Schwäbische Zeitung (Biberach)
Memmingen: Neues Bad bekommt acht Bahnen
Stadträte legen Ausstattung für kombiniertes Hallen- und Freibad fest – Bau kostet mehr als 35 Millionen Euro
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MEMMINGEN - Auf dem Weg zu einem neuen Ganzjahresbad haben die Memminger Stadträte die Ausstattung im Wesentlichen festgelegt. Mit 20 zu 17 Stimmen votierte die Mehrheit für eine von vier möglichen Varianten, die sich bei der Ausstattung und im Preis zum Teil erheblich unterscheiden. Die einzelnen Versionen hat die Stadtverwaltung nach mehreren vorangegangenen Stadtratsentscheidungen in Zusammenarbeit mit der auf Bäder spezialisierten Unternehmensberatung Altenburg (Düsseldorf) und dem Architekturbüro Asböck (München) entwickelt. Laut Oberbürgermeister Manfred Schilder (CSU) fehlen jetzt nur noch Kleinigkeiten. Etwa die Einplanung eines Mehrzweckraums, wie sie von mehreren Stadträten in der Sitzung gefordert wurde.
In der kontrovers geführten Debatte favorisierten die meisten Stadträte entweder die dritte oder die vierte Version. Wobei die am Ende gewählte Variante IV die Zweitteuerste ist, wenn man die Investitionsund die laufenden Betriebskosten für 20 Jahre zusammenrechnet.
Wie Rathauschef Schilder erläuterte, seien die Varianten III und IV am besten geeignet – würden aber auch „finanzielle Kraftakte“darstellen. „Aber wir bauen schließlich ein Bad für die nächsten 20, 30 Jahre“, rechtfertigte der OB die hohen Ausgaben.
So sah es auch die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Petra Beer (SPD) und sprach sich klar für Variante III aus: „Wenn man sich die Wünsche der Vereine ansieht, ist dies die beste Lösung.“Auch Professor Dr. Dieter Buchberger wünscht sich ein Bad, das gute Bedingungen für Sportler und Bürger bietet. „Dennoch tue ich mich schwer, für eine große Lösung mit einem separaten Springerbecken zu stimmen“, sagte der Fraktionschef von Grünen und
Linken mit Blick auf die Kosten. Schließlich soll ja auch ein neues Klinikum gebaut werden. In seinen Augen würden sechs Bahnen in der Halle ausreichen. Und ein extra Springerbecken bräuchte es auch nicht. CSU/FDP-Fraktionsvorsitzender Horst Holas favorisierte Variante IV.
In seinen Augen besitzt ein Becken mit acht 25-Meter-Bahnen in der Halle einen „großen Charme“. Zumal die Wasserfläche auch genügend Platz für einen integrierten Sprungbereich biete. Die niedrigeren Betriebskosten würden zudem für Variante IV sprechen. Als Befürworter der Variante III ging Jürgen Kolb von den Freien Wählern ans Rednerpult. „Auch wenn sie etwas teurer ist“, sagte der stellvertretende Fraktionsschef. Schließlich könnte ein separates Springerbecken auch für andere Zwecke genutzt werden – etwa zum Tauch- oder Kajak-Training. Um die Kosten für das nötige Aufsichtspersonal am Sprungbecken zu senken, schlug Kolb vor, auch ehrenamtliche Helfer aus Vereinen einzusetzen. Hier hakte Oberbürgermeister Schilder ein und wies darauf hin, dass dabei die Haftungsfrage eine entscheidende Rolle spiele. Er könne sich bestenfalls eine Unterstützung des hauptamtlichen Aufsichtspersonals durch ehrenamtliche Helfer vorstellen.
„Variante III ist die einzige überzeugende Version“, stellte Helmuth Barth (CRB) ohne viel Federlesen fest. Hier würden Badbesucher aller Couleur auf ihre Kosten kommen. Wobei der abgeteilte Sprungbereich für die Attraktivität des kombinierten Hallen- und Freibads sehr wichtig sei. Das würde am Ende für mehr Einnahmen sorgen, als man jetzt annehme. Indes trauerte Michael Hartge (ÖDP) dem 2020 von der Mehrheit der Stadträte aus Kostengründen abgelehnten Sauna-Bereich hinterher. Denn dieser könnte in seinen Augen durchaus kostendeckend betrieben werden und die Attraktivität des Bads steigern. Letztlich sprach sich der Fraktionsvorsitzende für Variante IV aus: „Acht Bahnen bieten vor allem im Winter bessere Nutzungsmöglichkeiten.“Für Genovefa Kühn (AfD) wäre ein variabel nutzbares Springerbecken eine sportliche Attraktion und ein Alleinstellungsmerkmal. Daher würden sich die Mehrkosten für Variante III lohnen. Laut einer Sprecherin der Stadt könnte der Badbau – wenn die weitere Planung glatt laufe – im Jahr 2024 starten, sodass sich 2027 die ersten Badbesucher in die Fluten stürzen könnten.