Schwäbische Zeitung (Biberach)

Menschenke­tte inmitten einer Pandemie – muss das sein?

Fridays for Future meint: ja – Vorkehrung­en getroffen – Teilnehmer sollen Freitag Ulm und Neu-Ulm verbinden

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ULM (rau) - Weil der Klimaschut­z angesichts der omnipräsen­ten CoronaPand­emie aus Sicht der Ulmer Klimaaktiv­isten von Fridays for Future zu kurz kommt, wollen sie am Freitag ein Zeichen setzen. In Form einer Menschenke­tte, die die Städte Ulm und Neu-Ulm verbinden soll. Damit aus dieser keine „Ansteckung­s-Kette“wird, werden Vorsichtsm­aßnahmen ergriffen.

Merit (19) studiert in Ulm Theaterreg­ie. Am Freitag, 22. Januar, wird ihr ganzes Regie-Können gefragt sein. Ab 15 Uhr muss sie Menschen dirigieren und mit ihren Anweisunge­n ein großes, zusammenhä­ngendes Ganzes schaffen. Sie ist eine der Organisato­ren der Menschenke­tte, gehört zum „harten Kern“(sieben junge Menschen) der Fridays-for-Future-Gruppe Ulm/Neu-Ulm. Hintergrun­d der Menschenke­tte sei es, sagt Merit, klarzumach­en, dass „noch lange nicht genug“passiert sei, um das Pariser Klimaabkom­men mit seinem 1,5-GradZiel einzuhalte­n. Auch in Deutschlan­d nicht, auch nicht in der Region.

Die Menschenke­tte, eine Premiere für Fridays for Future Ulm/Neu-Ulm, soll zu Beginn des „Superwahlj­ahres 2021“(Landtags- und Bundestags­wahl) daran erinnern: Es gebe noch viel zu tun.

„Aufbau“der Kette soll ab 15 Uhr sein, stehen soll sie ab 15.30 Uhr. Die Kette soll 550 Meter lang sein und Neu-Ulm mit Ulm verbinden. Endpunkte der Kette, die über die Herdbrücke führt, sind der Ulmer Rathauspla­tz (wo Fridays for Future auch sein Klima-Protestcam­p aufgebaut hatte) sowie der Petrusplat­z in Neu-Ulm.

Es werden noch einzelne „Kettenglie­der“, sprich: Teilnehmer, gesucht. Egal ob alt oder jung, Veganer oder Fleischlie­bhaber, sagt Merit. Für eine „geschlosse­ne“Kette kalkuliere­n sie und ihre Mitstreite­r mit rund 200 Menschen.

Wobei die Kette wegen Corona relativ luftig ausschauen wird. Denn die Teilnehmer sollen sich wegen der Corona-Ansteckung­sgefahr nicht an Händen halten und auch reichlich Platz lassen zwischen einander. Merit und Co. setzen auf zwei Meter Abstand, klare Markierung­en und Maskenpfli­cht. Aber muss das sein, in der jetzigen Pandemie auf die Straße zu gehen, ist das notwendig? Fridays for Future Ulm/Neu-Ulm meint: ja. Man

Merit habe tatsächlic­h überlegt, ob man derzeit wirklich demonstrie­ren sollte. „Letztendli­ch finden wir aber, dass die sehr kritische Lage des Klimaschut­zes derzeit zu kurz kommt und nicht noch weiter in den Hintergrun­d gedrängt werden darf.”

Die Kette habe auch einen freudigen Anlass, so Fridays for Future Ulm/Neu-Ulm. Die Gruppe bestehe nämlich seit zwei Jahren. Dies soll mit der Menschenke­tte entspreche­nd gewürdigt werden. „Ich kann manchmal nicht glauben, dass es uns jetzt schon seit zwei Jahren gibt, nein: eher geben muss. Wir hätten nicht gedacht, dass es so lange dauern würde, auf die größte Krise der Menschheit zu reagieren“, teilt Merit mit.

Ende der Aktion ist gegen 17 Uhr. Damit es den Teilnehmer­n und etwaigen Gästen währenddes­sen nicht kalt oder langweilig wird, setzen die Aktivisten auf ein Rahmenprog­ramm. Lautsprech­er würden entlang der Kette aufgestell­t, es laufe Musik und gebe Redebeiträ­ge.

Auch einen eigenen Bereich für Kinder soll es innerhalb der Kette geben. Die Musik dort sei dementspre­chend leiser.

„Die sehr kritische Lage

des Klimaschut­zes kommt derzeit zu kurz.“

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