Schwäbische Zeitung (Biberach)
Hans Mohr: Vogelschützer mit Leib und Seele
Der Naturschützer aus Rupertshofen ist im Alter von 87 Jahren verstorben
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RUPERTSHOFEN - Er hat Zehntausende Nistkästen gebaut, wurde als „erfolgreichster Eulenschützer der Welt“bezeichnet und hat dem Vogelund Naturschutz über ein halbes Jahrhundert hinweg unzählige Stunden im Ehrenamt gewidmet. Jetzt ist Hans Mohr aus Rupertshofen, Träger des Bundesverdienstkreuzes, im Alter von 87 Jahren gestorben.
Hans Mohr war Vogelschützer mit Leib und Seele, und zwar von Kindesbeinen an: „Ich habe schon zu Schulzeiten Vögel gezüchtet, so bin ich automatisch in dieses Thema reingewachsen“, sagte er einmal. Mit anderen zählte Mohr 1967 zu den Gründern des Vogelschutz- und Zuchtvereins „Canaria“Ertingen und begann, Nistkästen zu bauen und aufzustellen. Als Schreinermeister entwarf er ausgeklügelte Baupläne für sichere Brutstätten. In seiner Werkstatt zimmerte er eigenhändig Zehntausende künstliche Schwalbennester, Turmfalkenkästen und Nisthilfen für Dohle, Waldund Steinkauz sowie Mauersegler.
Nicht zu vergessen mehr als 2350 Nistkästen für Schleiereulen, denn die „Königin der Nacht“lag dem Vogelschützer besonders am Herzen. Mitte der 1990er-Jahre verpasste die Fernsehzeitschrift „Hörzu“Hans Mohr den Spitznamen „Der Mann mit den 17 000 Eulen“, aber in den Jahren darauf kamen weitere hinzu und so dürften Schätzungen zufolge gut und gerne mehr als 40 000 Eulen von Mohrs Engagement profitiert haben. Nicht von ungefähr würdigten Wissenschaftler der Vogelwarte Radolfzell Hans Mohr als „erfolgreichsten Eulenschützer der Welt“.
Seine Motivation beschrieb er einmal so: „Ich engagiere mich für den Natur- und Vogelschutz, damit uns ein stummer Frühling erspart bleibt.“Hans Mohr trommelte auf vielen Ebenen für den Naturschutz. Seine Baupläne für Nistkästen gab er ebenso gerne weiter wie sein reiches Wissen über Natur- und Artenschutz. Er engagierte sich in der Arbeitsgemeinschaft Naturschutz im Kreis Biberach und warb als Vortragsredner sowie Verfasser von Prospekten und von Briefen an Politiker für die Sache, machte sich als „der Vogel-Mohr aus Rupertshofen“in weitem Umkreis einen Namen. Im eigenen Garten ließ er bewusst Wildblumen wachsen, war damit Vorbild für andere und ging auf Eigentümer
zu, damit sie Blumenfelder säen, etwa bei der Kiesgrube in Aßmannshardt. Er überreichte so manches Samentütchen an Mitstreiter. Als einer der Ersten trug er obendrein Kröten über die Straße, die alljährliche Krötenschutzaktion der Attenweiler Schüler beim Gutershofer Weiher geht auf ihn zurück.
Für sein unermüdliches Engagement bekam Mohr zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1991 das Bundesverdienstkreuz sowie den Bundesnaturschutzpreis, er war in der Endrunde für den Deutschen Engagementpreis. Seine Heimatgemeinde Attenweiler verlieh Mohr die Bürgermedaille. Damit würdigte sie nicht nur den Naturschützer, auch den Kommunalpolitiker. 1968 zog Mohr in den Gemeinderat Rupertshofen ein. Er wirkte mit an „schwierigen Entscheidungen“in einer Zeit, als Rupertshofen vom Altkreis Ehingen zu Attenweiler und in den Kreis Biberach kam. Bis 1984 saß er im Gemeinderat Attenweiler, drei Jahre als stellvertretender Bürgermeister. In Erinnerung bleibt Mohr auch, weil er seine Wachtelhäuschen dem Kulturverein Rupertshofen für dessen Sammlung im Dorfmuseum überließ.