alten Zeiten, ohne Telefon und Zeitung, schlechthin das Kommunikationszentrum im Dorf. Da kamen alle und beim Schmied hat man alles erfahren, was im Ort und in der Umgebung los war.
Umrandet von einem blechernen Lorbeerkranz zeigt das Handwerkswappen einen Hammer mit einer Zange gekreuzt und überhöht von einem Hufeisen. Im Zunftzeichen sind die Initialen „FJH“und die Jahreszahl 1818 enthalten. Die Initialen und die Jahreszahl dürften auf Franz Josef Härle als Erbauer der Schmiede 1818 hindeuten. In der Lehenbeschreibung des Klosters Schussenried ist er ab 1816 als Eigentümer eingetragen. Zum Anwesen Härle gehörte auch das Wohn- und Ökonomiegebäude nebenan. Der Hof dürfte seinerzeit zu den größeren in Stafflangen gezählt haben. Der Lehenbeschreibung des Klosters Schussenried ist weiter zu entnehmen, dass 1651 einem Ulrich Greßer die „Hofstatt mit Schmitten“(Schmiede) sein Lebtag gelichen (geliehen) worden ist. Demnach stand auf dem Hof zu dieser Zeit schon eine Schmiede. Laut den Schussenrieder Unterlagen hat ein Joseph Härle aus Eberhardzell 1785 die Tochter von Andreas Lerner geheiratet. Das ist die erste Namenserwähnung von Härle auf der Hofstelle. Eduard Härle tritt gemäß Lehenbeschreibung 1920 als Eigentümer auf. Er ist 1953 verstorben. 1971 ist das Härle’sche Anwesen mit der Schmiede verkauft worden.