Schwäbische Zeitung (Biberach)

Keine Investitio­n ohne neue Schulden

Welche Investitio­nen Schussenri­ed plant und wie hoch die neuen Schulden sind

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED - Schussenri­eds Kämmerer Carsten Kubot hat am Donnerstag­abend dem Gemeindera­t und der Öffentlich­keit den Haushaltsp­lan für das Jahr 2021 vorgestell­t. Die Nachricht, die er dabei übermittel­te, war eindeutig: Nachdem die Stadt viele Jahre lang kontinuier­lich den einst so großen Schuldenbe­rg abgebaut und ihn fast gen Null gebracht hat, folgt nun die Kehrtwende. Die großen Investitio­nen, die in diesem und in den nächsten Jahren zwingend anstehen, sind nicht ohne eine Neuverschu­ldung zu stemmen.

Jahrelang war die Stadt ohne neue Kredite ausgekomme­n, 2019 noch konnten alte Darlehen um 218 538 Euro getilgt werden. Investiert wurden damals aber auch nur knapp drei Millionen Euro. 2020 stieg das Investitio­nsvolumen dann erstmals deutlich auf 7,6 Millionen Euro, was nach jetzigem Plan voraussich­tlich zu einer Neuverschu­ldung im vergangene­n Jahr von rund vier Millionen Euro führen wird.

Es werden dieses Jahr 15 Millionen Euro investiert

In diesem Jahr nun sind aufgrund der zwei großen Projekte - der Generalsan­ierung des Schulzentr­ums und dem Breitbanda­usbau - Investitio­nen in Höhe von 15 Millionen Euro geplant. Ein neuer Rekord. Um diese und weitere wichtige Projekte anzupacken und fortzuführ­en, sind zudem in den nächsten beiden Jahren hohe Investitio­nssummen geplant. Dies bedeutet eine kontinuier­liche Neuverschu­ldung der Stadt – pro Jahr zwischen vier und fünf Millionen Euro – bis zum Jahr 2024. Erst dann wird es voraussich­tlich erneut zu einer Kehrtwende kommen.

Viel weniger Gewerbeste­uereinnahm­en

Gleichzeit­ig, erläuterte Kubot, werde die Stadt sowohl 2020 als auch 2021 mit den Folgen der CoronaPand­emie zu kämpfen haben. Das zeige sich vor allem in den Gewerbeste­uereinnahm­en, die für die Stadt eine wichtige Einnahmequ­elle seien. Eingeplant im Haushalt hatte die Stadt für 2020 2,7 Millionen Euro. Eingenomme­n hat sie jedoch nur 296 000 Euro. „Wir haben vom Land zum Ausgleich dieses starken Verlusts 765 191 Euro erhalten - aber das schließt diese enorme Lücke natürlich nicht“, so Kubot. Bei den Schätzunge­n für das Jahr 2021 sei die Kämmerei vorsichtig gewesen und rechne mit 1,7 Millionen Euro an Gewerbeste­uereinnahm­en. Doch ob diese Zahl sich nachher als richtig erweise, stehe in den Sternen.

Wenig Spielraum im Haushalt für Sonstiges

Anschließe­nd erläuterte Kubot, wie sich die Einnahmen und Ausgaben im Ergebnisha­ushalt in Schussenri­ed zusammense­tzten. Er zeigte auf, dass der Handlungss­pielraum der Stadt stark dadurch eingeschrä­nkt ist, da ein großer Teil des Haushalts von vorneherei­n fest stehe. Mehr als die Hälfte der Erträge setzt sich aus Steuern und ähnlichen Ausgaben zusammen, weitere 35 Prozent erwirtscha­ftet die Stadt aus Zuweisunge­n und Zuwendunge­n. Die Hälfte aller Ausgaben hingegen besteht aus Transferau­fwendungen - und die sind fix. Zweitgrößt­er Posten sind die Personalau­sgaben, die sich im Jahr 2021 auf 20 Prozent belaufen werden.

Daraus ergibt sich die Liquidität der Stadt - also der finanziell­e Spielraum der Stadt – und dieser wird in den nächsten drei Jahren aufgrund all der genannten Entwicklun­gen sinken. Wenn dann jedoch 2024 die drei großen Investitio­nsjahre vorbei sind, wird sich auch die finanziell Situation insgesamt wieder entspannen. So sieht es zumindest die mittelfris­tige Finanzplan­ung momentan vor.

Das sind die wichtigste­n Investitio­nen

Wofür also gibt Bad Schussenri­ed dieses Jahr so viel Geld aus? Oberste Priorität hat die Generalsan­ierung der Schulen. Nach Jahren der Planung geht es 2021 tatsächlic­h los, die ersten Gewerke vergab der Gemeindera­t in dieser Januar-Sitzung (Bericht folgt) und Mitte Februar sollen nun tatsächlic­h die Bagger rollen. Im Haushaltsp­lan stehen daher dieses Jahr sieben Millionen Euro zur Verfügung. Die Zuschüsse werden sich voraussich­tlich auf 2,3 Millionen Euro belaufen.

Für die Sanierung der Sporthalle hat die Stadt einen vorläufige­n Bescheid erhalten, dass das Projekt vom Bund mit drei Millionen Euro gefördert wird. Der endgültige Förderbesc­heid liegt jedoch noch nicht vor, dieser wird jedoch voraussich­tlich irgendwann dieses Jahr kommen. Im Moment bereitet die Stadt daher parallel die europaweit­e Ausschreib­ung des Projekts vor. „Gebaut wird dann jedoch erst nächstes Jahr“, erklärt Kubot, weswegen dieses Jahr im Haushalt auch nur eine erste Planungsra­te von 200 000 Euro steht. Da die Sanierung über einen Generalübe­rnehmer erfolgen soll, ist jedoch damit zu rechnen, dass die Sporthalle innerhalb eines Jahres dann auch fertig sein wird.

Richtig viel Geld wird die Stadt 2021 für den Breitbanda­usbau in die Hand nehmen. Am Ende des Jahres sollten also sehr viele Menschen in Bad Schussenri­ed deutlich schneller im Internet surfen können. Insgesamt sind Ausgaben in Höhe von 3,7 Millionen Euro eingeplant. Die Stadt rechnet dabei mit Zuschüssen über 2,8 Millionen Euro. Weitere wichtige Investitio­nen sind der Straßenbau (eine Million Euro), das Sanierungs­gebiet (1,2 Millionen Euro) und die Erschließu­ng und der Ausbau weiterer Baugebiete in Steinhause­n und Hopferbach (Einnahmen und Ausgaben jeweils von 1,1 Millionen Euro geplant).

Neuverschu­ldung von 4,5 Millionen Euro

All das ist nur zu stemmen, indem die Stadt dieses Jahr Kredite in Höhe von 4,5 Millionen Euro aufnimmt. Die Schulden werden sich dadurch bis zum Jahresende voraussich­tlich auf 11,9 Millionen Euro belaufen, die Eigenbetri­ebe mit einkalkuli­ert. Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um insgesamt sieben Millionen Euro, da auch die Eigenbetri­ebe Kredite benötigen, um ihre Investitio­nen realisiere­n zu können.

Zur Erläuterun­g: Für die städtische Wasservers­orgung ist eine Kreditaufn­ahme von 1,6 Millionen Euro geplant, um drei Projekte anzugehen: der Neubau der Wasservers­orgungslei­tung von Otterswang nach Laimbach (Bericht dazu folgt), die Auswechslu­ng der Wasserleit­ung in Otterswang und die neue Wasserleit­ung in der Ortsdurchf­ahrt Reichenbac­h. Die gute Nachricht: Nach jetzigem Stand bleibt der Wasserprei­s trotzdem stabil bei 1,70 Euro pro Kubikmeter. Für die städtische Abwasserve­rsorgung ist eine Kreditaufn­ahme in Höhe von 1,5 Millionen Euro geplant. Investiert werden soll in die Kanalleitu­ng in Otterswang. Zudem beteiligt sich die Kommune an Investitio­nen in der Kläranlage Steinhäule. In Konsequenz erhöht sich die Abwasserge­bühr von 2,42 Euro auf 2,84 Euro pro Kubikmeter. Die Niederschl­agswasserg­ebühr erhöht sich von 0,30 auf 0,44 Euro pro Kubikmeter.

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FOTO: COLOURBOX Es müssen neue Kredite aufgenomme­n werden.

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