Schwäbische Zeitung (Biberach)
Kreissparkasse Biberach erhöht die Preise
Was sich im Einzelnen ändert und wie der Vorstand dies begründet
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BIBERACH - Rund 100 000 Privatund Geschäftskunden der Kreissparkasse (KSK) Biberach haben in den vergangenen Tagen Post erhalten. Darin werden sie darüber informiert, dass das Geldinstitut zum 1. April neue Girokontenmodelle einführt. Verbunden ist dies mit höheren Gebühren. Die SZ hat mit dem KSK-Vorstandsvorsitzenden Martin Bücher und Vorstandsmitglied Kurt Hardt über die Gründe dafür gesprochen.
Für Privatkunden gibt es künftig zwei Girokontenmodelle, die der Kunde entsprechend seines Nutzungsverhaltens wählen kann. Beim Modell S-Giro BC-Flex kostet die Kontoführung monatlich 2,95 Euro. Hier kommen allerdings Gebühren für alle genutzten Buchungsposten und Leistungen hinzu, außer für Kartenzahlungen, Paydirekt und Kwitt.
Für Vielnutzer gibt es das Modell S-Giro BC, dessen Kontoführung monatlich 7,95 Euro (bisher sechs Euro) kostet. In diesem Preis sind Buchungen (Überweisungen, Lastschriften) enthalten. Ebenso dabei ist eine Sparkassencard, das Bezahlen mit dieser Karte sowie Kontoauszüge über das elektronische Postfach. Die Jahrespreise für Kreditkarten erhöhen sich von 35 auf 42 Euro für die Standard- und von 65 auf 84 für die Goldkarte.
Geschäftskunden können zwischen drei Girokontovarianten wählen, entsprechend der Menge ihrer Transaktionen und Nutzungsintensität. „Dadurch werden manche Angebote günstiger, serviceintensive Dienstleistungen, wie zum Beispiel Bargeldeinzahlungen jedoch teurer“, so Hardt. Sonderkonten wie ein Baukonto, Klassenkonto oder Konten für junge Erwachsene bleiben auch künftig grund- und servicegebührenfrei. Vereinskonten sind nach wie vor von den Grundgebühren befreit. Für Neukunden gelten die neuen Preise bereits seit Mitte Januar. Alle Konten können sowohl online, mobil als auch über die Filiale genutzt werden.
Die jetzige Anpassung sei die erste seit 2015, sagt Bücher, „und wir bewegen uns damit auf dem Niveau des regionalen Wettbewerbs“. Neben
einer um etwa 30 Prozent höheren Kontoführungsgebühr kosten vor allem die Dienstleistungen zusätzlich, die mit personellem oder technischem Aufwand verbunden sind, zum Beispiel die Nutzung der Kasse in den Geschäftsstellen (zwei Freiposten pro Monat inklusive), Bargeldeinzahlung am Automaten (vier Freiposten) sowie Auszahlungen am Automaten (vier Freiposten) oder Nutzung des Kontoauszugsdruckers (ein Freiposten).
Die Kosten für die Bargeldversorgung (Geräte, Datenleitung, Mitarbeiter, Werttransporte) betragen bei der KSK pro Jahr laut Bücher rund zwei Millionen Euro. „Das ist ein gewaltiger Block, bei dem wir darauf achten müssen, einen Teil der Kosten besser zu decken.“Dafür halte man nach aktuellem Stand auch an allen 41 Geschäftsstellen im Landkreis fest, deren Servicezeiten man zu Jahresbeginn an den Bedarf angepasst habe, so der Vorstandsvorsitzende.
Geld verdienen wolle die KSK auch künftig im Wesentlichen mit dem Beratungsgeschäft, sagt Bücher. Dafür habe man das Personal in den vergangenen zwei Jahren um rund 40 Köpfe auf 674 Mitarbeiter (ohne Azubis) aufgestockt, der größte Teil davon im Kundengeschäft. Im Aufbau begriffen ist eine eigene PrivatBanking-Abteilung mit 24 Mitarbeitern bis Ende 2024. Gut angelaufen sei auch der Geschäftsbereich Generationenmanagement, wo es um Fragen des Erbens und Vererbens gehe.
Parallel dazu habe die KSK in den vergangenen Jahren in die digitalen Dienstleistungen investiert, diese ausgebaut und verbessert. „Deren Nutzung hat während der Pandemie in einem Ausmaß zugenommen, das uns selbst überrascht hat“, so Bücher. So seien die kontaktlosen Bezahlvorgänge in den Geschäften im Jahr 2020 um ein Drittel gestiegen. „Diese kosten unsere Kunden keine Zusatzgebühr und das bleibt auch so“, sagt Bücher. Das Onlinebanking habe um weitere zehn Prozent zugenommen, die Nutzung der KSK-Internetfiliale um 15 Prozent und die Nutzung der Sparkassen-App auf Mobilgeräten sogar um 30 Prozent. Im gleichen Zeitraum hätten Dienstleistungen im Zusammenhang mit Bargeld deutlich abgenommen, sagt Bücher: die Nutzung der Kasse um 30 Prozent, die Nutzung der Geldautomaten um 23 Prozent, die Nutzung der Kontoauszugsdrucker außerdem um 20 Prozent.
Negativzinsen für Privatkunden mit hohen Guthaben, wie sie von einigen Banken bereits erhoben werden, seien bei der KSK bisher kein Thema. „Das soll aus unserer Sicht auch so bleiben“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Sollte die EZB die Situation allerdings nochmals verschärfen, müsste man über das Thema neu nachdenken.
Der Preiserhöhung vorausgegangen sei eine Kundenbefragung durch einen externen Dienstleister, sagt Bücher. „Aufgrund der Ergebnisse wäre sogar die Bereitschaft für eine noch etwas größere Erhöhung da gewesen.“Bislang habe es noch keine negativen Rückmeldungen auf die Anschreiben an die Kunden gegeben. „Wenn sich ein Kunde meldet, suchen wir gerne das Gespräch, um das für sie oder ihn passende Modell zu finden“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Sollte es tatsächlich Härtefälle geben, werde man versuchen, diese entsprechend abzufedern.