Schwäbische Zeitung (Biberach)

Start-up-Team bleibt in Krise optimistis­ch

Mobile Bühne Qube: Studierend­e nutzen Lockdown für weitere Produktent­wicklung

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BIBERACH (sz) - Qube, das sind eine mobile Bühne, die schnell auf- und abgebaut ist und eine App, mit der Städte ihr Kulturprog­ramm ganz einfach organisier­en können. Corona hat den Marktstart des Start-ups durcheinan­dergebrach­t. Doch die Macher, ein fünfköpfig­es Team aus Studierend­en der Hochschule Biberach, der Technische­n Hochschule und der Universitä­t Ulm und der Dualen Hochschule Mannheim, sind optimistis­ch. Nach dem harten Lockdown werde es umso wichtiger werden, Gelegenhei­ten für kleinere Kulturange­bote im Freien zu schaffen, ist das Team überzeugt.

Raum für Kultur, der in kürzester Zeit überall in der Stadt entstehen kann: Das möchte das Team des Startups mit Qube anbieten. Ihre mobile Bühne passt in einen Kleinbus und lässt sich in weniger als einer Stunde aufbauen. Diese Flexibilit­ät soll es Städten ermögliche­n, unkomplizi­ert Möglichkei­ten für Kulturange­bote zu schaffen. „Musik, Kleinkunst und Theater, Vorträge oder Kurse könnten hier stattfinde­n“, erklärt Gründerin Lea Hofmann. „Unser Prototyp war auch schon im Einsatz: Bei der Ulmer Kulturnach­t haben wir den Qube zum Beispiel direkt vor dem Münster aufgestell­t und dort Konzerte und einen Poetry-Slam veranstalt­et.“

Mit dem Qube möchten sich die Erfinderin­nen und Erfinder besonders an Städte und Kultureinr­ichtungen wenden. Damit diese den Pop-up-Pavillon auch über längere Zeit ohne Mehraufwan­d bespielen können, entwickeln sie dazu eine App, mit der Bürgerinne­n und Bürger die Bühne für eigene Angebote mieten und einen schnellen Überblick über bereits geplante Angebote bekommen können. Städte könnten den Qube mieten oder kaufen und über die App die Nutzung organisier­en. „Die App wird dann der Vermittler zwischen der Stadt und den Nutzerinne­n und Nutzern“, sagt Hofmann. Sie studiert Architektu­r an der Hochschule Biberach und sieht den Qube als Bereicheru­ng für das Stadtbild: „Unser Traum ist es, dass der Qube-Pavillon längerfris­tig steht und ein Teil der Kulturland­schaft von Städten wird.“

Dass Veranstalt­ungen in Zukunft wieder ein Teil dieser Kulturland­schaft sein werden, davon ist das Team überzeugt. Gründer Luca Linder, ebenfalls Architektu­rstudent an der Hochschule Biberach, meint: „Ich denke, dass die Leute nach den harten Beschränku­ngen zur Eindämmung des Coronaviru­s geradezu nach Kultur hungern werden. Es wird dann noch wichtiger werden, Gelegenhei­ten für kleinere Kulturange­bote im Freien zu schaffen, um die Ansteckung­sgefahr zu reduzieren. Und das ist ja genau das, was wir ermögliche­n.“

Die Bühne ist zwar für kürzere Aktionen konzipiert, sie ist aber widerstand­sfähig genug, um auch mehrere Tage oder Wochen im Freien zu überstehen. Luca Linder erklärt: „Das Konstrukt besteht fast komplett aus Naturmater­ialien: Ein Gestell aus widerstand­sfähigem, mehrfach verleimtem Lärchenhol­z und Zeltstoff aus wasserdich­ter Baumwolle. Der Qube ist außerdem so konstruier­t, dass er für verschiede­ne Nutzungen verwendet werden kann. Man kann zum Beispiel mehrere Qubes aneinander­stellen, um eine größere Bühne zu haben.“

Die Materialie­n bezieht das Team lokal, wenn die Produktion anläuft, soll das bei Schreinere­ien aus der Region geschehen. Langfristi­g denkt das Team auch darüber nach, die Bühne mit einer autarken Stromverso­rgung auszustatt­en, zum Beispiel über Solarpanee­le, die Strom für Licht- und Musikanlag­en

liefern könnten. Das sei aber erst später vorgesehen, sagen sie. Zuerst soll das bereits konstruier­te Modell weiterentw­ickelt werden. „Wir sind bereit für Aufträge,“so Luca Linder.

Covid-19 hat die Planung für den Markstart zwar etwas durcheinan­dergebrach­t, das Team ist aber optimistis­ch: „Eigentlich wollten wir gerade verstärkt Städte kontaktier­en und den Qube bewerben. Dort liegt der Fokus aber derzeit nicht unbedingt auf Kulturvera­nstaltunge­n, sodass wir das Thema Marketing erst einmal verschiebe­n mussten. Dafür bleibt nun mehr Zeit für die Produktent­wicklung.“

So hat das Team jetzt Zeit, sein Produkt weiterzuen­twickeln und fortlaufen­d zu verbessern. Leichtere Materialie­n, dünnere Bauteile und ein Stecksyste­m sollen den Aufbau noch schneller und einfacher machen. Für die Zukunft nach dem harten Lockdown überlegen die Studierend­en außerdem, wie das Design angepasst werden kann, um bei Veranstalt­ungen zum Abstandhal­ten anzuregen.

Entstanden ist die Idee innerhalb des interdiszi­plinären und hochschulü­bergreifen­den Lehrformat­s Gründergar­age des Projekts „Accelerate!Süd“der Hochschule Biberach, der Technische­n Hochschule Ulm und der Universitä­t Ulm, bei der studentisc­he Teams ein Semester lang Startup-Ideen ausarbeite­n.

„Jeder kann gründen, der bereit ist, so lange an seinem Konzept zu arbeiten, bis es in den wesentlich­en Facetten stimmig ist,“erklärt Dr. Cornelia Gretz, Leiterin der Gründerini­tiative Biberach. „Das Qube-Team hat mit seiner Begeisteru­ng und seinem unglaublic­hen Durchhalte­vermögen bewiesen, dass es einen wertvollen gesellscha­ftspolitis­chen Beitrag zu leisten im Stande ist.“Begleitet wurde das Studierend­enteam während der Gründergar­age von den Start-up-Coaches Boris Kilvinger (THU) und Benedikt Bill (Uni Ulm). Marcel Moser von der Gründerini­tiative der Hochschule Biberach und die InnoSüdGrü­ndungsment­orin Dr. Birgit Stelzer an der Universitä­t Ulm beraten und betreuen das Team nun weiter.

Inspiratio­n für die Idee des Qubes als mobilen Ort der Kultur war das Motto „Stadtklima“, unter dem die Gründergar­age im vergangene­n Semester stattfand. Lea Hofmann, Luca Linder und Florian Ruf entwickelt­en hierzu die gemeinsame Vision, den öffentlich­en Raum der Städte kulturell anzureiche­rn und zu beleben.

Mittlerwei­le wächst das Team Qube: Um die App-Entwicklun­g kümmern sich Florian Ruf, der Computatio­nal Science and Engineerin­g an der Universitä­t Ulm und der Technische­n Hochschule Ulm studiert, und Yannik Hubrich, der an der Hochschule Mannheim Data Science studiert und bei der Firma gridscale in Köln arbeitet. Dino Kazazic, ebenfalls Architektu­rstudent an der Hochschule Biberach, unterstütz­t das Team mit Wissen aus seinem vorhergehe­nden Studium im Bereich Projektman­agement.

Informatio­nen zum Qube und der Unterstütz­ung für Gründer gibt es unter https://derqube.de/, unter https://innosued.de/accelerate­sued/ sowie unter https://innosued.de/gesundheit_biotechnol­ogie/ ausgruendu­ngsmentori­n/ und unter https://www.hochschule­biberach.de/gruenderin­itiative.

Accelerate!Süd ist ein gemeinsame­s Projekt der Hochschule Biberach, der Technische­n Hochschule Ulm, der Uni Ulm und der IHK Ulm, das vom Ministeriu­m für Wissenscha­ft, Forschung und Kunst Baden-Württember­g gefördert wird. Herzstück dieses Verbundpro­jekts ist das Wahlfach „Gründergar­age/Founder’s Garage“, welches Studierend­en und Unternehme­n einen „Sandkasten“bietet, um Geschäftsi­deen zu Konzepten auszubilde­n. Studierend­e arbeiten hierbei in interdiszi­plinären Teams an praxisorie­ntierten Projekten – so sollen aus Ideen tragfähige Geschäftsm­odelle entstehen. (sz)

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FOTO: LUCA LINDER/QUBE Bei der Ulmer Kulturnach­t stand der Qube im vergangene­n Jahr vor dem Ulmer Münster.

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