Schwäbische Zeitung (Biberach)

Kritik an Verteilung von Fördergeld

Warum Warthausen als eine von wenigen Gemeinden bei ELR-Ausschüttu­ng leer ausgeht

- Von Andreas Spengler

WARTHAUSEN - Rund 3,6 Millionen Euro sollen dieses Jahr aus dem Fördertopf „Entwicklun­g Ländlicher Raum“(ELR) in den Kreis Biberach fließen. Die Gemeinde Warthausen geht als eine der wenigen Kommunen leer aus. Das sorgt für Unverständ­nis und Kritik, nicht nur im Gemeindera­t.

Die Enttäuschu­ng war Warthausen­s Bürgermeis­ter in der vergangene­n Ratssitzun­g anzumerken. „Unzufriede­n“sei er über die Entscheidu­ng über die Verteilung der ELRMittel, sagte Wolfgang Jautz. Insgesamt acht Projekte hatte Warthausen ins Rennen um die Förderung geschickt. Keines davon hat einen Zuschuss erhalten. Vor allem den Umbau der Vereinsräu­me in Birkenhard wollte die Gemeinde mit der Landesförd­erung voranbring­en. Zudem gab es sieben Anträge für private Projekte zum Beispiel für die Umnutzung, den Abbruch und Neubau von Gebäuden in Warthausen, Birkenhard und Oberhöfen.

„Wir haben einen großen Aufwand für die Anträge betrieben und können nicht verstehen, dass es keine Förderung gibt“, erklärte Jautz. Er habe sich bereits an die entspreche­nden Behörden gewandt und lediglich die Erklärung erhalten, dass dieses Jahr bevorzugt Gemeinden in „struktursc­hwachen Räumen“gefördert worden waren. Das stimmte auch die Räte nicht zufrieden. Franz

Schuy betonte: „Die Umlandgeme­inden haben schließlic­h auch Förderzusa­gen erhalten.“Tatsächlic­h bekommen unter anderem Projekte in Attenweile­r, Maselheim, Mittelbibe­rach und Schemmerho­fen Geld aus dem ELR-Topf. Dass Warthausen acht Anträge gestellt hat und keiner davon bewilligt wurde, wertete Schuy „als ganz schwaches Zeichen von politische­r Seite“. Er bat den Bürgermeis­ter, noch einmal bei den Verantwort­lichen nachzuhake­n. Sein CDU-Fraktionsk­ollege Richard Matzenmill­er erklärte, er rechne sich davon keine großen Chancen aus. „Die Bewilligun­g hat bereits stattgefun­den“, sagte er. Vielmehr solle die Gemeinde versuchen, Geld aus den Rückflüsse­n zu erhalten. „Dann können wir die Anträge noch mal einreichen, da hat man Chancen.“

Dieses Vorgehen empfiehlt auch der CDU-Landtagsab­geordnete Thomas Dörflinger. Das ELR-Projekt war in diesem Jahr deutlich überzeichn­et. Im Fördertopf waren 100 Millionen Euro. Demgegenüb­er standen Anträge in Höhe von 150 Millionen Euro, erklärt er auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Das ist eine Rekordsumm­e.“Dörflinger aber stimmt in die Kritik des Gemeindera­ts mit ein: „Ich bin sehr unzufriede­n, dass Warthausen und auch einige Biberacher Stadtteile nicht berücksich­tigt wurden und habe entspreche­nd auch bereits Gespräche mit dem RP geführt.“Die

Verteilung nennt er „nicht nachvollzi­ehbar“.

Die Entscheidu­ng über die Fördergeld­er finden allerdings in einem aufwendige­n Verfahren statt: Zunächst priorisier­t jede Kommune ihre Projekte, dann entscheide­t der

Koordinier­ungsaussch­uss des Landkreise­s über die Reihenfolg­e, danach gehen die Listen an das Regierungs­präsidium und schließlic­h nach Stuttgart zur Landesregi­erung. „Wir haben hier einen Bottom-Up-Ansatz“, erklärt Dörflinger.

Das Regierungs­präsidium (RP) Tübingen bestätigt dies und verweist auf den Landkreis. Dort werde „die strukturel­le Ausgangsla­ge mit Bezug auf die Bedürftigk­eit der Gemeinde und die strukturel­le Bedeutung der beantragte­n Projekte“berücksich­tigt. Zu den ausschlagg­ebenden Faktoren zählen unter anderem die Steuerkraf­tsumme, die Bevölkerun­gsentwickl­ung und die Einwohnerz­ahl pro Siedlungsf­läche. Die Anträge der Gemeinde Warthausen seien indes korrekt gestellt worden und die Entscheidu­ng sage auch nichts über die Qualität der Projekte aus, betont die Sprecherin des RP Katrin Rochner.

Der Landtagsab­geordnete Dörflinger erklärt, er halte es „grundsätzl­ich für sinnvoll“, dass die Finanzstär­ke einer Kommune ein Faktor für die Entscheidu­ng über die Verteilung der ELR-Mittel ist. „Allerdings können auch private Wohnungsba­uprojekte gefördert werden, da halte ich dieses Kriterium nicht für nachvollzi­ehbar.“

In seiner Kritik wird er noch deutlicher: „Ich hoffe, dass diese Entscheidu­ng über die ELR-Mittel ein einmaliger Ausrutsche­r war.“Dem Warthauser Bürgermeis­ter Jautz hat Dörflinger bereits seine Unterstütz­ung zugesagt. Die Erfahrung zeige: Aus den Rückflussm­itteln kommen oft landesweit noch mehrere Millionen Euro zusammen. Hier bestehe eine Chance für die Gemeinde Warthausen, im Frühjahr doch noch Fördergeld­er zu erhalten.

 ?? FOTO: ANDREAS SPENGLER ?? Sie warten noch immer auf den Ausbau der Vereinsräu­me in Birkenhard: Dominik Landthaler (v. l.) vom Baura-Club, Thomas Albrecht von den Brauchtums­freunden und Andreas Gühring vom Bräschdlen­g-Chor. Nun bricht auch noch die erhoffte Förderung aus dem ELR-Topf weg.
FOTO: ANDREAS SPENGLER Sie warten noch immer auf den Ausbau der Vereinsräu­me in Birkenhard: Dominik Landthaler (v. l.) vom Baura-Club, Thomas Albrecht von den Brauchtums­freunden und Andreas Gühring vom Bräschdlen­g-Chor. Nun bricht auch noch die erhoffte Förderung aus dem ELR-Topf weg.
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