Schwäbische Zeitung (Biberach)
Die psychische Widerstandskraft stärken
Fachkräfte der katholischen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe bilden sich weiter
BIBERACH (sz) - Der regelmäßige Fachtag des Verbunds der katholischen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe im Landkreis Biberach findet jeweils zum Jahresende statt und erfreut sich bei den Fachkräften in der Region großer Beliebtheit. Seit einigen Jahren ist auch das Landratsamt Biberach mit dem Kreisjugendamt als Mitveranstalter und Förderer beteiligt. Diesmal war allerdings einiges anders.
Zum Zeitpunkt des Starts der Planungen für den Fachtag 2020 zeichnete sich schon ab, dass dieser unter Corona-Bedingungen nicht im normalen Rahmen würde stattfinden können. Auch inhaltlich wurde vor diesem Hintergrund dann ein anderer Weg beschritten: Statt ein Thema zu wählen, das die Fachkräfte bei ihrer Arbeit beschäftigt, sollte es diesmal um sie selbst gehen. Da gerade in der Corona-Pandemie viele Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe, beispielsweise die Erzieherinnen, besonders gefordert sind, sollte das Thema Resilienz vorgestellt werden, also die Frage, wie man seine eigene psychische Widerstandskraft stärken kann.
Als Referentin wurde Dr. Christina Berndt gewonnen. Die studierte Biochemikerin
arbeitet als Wissenschaftsredakteurin bei der „Süddeutschen Zeitung“und befasst sich dort vor allem mit Themen aus den Bereichen Psychologie, Lebenswissenschaften und Medizin. Über Resilienz hat Berndt einen Bestseller geschrieben.
Der Fachtag selbst fand dann als „virtuelles Fachforum“per Videokonferenz statt. Wolf-Dieter Korek von der St.-Elisabeth-Stiftung, Fachbereich Kinder Jugend Familie, eröffnet als Vertreter des Verbunds der katholischen Einrichtungen der Kinderund Jugendhilfe die zweistündige Veranstaltung. Mehr als 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer lauschten dem Vortrag von Christina Berndt.
Sie erläuterte, dass die Widerstandskraft, um mit schwierigen Situation und Krisen umzugehen, bei den Menschen aufgrund ihrer Vorerfahrungen und Prägungen durchaus unterschiedlich ausgebildet sei. Aus ihrer Sicht stellt Resilienz aber nicht in erster Linie eine Eigenschaft dar, sondern sie kann auch strategisch erarbeitet und geübt werden. Positive Bindungen zu haben und zu pflegen, stärke grundsätzlich die Widerstandskraft
und dies solle auch unter den aktuell schwierigen Bedingungen nicht vernachlässigt werden.
Dabei helfe ein liebevoller und verzeihender Blick auf andere und auf sich selbst. Man könne außerdem daran arbeiten, seine Neugier zu erhalten, um Veränderungen – was Krisen in erster Linie seien – offen und positiv gegenüberzustehen. Dabei helfe es, gewohnte Abläufe immer wieder zu hinterfragen und abzuwechseln, beispielsweise unterschiedliche Wege zur Arbeit zu gehen.
Anschließend bestand noch die Möglichkeit zu Rückmeldung und Austausch, was von den Teilnehmenden rege genutzt wurde. Eine berichtete beispielsweise aus ihrer Arbeit, dass sie wahrnehme, dass die Krise ihnen viel abverlange, aber dass sie auch ungeahnte Kreativität freisetze und gute Lösungen für die anstehenden Probleme gefunden werden konnten.
Wer an einem Videomitschnitt des Vortrags interessiert ist, kann sich per E-Mail an seidel@caritasbiberach-saulgau.de wenden.