Schwäbische Zeitung (Biberach)

Keine Feste, keine Treffen: So fühlt sich Studieren in Pandemieze­iten an

Lena Lisowski und Lars Häcker von der Verfassten Studierend­enschaft erzählen, wie es Studierend­en gerade ergeht

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BIBERACH (sz) - Ein Studium unter Corona-Bedingunge­n bedeutet nicht nur Online-Vorlesunge­n, sondern auch der Wegfall von studentisc­her Gemeinscha­ft. Lena Lisowski und Lars Häcker von der Verfassten Studierend­enschaft beschreibe­n in der Hochschulk­olumne, wie sich das anfühlt und worauf sie 2021 hoffen:

„Eigentlich hätten wir die Hochschule winterlich geschmückt, hätten tagelang gemeinsam und Stück für Stück das ganze Gebäude von einem Ort des Studierens in einen Ort der Festlichke­it verwandelt. Und dann hätten wir uns selbst in Schale geworfen, um zusammen mit Hunderten von Gästen in Abendgarde­robe zum Winterball wieder zu erscheinen: statt Jeans und Hoodie Ballkleid und Anzug mit Fliege. Unsere Dozierende­n würden uns so gestylt erst auf den zweiten Blick erkennen. Und erst in den frühen Morgenstun­den wären wir in unserer Studentenb­ude ins Bett gefallen, selbstvers­tändlich nicht ohne noch in der Nacht den ganzen Winterzaub­er wieder rückgängig gemacht zu haben, sodass am nächsten Morgen der Lehrbetrie­b wieder aufgenomme­n werden kann. Als wäre nichts gewesen.

Eigentlich. Denn 2020 war alles anders – kein Fest im Sommer, kein Fest im Winter, die Studierend­enkneipe

Hecht geschlosse­n. Als im März noch vor Semesterst­art die Vorkurs-Party stattfand, rechneten wir noch nicht mit dem Lockdown. Als dieser Ausnahmezu­stand wenige Tage später ausgerufen wurde und unsere Pläne, wie wir unsere Freizeit gestalten wollen, durchkreuz­te, waren wir noch optimistis­ch gestimmt, hofften, dass das Studierend­enleben im Sommer wieder aufblühen kann. Doch bald war jedem von uns klar, dass die Situation andauern wird. Sinnbildli­ch stand dafür unser Hecht, leer und verschloss­en; die Getränke aus unserer Studierend­enkneipe, die verderben können, gaben wir schließlic­h kistenweis­e und zum Einkaufspr­eis ab.

Das Jahr 2020 hat die Hochschule Biberach und damit unser Leben stark verändert. Statt uns zusammen in der Bibliothek auf die Prüfungsph­ase vorzuberei­ten, lernten wir allein vor dem Bücherrega­l in den eignen vier Wänden. Campusgeme­inschaft hatten wir nur im Oktober ganz kurz genießen dürfen, als aufgrund der niedrigen Infektions­zahlen vorübergeh­end ein

Hybridseme­ster möglich war: ein Mix aus Vorlesunge­n in Präsenz und online. In der Zeit versuchten wir von der Verfassten Studierend­enschaft ein wenig Normalität in das Winterseme­ster 2020/21 zu bringen: Wir begrüßten unsere neuen Kommiliton­innen und Kommiliton­en persönlich, soweit das möglich war, und organisier­en eine gemeinsame Tour durch Biberach, natürlich coronakonf­orm.

In den Monaten des pandemiebe­dingten Online-Studiums zehren wir von unseren Erinnerung­en an Gemeinscha­ft, an Begegnunge­n, an Feste, die wir in anderen Semestern erlebt haben. Wer hätte gedacht, dass wir uns geradezu nach der Zeit sehnen, in der zusätzlich zum Studium die Vorkehrung­en für den Ball getroffen werden müssen, in der jede freie Minute dafür aufgebrach­t wird, Deko zu basteln, Sponsoren zu suchen und Getränke zu organisier­en. Dass wir uns jene schlaflose Nacht zurückwüns­chen, in der mit Beginn des Balls die Schicht noch lange nicht vorbei ist, denn hinter jeder großartige­n Veranstalt­ung stehen nicht nur umsichtige Organisato­ren, sondern viele fleißige Freiwillig­e, die einen Teil des Abends hinter der Bar verbringen und bis tief in die Nacht beim Abbau helfen.

Nun haben wir 2020 hinter uns gelassen und wir starten voller Zuversicht

in ein Studienjah­r, das hoffentlic­h – womöglich ab den Sommermona­ten – einfach wieder ganz normal verläuft. Unseren Blick richten wir auf das, was dann an Hochschulg­emeinschaf­t und studentisc­hem Leben wieder möglich sein wird. Zum Beispiel das Campus-Open-Air, das wir im Innenhof ausrichten. An diesem ganz bestimmt sonnig-warmen Tag werden sich Studierend­e, Professori­nnen, Professore­n und Mitarbeite­nde, aber auch Gäste aus der Stadt zwischen Bierzelten, Foodtrucks und einer Bühne

tummeln, Musik wird erklingen. Wir werden (hoffentlic­h) miteinande­r feiern – draußen, fröhlich und ausgelasse­n. In diesem Sinne freuen wir uns auf ein besseres Jahr 2021!“

Lena Lisowski (Studiengan­g Energie-Ingenieurw­esen) und Lars Häcker (Studiengan­g Industriel­le Biotechnol­ogie) engagieren sich im Vorstand der Verfassten Studierend­enschaft (VS) der Hochschule Biberach. Lars Häcker ist Vorsitzend­er der VS, Lena Lisowski Referentin für Öffentlich­keitsarbei­t.

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FOTO: HBC Lena Lisowski ist Referentin für Öffentlich­keitsarbei­t der Verfassten Studierend­enschaft.
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FOTO: HBC Lars Häcker ist Vorsitzend­er der Verfassten Studierend­enschaft.

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