Schwäbische Zeitung (Biberach)
Sozialstation: Weiß wird Geschäftsführer
36-Jähriger aus Hattenburg tritt sein Amt am 1. September an – Welche Pläne er hat
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OCHSENHAUSEN - Die Ökumenische Sozialstation Rottum-Rot-Iller bekommt einen neuen Geschäftsführer. Alexander Weiß aus Hattenburg tritt diesen Posten zum 1. September an. Der 36-Jährige folgt damit auf Klaus Stuhlmüller, der die Geschäfte seit April vergangenen Jahres übergangsweise lenkt.
Mit der Neubesetzung der Stelle geht bei der Sozialstation eine jahrzehntelange Praxis zu Ende, nach der die Geschäftsführung in den Händen eines einstigen Bürgermeisters lag. Zuletzt war dies bei Peter Züllig der Fall, der sich Ende 2019 zurückgezogen hatte. Dies sei aber „nicht mehr zeitgemäß“, sagt Michael Weber, Vorstandsvorsitzender des Trägervereins. Schließlich sei die Sozialstation mit einem Umsatzvolumen von 3,2 Millionen Euro, rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 500 Stammkunden ein „stabiles mittelständisches Unternehmen“. Deshalb habe sich der Vorstand relativ früh entschieden, die Stelle des Geschäftsführers mit einer Führungskraft aus der Sozialwirtschaft in Vollzeit zu besetzen.
„Zahlreiche gute“Bewerbungen seien für die Geschäftsführerstelle eingegangen, berichtet der Vorstandsvorsitzende. Alexander Weiß habe den Vorstand mit „seinen Qualifikationen und seiner engen Vernetzung in Ochsenhausen und Umgebung“überzeugt. Michael Weber betont, Alexander Weiß, bislang stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Trägervereins, habe aufgrund dessen „keinen Freifahrtschein“erhalten: „Er hat sich im Auswahlverfahren nach den festgelegten Kriterien durchgesetzt.“Die Nachfolge von Weiß im Vorstand soll im November bei der Mitgliederversammlung geklärt werden.
Wie Michael Weber hervorhebt, übernehme der neue Geschäftsführer ein „bestens qualifiziertes Team“. Ein Hauptaugenmerk werde darauf liegen, weitere Mitarbeiter zu gewinnen: „Die Sozialstation will dauerhaft ein attraktiver Arbeitgeber bleiben.“Alexander Weiß sieht dies zugleich als eine seiner zentralen Aufgaben: „Eine unserer wichtigsten Herausforderungen wird künftig sein, ausreichend Pflegefachkräfte zu haben und den Personalstamm kontinuierlich auszubauen.“
Der neue Geschäftsführer bringt eigenen Worten nach „umfangreiche Erfahrungen in der strategischen Unternehmens- und Organisationsentwicklung sowie in der Personalführung“mit. Seit mehr als zwölf Jahren ist er als Führungskraft in einem großen oberschwäbischen Sozialunternehmen tätig. Unter anderem ein „hochmotiviertes Team“und eine „gute Zukunftsperspektive“hätten ihn dazu bewogen, sich als Geschäftsführer der Sozialstation zu bewerben, erzählt Alexander Weiß. Zudem könne er als aktueller Gemeinderat und ehemaliger Kirchengemeinderat auf ein breites Netzwerk zurückgreifen.
Für Michael Weber ein wichtiger Aspekt: „Wir möchten mit den Kommunen und den Kirchengemeinden wieder besser vernetzt sein.“Beleg dafür, dass es diesbezüglich noch Gestaltungsspielraum gibt, sind die zwei vakanten Bürgermeisterstellen im Vorstand des Trägervereins.
Das neue Gremium mit Michael Weber an der Spitze ist mittlerweile seit gut einem Jahr im Amt. Nachdem mit Klaus Stuhlmüller eine vorübergehende Geschäftsführer-Lösung gefunden worden war, ging es laut Weber darum, „Ruhe und Stabilität in die Sozialstation zu bringen“. Altlasten hätten aufgearbeitet werden müssen: „Es sah schlimm aus, alle waren verunsichert“, macht Michael Weber keinen Hehl über den seinerzeitigen Zustand. Ein Jahr später blickt er zufrieden auf das seither Bewältigte und Angestoßene. „Die Sozialstation ist in einem rundum guten Zustand: Der Vorstand funktioniert, die Geschäftsführung ist in guten Händen, die wirtschaftliche Lage ist sehr gut, die Auswirkungen der Corona-Krise haben wir so gut es geht im Griff.“Positive Rückmeldungen habe es sowohl vonseiten der Mitarbeiter als auch der Kunden bei einer Befragung gegeben.
Bei der Frage, wo künftig der Schwerpunkt der Sozialstation liegen soll, muss der designierte Geschäftsführer nicht lange überlegen: „Im ambulanten Bereich.“Es gehe um „niederschwellige Angebote für die Menschen in der Region“. Vorzugsweise auch in Kooperation mit den Gemeinden, beispielsweise bei
Betreuungsgruppen oder betreutem Wohnen. „Ein Ziel der Sozialstation wird immer sein, ein verlässliches und vielfältiges Leistungsangebot für die Menschen in der Region Rottum-Rot-Iller bereitzustellen.“
Michael Weber ergänzt, dass es keine Angebote gebe, die aufgegeben werden sollen. „Im Gegenteil, wir wollen unsere Angebote ausbauen.“Einig sind sich Weiß und Weber auch darin, dass eine Übernahme – wie sie 2019 im Raum stand und für viel Unruhe gesorgt hatte – nicht infrage kommt. „Der Verein ist die beste Trägerform“, unterstreicht Michael Weber.
Eine weitere wichtige Entscheidung soll im Übrigen in den kommenden Wochen fallen. Die Sozialstation ist auf der Suche nach einer Alternative zu den in die Jahre gekommenen Räumen in der ehemaligen Ochsenhauser Kreisklinik. „Wir sind schon relativ weit“, sagt Michael Weber. Details wolle er zum jetzigen Zeitpunkt zwar noch nicht nennen. Er gehe aber davon aus, dass bis April Vollzug vermeldet werden könne. Ende des Jahres, so der Plan, solle die Sozialstation dann umziehen.